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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Geldbeutel ruhte.
    Henry nickte. Vor Anspannung verspürte er ein Brennen in der Magengegend. Der Stein war ins Rollen gekommen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er drehte sich um und betrachtete seine kostbare Cäsar-Statue. Kauf und Transport hatten ihn fast hundert Mark gekostet, aber sie war den Preis wert gewesen, denn in England war sie eine Rarität, von der neidische Besucher häufig sprachen, und für ihn stellte sie ein Symbol der Herrschergewalt dar.
    Henry kehrte in seine Kammer zurück und kniete vor seinem kleinen Privataltar nieder. Er blickte auf den gekreuzigten Christus, entzündete eine Kerze und warf sich zu Boden. Manchmal musste auch ein König sterben, wenn es dem Wohle anderer diente.
    »Hier«, sagte Adeliza. »Das habe ich für dich gemacht.« Sie hielt Henry die Haube hin, die sie ihm für seinen nächsten Jagdausflug genäht hatte. »Willst du sie anprobieren und sehen, ob sie passt?«
    Angesichts der Ungeduld in seinem Gesicht wurde ihr kalt. In der letzten Zeit war es sehr schwer, an ihn heranzukommen. Er war dauernd mit Regierungsangelegenheiten beschäftigt und stattete ihrer Kammer noch seltener einen Besuch ab. Wenn sie mit den Höflingen zusammen speisten, gab er sich schroff und distanziert. Er schien beschlossen zu haben, sich nicht mehr die Mühe zu machen, sich mit ihr abzugeben, da ja nun so gut wie feststand, dass sie ihm kein Kind schenken konnte.
    Etwas von ihren Gedanken musste sich in ihrem Gesicht widergespiegelt haben, denn er nahm sich zusammen und rang sich ein Lächeln ab.
    »Eine schöne Arbeit«, lobte er. »Sie wird meinen Kopf warm halten, wenn der Frost einsetzt.« Er setzte die Haube auf und gestattete ihr, den unteren Teil um seine Schultern zu drapieren, aber sie spürte seine Anspannung. Er brannte darauf, zu jagen und in seiner Jagdhütte bei Lyons-la-Forêt politische Treffen abzuhalten. Abgesehen von Hofkonkubinen und Wäscherinnen hatten Frauen dort nichts verloren.
    In dem Vorraum ließ ein Knappe laut klirrend ein paar Eberspeere fallen und wurde von einem Kammerherrn ausgescholten. Henry nahm die Haube ab und befahl einem Diener, sie einzupacken.
    »Du solltest auch deine Sachen zusammenzupacken«, sagte er zu Adeliza. »Ich möchte Weihnachten wieder in England sein, wenn sich das Wetter hält, um die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, die mir meine vermaledeite Tochter und ihr Mann bereiten.« Seine Miene verdüsterte sich.
    »Hoffentlich gelingt dir das«, erwiderte Adeliza voller Inbrunst. »Ich wünsche dir eine reiche Jagdbeute und dass du Lösungen für deine Probleme findest.« Sie machte einen Knicks.
    »Wenn die Jagd in Lyons nicht erfolgreich ist, entlasse ich meine Wildhüter«, knurrte er. »Und was die Lösungen meiner Probleme angeht … ich werde die Sache zu einem Ende bringen, so oder so.« Er küsste sie und tätschelte ihre Wange. »Zieh deinen Hermelinpelz an und verabschiede uns draußen.«
    Er verließ das Zimmer, während er seinen Dienern Anweisungen zubrüllte. Adeliza bat eine ihrer Zofen, ihren Umhang zu holen. Sie war nachdenklich gestimmt. Die andauernde Rebellion in der Normandie war Henry ein Dorn im Auge; sie vereitelte seine Pläne, und das machte ihn noch reizbarer. Matilda und Geoffrey machten keine Anstalten nachzugeben, und Adeliza glaubte auch nicht, dass dies in absehbarer Zeit der Fall sein würde. Die vier umstrittenen Burgen machten jeglichen Fortschritt zunichte.
    In ihren weichen Hermelinpelz gehüllt verließ sie die Wärme ihres Kaminfeuers und begab sich hinaus in die trübe Kälte des Novembermorgens. Diese Zeit war für Henry immer schwierig, denn jetzt jährte sich bald der Tag, an dem sein einziger legitimer Sohn und Erbe und zahlreiche seiner anderen Nachkommen von verschiedenen Mätressen auf der Überfahrt von der Normandie nach England ertrunken waren. Henry hatte in der Öffentlichkeit selten darüber gesprochen, aber sie wusste, wie viele Stunden er kniend im Gebet verbracht hatte und wie schwer es ihm zu schaffen machte, dass er zur Gedächtnismesse nicht in Reading sein konnte. Laut seinem Kaplan litt der König unter Albträumen. Er träumte, dass eine Verschwörergruppe von Rittern, Bischöfen und gemeinen Dienern ihn ermordete.
    Im Hof wimmelte es von Männern, Pferden und Hunden. Schlanke Jagdhunde mit breiten Lederhalsbändern, bissige, kampfeslustige Terrier, Bluthunde mit hängenden Lefzen und Schlappohren und Windspiele zerrten an ihren Leinen und veranstalteten einen Höllenlärm.

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