Die Hueterin der Krone
aufeinander.
»Da wäre noch die Frage der Kirche von Ogbourne«, sagte sie. »Ich würde sie gerne den Mönchen von Bec überlassen.« Sie setzte den zappelnden kleinen Hund auf den Boden.
»Das halte ich für eine gute Idee«, antwortete er, während er sich anschickte, seine dicke Reisetunika mit einer aus feinerer, leichterer Wolle zu vertauschen. »Die Kaiserin wird erfreut sein, Bec ist ihre bevorzugte Priorei.« Wärme breitete sich in seiner Magengegend aus, als er von Matilda sprach.
Maude legte den Kopf schief und verschränkte die Arme.
»Wie ist sie denn?«
»Die Tochter ihres Vaters«, erwiderte er. »Sie hat keine Geduld mit Dummköpfen, und sie wirkt majestätisch und elegant – durch und durch eine Kaiserin.« Es hatte keinen Sinn, ihr von Matildas Energie, ihrem scharfen Verstand und ihrer Schönheit zu erzählen, weil Maude es ohnehin nicht verstehen würde und weil er diese Beschreibungen für sich behalten wollte, um sie wie einen persönlichen Schatz zu hüten.
»Wird der König sie als seine Erbin einsetzen?« Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Das muss seine Absicht sein. Seine Konkubinen haben ihm genug Töchter geboren, die er verheiraten kann, um Bündnisse zu schließen. Er verfolgt ein größeres Ziel mit ihr, warum hätte er sie sonst aus Deutschland zurückholen sollen?«
Brian nickte. Seine Frau erwies sich oft als erstaunlich scharfsinnig. Sie mochte sich ja nicht in der Welt des Hofes bewegen, aber sie pflegte die richtigen Schlüsse zu ziehen. »Es ist eine Möglichkeit von vielen«, sagte er. »Im Moment hält er sich alle Türen offen.«
»Er wird von ihr erwarten, Söhne zu gebären …« Maude betonte die letzten drei Worte, und ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an.
Brian entschuldigte sich, ehe sie sich in einen endlosen langweiligen Vortrag über Blutlinien stürzen konnte; er musste sich noch um eine ganze Reihe von Dingen kümmern. Sein Burgvogt William Boterel brachte ihn bezüglich der jüngsten Bauprojekte auf den neuesten Stand. Er begutachtete die Lieferung Eichenholz, die zur Verstärkung der Burgtore bestimmt war, und inspizierte die Vorratskammern; er sprach über Nach schub, den es zu beschaffen galt, und über die Notwendigkeit, eine andere sichere Unterbringungsmöglichkeit als das Burgverlies für Waleran de Meulan zu finden, der als streng bewachter »Gast« hierbleiben sollte. Er besuchte die Garnisons soldaten und unterhielt sich mit ihnen, dann zog er sich in seine Kammer zurück, um bis zum Abendessen über Büchern und Urkunden zu brüten. Währenddessen dachte er kein einziges Mal an seine Frau.
Als sie sich in der großen Halle zum Essen trafen, hatte Maude ihr schlichtes Kleid doch noch mit einem sauberen aus grüner Wolle vertauscht und trug einen Leinenschleier im englischen Stil, der ihr breites, rundes Gesicht umrahmte. Wangen, Stirn und Kinn schimmerten rosig, als hätte sie sie gründlich geschrubbt. Während sie Reh mit Weizenbrei und Pilzen verzehrten, beschrieb sie ihm ihren täglichen Tagesablauf in allen Einzelheiten. Er ließ ihren Wortfluss über sich ergehen und versuchte, ihn als beruhigend statt als unendlich langweilig zu empfinden. Maude war eine gute Frau, und wenn er sie nicht geheiratet hätte, würde er jetzt nicht so viele Reichtümer sein Eigen nennen. Sie führte seinen Haushalt und bot ihm einen Zufluchtsort vor den Intrigen des Hofes. Hier war das Leben vorhersehbar, aber sicher verankert; er musste nicht ständig aufmerksam zuhören und jedes einzelne Wort abwägen. Er erzählte ihr von Waleran und dass er in Wallingford festgehalten werden würde, bis der König der Meinung war, dass er keine Gefahr mehr darstelle, und ihn freiließ.
»Ich habe William angewiesen, eine feste Tür mit Schlössern und Riegeln zu bestellen. Er steht unter striktem Hausarrest, bis der König etwas anderes anordnet.«
Sie sah ihn überrascht, aber ohne einen Anflug von Furcht an. »Was für eine Schande«, seufzte sie. »Warum müssen Männer immer wegen vollkommen belangloser Dinge Kämpfe austragen? Wenn die Hennen nicht mehr legen oder unter den Schafen eine Seuche ausbricht, ist das ein viel größerer Grund zur Sorge als die Frage, wer nun gerade auf dem Thron sitzt. Ich kannte Waleran de Meulan schon, als er noch ein dummer Junge ohne jeglichen Bartansatz war.«
»Und heute, als erwachsener Mann, ist er auch nicht klüger«, gab Brian kurz angebunden zurück. »Er hätte nicht zu dieser Rebellion
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