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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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aus.
    »Sire, das wäre unklug.« William D’Ypres schüttelte den Kopf. »Sie sind uns zahlenmäßig überlegen. Es ist besser, zum Rückzug zu blasen oder sich hinter den Stadtmauern zu verschanzen.«
    »Auf keinen Fall!«, brauste Stephen auf. »Ich werde vor Robert FitzRoy und Ranulf of Chester und seinem Bruder, dieser Ausgeburt der Hölle, keinen Zoll zurückweichen. Ich bin der gekrönte König, und ich habe genug von diesen Männern. Lassen wir Gott entscheiden.«
    »Sire, selbst Gott braucht Beistand«, versetzte D’Ypres. Die anderen Barone nickten zustimmend. »Vielleicht war das, was in der Kathedrale geschehen ist, eine Warnung. Ihr solltet Euren Entschluss noch einmal überdenken.«
    »Ich sagte nein!« Stephen hieb mit der Faust auf den Tisch. »Wir werden kämpfen und diesen Aufstand ein für alle Mal niederschlagen. Ich bin der gesalbte König von England, und ich werde mir Gehör verschaffen.« Sein bohrender Blick ge mahnte, dass jeder seine Pflicht zu erfüllen hatte. »Seid ihr schwache, abergläubische Narren und alte Weiber, die vor Angst schlottern? Geht und ruft Eure Männer zusammen! Wenn die Feinde den Witham überqueren, treten wir ihnen entgegen.«
    Als die Barone die Kammer verließen, um ihre Krieger aufmarschieren zu lassen, rief Stephen Will zu sich.
    »Ich möchte, dass Ihr bei den Belagerungsgeräten bleibt und verhindert, dass uns die Garnison hinterrücks angreift.«
    »Sire«, erwiderte Will, presste die Lippen grimmig zusammen und wandte sich ab, um auf seinen Posten zurückzukehren.
    »Er will es also auf eine Schlacht ankommen lassen«, stellte Wills oberster Sergeant Adelard le Flemyng fest, als Stephen seine gesamte Armee aus dem Belagerungslager heraus und auf die Stadttore zuführte.
    Will schnitt eine Grimasse. »So sieht es aus.«
    Adelard machte ein bedenkliches Gesicht. »Haltet Ihr das für klug?«
    Will zuckte die Achseln. Stephen hatte noch nie zu den Männern gehört, die in Ruhe über andere Möglichkeiten nachdachten. Diese Aufgabe fiel seinem Bruder zu, dem Bischof von Winchester. Das Verhältnis zwischen dem König und dem Bischof hatte sich merklich abgekühlt. Wenn Stephen mit einem Problem konfrontiert wurde, nahm er es ohne Umschweife in Angriff. »Eigentlich nicht, aber Gloucester geht ein ähnliches Risiko ein. Seine walisischen Söldner verleihen ihm eine zahlenmäßige Übermacht, aber sie sind unerfahren und werden sich im Kampf nicht bewähren.«
    »Aber trotzdem … so viel aufs Spiel zu setzen …«
    »Der König wird schon wegen seines Vaters keinen Rückzug zulassen«, sagte Will.
    »Wegen seines Vaters?« Adelard sah ihn verwirrt an.
    »Er wurde im Heiligen Land der Feigheit bezichtigt. Man warf ihm vor, er wäre vom Schlachtfeld geflüchtet, statt dem Feind die Stirn zu bieten. Stephen würde lieber sterben, als des gleichen Vergehens bezichtigt zu werden. Was auch geschehen mag, er wird sich nicht ergeben.«
    »Aber was, wenn er unterliegt?«
    Will blickte sich im Lager um. Darüber hatte er selbst schon nachgedacht. Er war kein Deserteur, aber er dachte pragmatisch, und er trug die Verantwortung für die Männer, die unter seinem Befehl standen und von denen nicht alle reich waren, um hohe Lösegeldsummen entrichten zu können, falls es so weit kommen sollte. »Sag den Männern, sie sollen ihre Waffen und ihre Ausrüstung griffbereit haben«, sagte er. »Und sorg dafür, dass sie Proviant einpacken und ihre Wasserschläuche füllen.«
    Brian befand sich mitten im Kampfgetümmel, als donnerndes Gebrüll erscholl. Die Mitte von Stephens Truppen war auseinandergebrochen. Sein Rückhalt, darunter auch die von William D’Ypres und fünf Earls befehligten Soldaten, waren geflohen und hatten Stephen im Stich gelassen. Er hatte kein Pferd mehr und war den Angriffen schutzlos ausgesetzt.
    Brian ließ sein Schwert in einem hohen Bogen niedersausen, und als es sich tief in menschliches Fleisch fraß, wurde ihm übel, weswegen er den Druck verstärkte, um das Gefühl auszulöschen. Wieder und wieder blitzte seine Klinge auf, und er spornte seine Männer mit einem aggressiven Tonfall in der Stimme an, der seine Furcht und seinen Abscheu verbarg und nach außen wie Kampfeifer klang. Es war, als habe er sich von seinem Körper gelöst und beobachte einen Fremden in einer schwarzen Rüstung, der erbarmungslos auf seine Gegner einhieb. Er fühlte sich an einen Schlachttag bei einem Metzger erinnert. Seine Feinde waren nichts als Vieh, dessen Blut an seinem

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