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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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hätte ohne den Rat seines engsten Vertrautenkreises nichts unternommen«, gab Robert zu bedenken. »Er lässt sich stets von stärkeren Männern leiten, die wiederum miteinander darum kämpfen, ihre eigene Macht zu sichern. Die Beaumonts versuchen, den Einfluss des Bischofs von Winchester auf Stephen zu untergraben. Du weißt ja, wie gern unser Vetter Erzbischof werden wollte, aber das haben sie verhindert.«
    Matilda schnaubte. Vetter Henry hatte Stephen in der Erwartung, sein oberster Berater und später Erzbischof von Canterbury zu werden, auf dem Weg auf den Thron von England unterstützt, aber seine Pläne waren von den Beaumont-Brüdern Waleran und Robert vereitelt worden. Ihr Wunschkandidat Theobald of Bec war gewählt worden, Henry leer ausgegangen. Adeliza hatte geschrieben, Bischof Henry schäume vor Wut, weil er diese Entscheidung als unfassbare Kränkung empfinde.
    »Meinst du, man kann noch einen größeren Keil zwischen ihn und Stephen treiben?« Matilda war nachdenklich geworden. Ihr Zorn floss nun wie dunkles Gift durch ihre Adern. »Ich würde Henry of Blois nicht eine Sekunde lang über den Weg trauen, aber er könnte sich trotzdem für uns als nützlich erweisen.«
    »Ich werde ihm einen ganz unverfänglichen Brief schreiben«, erwiderte Robert. »Ein wenig Diplomatie schadet nicht, und Schmeichelei glättet die Wogen. Beides wäre von Vorteil.«
    Matilda nickte knapp. »Tu, was du kannst.« Sie versuchte, die Nachrichten aus Rom zu verdrängen. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass sich auf ihrem Weg Hindernisse vor ihr auftaten, und jedes Mal, wenn sie auf ein neues stieß, bemühte sie sich, es zu überwinden, weil Recht Recht blieb und sie für ihren Sohn kämpfen musste. Stephens hinterhältige Taktiken und falsche Eide verhärteten nur ihre Seele und verstärkten ihre Entschlossenheit, ihn zu Fall zu bringen.
    In Arundel saß Adeliza in ihrer sonnendurchfluteten Wochenbettkammer am Fenster und strich über ihren Bauch, der so rund war wie der volle Mond. Sogar jetzt, Mitte des neunten Monats, musste sie sich immer noch vergewissern, dass sie nicht träumte; dass wirklich neues Leben in ihr heranwuchs. Sie war schon während der ersten Wochen ihrer Ehe schwanger geworden. Gott muss uns wahrlich gewogen sein, dachte sie. Nach fünfzehn unfruchtbaren Jahren mit Henry hatte Will auf Anhieb ein Kind mit ihr gezeugt. Ihre Blutung war sofort ausgeblieben. Und das Eigenartige war, dass Will keinen einzigen Bastard in die Welt gesetzt hatte, Henry dagegen über ein Dutzend.
    Will musste jeden Tag vom Hof zurückkehren. Er hatte an einer Versammlung in Oxford teilgenommen, die der König einberufen hatte, um über Regierungsangelegenheiten zu diskutieren.
    Adelizas Bauch verhärtete sich unter ihrer Handfläche, und sie spürte einen leisen Schmerz im Rücken. Sie verlagerte ihr Gewicht auf der Bank ein wenig und entlastete den Rücken mit einem großen Kissen. Auf dem Polster neben ihr lag ein Stapel Skizzen. Sie nahm sie und betrachtete sie erneut. Da Will dank ihrer Heirat über ein beachtliches Einkommen verfügte, hatte er mehrere Bauprojekte in Angriff genommen. Arundel hatte einen neuen runden steinernen Bergfried erhalten, der vor zwei Wochen fertiggestellt und dessen Fundament im ersten Monat ihrer Ehe gelegt worden war, und auf Wills Landsitz Rising in Norfolk entstand eine prächtige Burg. Rising bestand fast nur aus Schafweiden und Parkland, da der karge Boden sich für Ackerbau nicht eignete. Will hielt den Besitz für ideales Jagdgelände und für einen auch einer Königin würdigen Rückzugsort. Sie hatten ihn an einem klirrend kalten Januartag besucht, um alles in Augenschein zu nehmen und mit der Planung zu beginnen. Der Grundstein war im späten Februar gelegt worden, als die Abende allmählich länger wurden, und den regelmäßigen Berichten aus Norfolk entnahm Adeliza, dass die Arbeiten rasch voranschritten.
    Der Schmerz kehrte zurück, breitete sich über Hüften und Leistengegend aus und verschwand wieder. Sie blickte aus dem offenen Fenster und sah zwei von Wills Vorreitern durch das Tor galoppieren. Dann würde er selbst bald eintreffen. Adeliza stand auf, um eine Zofe mit einer Botschaft zum Haushofmeister zu schicken. Doch plötzlich verspürte sie tief in ihrem Körper ein merkwürdiges Gefühl, gefolgt von einem Wasserschwall zwischen ihren Schenkeln, der ihr Hemd und Gewand durchweichte, sich in die Binsen ergoss und dort kleine Pfützen hinterließ. Der Schmerz wurde

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