Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
geben.«
    Seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Aber mein Onkel Robert kann es.«
    »Und er müsste das Geld aus einem anderen Topf abzweigen. Frag ihn, wenn du willst, aber ich kann dir jetzt schon sagen, wie seine Antwort ausfallen wird. Er hat genug Kummer mit seinem eigenen Sohn und keine Zeit für die Rebellionen anderer hitzköpfiger junger Männer.« Sie nahm seine schlanken, noch jungen und nicht vom Kampf gehärteten Hände. Seine schmalen Handgelenke waren mit Sommersprossen übersät und mit feinen Haaren bedeckt. »Bring deine Männer nach Hause und bitte deinen Vater, ihnen ihren Sold auszuzahlen, und wenn du schon einmal dabei bist, bitte ihn auch gleich, mir mehr Geld zu schicken, ich brauche es dringend.«
    Henrys Züge verhärteten sich.
    Geoffrey würde außer sich vor Wut sein, dachte sie, aber das ist der Preis, wenn man ungehorsam ist. »Jede Tat hat Folgen«, sagte sie, »und du musst lernen, sie zu akzeptieren und das nächste Mal gründlich nachzudenken, bevor du etwas unternimmst.«
    »Und wie war es in Westminster, Mama?«, fragte er herausfordernd.
    »Ich lasse dich an meiner im Nachhinein gewonnenen Weisheit teilhaben. Lerne aus deinen Fehlern und denen anderer. Manchmal sind solche Lektionen hart, wie ich aus Erfahrung weiß und was du gerade herausfindest.«
    Seine Augen wurden schmal, und er fixierte sie wieder mit einem eigentümlich wissenden, berechnenden Blick. »Ich habe voreilig gehandelt«, räumte er ein. »Und ich werde gründlich nachdenken.«
    Matilda gewann den Eindruck, dass Henry aus ihrem Gespräch tatsächlich etwas gelernt hatte. Aber sie war nicht sicher, ob es das war, was sie ihm hatte vermitteln wollen. Er wirkte nämlich keineswegs betreten, sondern vielmehr entschlossen und eigensinnig.

53
    März 1147
    Will saß mit Stephen, Robert de Beaumont, Earl of Leicester, und dem Verwalter William Martel bei einem Würfelspiel. Draußen brach die Dämmerung an diesem trüben Märztag an, und die Diener zündeten neue Kerzen an und füllten Öl in die Lampen. Die Fensterläden waren zum Schutz vor der bitteren Kälte geschlossen, und der alte Mann, der für einen Tageslohn von vier Pence das Feuer zu schüren hatte, legte immer wieder Holzscheite und Kohlen nach. Nach dem Wildbreteintopf und den Früchten in Honig breitete sich in allen eine behagliche Wärme aus. Stephen befand sich in einer wohlwollenden, mitteilsamen Stimmung. Die Furcht vor einer drohenden Gefahr aus der Normandie hatte sich als unbegründet erwiesen; der junge angevinische Lord und seine Söldnerhorde waren nicht mehr gesichtet worden, seit sie bei Purton und Cricklade in die Flucht geschlagen worden waren.
    Will warf einen Sechserpasch und strich mit einem triumphierenden Lachen den auf dem Tisch liegenden Haufen Silbermünzen ein.
    »Reicht das, um noch ein paar Luxuslatrinen zu bauen?«, spöttelte Leicester. Alle hatten sich köstlich über die Extravaganzen amüsiert, mit denen Will Rising ausgestattet hatte.
    »Ihr seid ja nur neidisch«, erwiderte Will gleichmütig. »Oder Eure Frau ist es.«
    Leicester verdrehte die Augen. »Ich wage nicht, ihr davon zu erzählen, sonst gäbe es kein Halten mehr. Gott sei dank ist Eure Burg ziemlich abgelegen, D’Albini. So besucht sie Euch wenigstens nicht und liegt mir hinterher mit ausgefallenen Wünschen in den Ohren.«
    Will zuckte die Achseln. »Die Burg ist mein sicherer Hafen«, sagte er. »Ein Ort, wo ich Schönes schaffen kann, um meiner Frau eine Freude zu machen, und wo ich nicht gestört werde.«
    »Wie geht es Eurer Frau denn?«, erkundigte sich Stephen.
    Will schwieg einen Moment. Stephens Blick wurde schärfer.
    »Sie ist vor kurzem aus dem Wochenbett aufgestanden«, erwiderte Will endlich. Er machte sich große Sorgen um Adeliza, die bei seiner Abreise immer noch sehr schwach gewesen war.
    »Ihr habt den Jungen Henry genannt, nicht wahr?«
    Will errötete. »Meine Frau hat den Namen ausgewählt – nach ihrem ersten Mann, dem König.«
    »Natürlich«, entgegnete Stephen verbindlich und griff nach den Würfeln. »Noch ein Spiel?«
    Ein Diener betrat die Kammer, eilte zum Spieltisch hinüber, beugte sich zum König und murmelte ihm etwas ins Ohr.
    Stephens Augen wurden groß, dann lachte er bellend auf. »Bring ihn herein.« Als der Diener sich entfernte, blickte Stephen seine Gefährten an. »Als ich ein weiteres Spiel vorschlug, hatte ich eigentlich nicht dieses im Sinn. Es sieht nämlich so aus, als wäre mein Neffe aus Anjou hier, um mir

Weitere Kostenlose Bücher