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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Beaumonts und der Bischof von Winchester wetteifern darum, den König zu beherrschen, und der Bischof von Salisbury ist mit seinen eigenen Plänen beschäftigt, weil er fürchtet, den Zugriff auf die Schatzkammer zu verlieren. Winchester hat ein Auge auf das Erzbistum Canterbury geworfen, das zur Verfügung steht, wenn William de Corbeis stirbt – und das kann nicht mehr lange dauern, denn Corbeis ist sehr gebrechlich, aber die Beaumonts wollen einen eigenen Kandidaten ins Spiel bringen. Der Earl of Gloucester und William D’Ypres sind sich gleichfalls nicht einig. Und manche, die allein aufgrund der Umstände dem König die Treue halten, warten nur auf eine Gelegenheit, die Seiten zu wechseln.«
    »Und Brian of Wallingford?« Tief in ihrem Inneren setzte ein nagender Schmerz ein, weil auch er seinen Schwur gebrochen und sie verraten hatte.
    »Er hat sich kaum in der Gesellschaft des Königs blicken lassen, Herrin. Anscheinend muss er sich um seine Landsitze kümmern, aber ich denke eher, dass er ebenfalls vom Hof verdrängt worden ist.«
    Demnach gab es Konflikte, die sie sich zunutze machen konnte. Matilda wollte später darüber nachdenken. Spalten und erobern. Hoffentlich tat Robert genau das an Stephens Hof und ließ sie nicht im Stich. Bevor sie nach England reiste, musste sie ihre Position festigen. Von diesem entlegenen Winkel der Südnormandie aus zuzuschlagen war unmöglich.
    »Der Graf von Anjou bereitet einen Feldzug vor«, teilte sie de Redvers mit. »Bleibt hier und lasst Eure Waffen und Rüstungen reparieren, und schließt Euch ihm an, wenn er die Grenze überquert. Er kann erfahrene Truppen brauchen.«
    »Aber ich diene Euch, Herrin.« Baldwin runzelte die Stirn.
    Sie bedachte ihn mit einem dünnen Lächeln. »Das weiß ich zu schätzen, und dafür gebührt Euch meine aufrichtige Dankbarkeit. Doch im Moment dient Ihr mir am besten, wenn Ihr Euch mit meinem Mann zusammentut. Wenn ich nach England komme, werde ich Euch zum Earl ernennen, und Ihr werdet alles zurückerhalten, was Euch genommen wurde – und mehr.«
    Er verzog grimmig das Gesicht. »Ich tue dies nicht, um meinen Reichtum und mein Ansehen zu retten, sondern weil ich bei meiner Ehre einen Eid geschworen habe, von dem mich erst der Tod entbindet.«
    »Gott segne Euch«, murmelte Matilda. Sie musste schlu cken, weil sich in ihrer Kehle ein Kloß gebildet hatte. So viele hatten geschworen, aber so wenige hatten ihr Wort gehalten, selbst die nicht, die sie liebte und denen sie vertraute. Jeder war nur auf seinen Vorteil bedacht, daher bewegte es sie tief, dass de Redvers allein aus Gründen der Loyalität handelte.
    Matilda schob den Fuß in Baldwins gewölbte Hand und ließ sich in den Sattel helfen. Ringsum saßen die Männer von Argentan zum Aufbruch bereit auf ihren Pferden. Die Morgensonne fing sich in Kettenhemdringen und Lanzenspitzen, sodass die Menge aussah wie ein Schwarm riesiger silbriger Fische. Pferde stampften mit den Hufen und wieherten, Banner flatterten im Herbstwind.
    Die Kinderfrauen hielten Henry und den kleinen Geoffrey in die Höhe, damit sie den Aufbruch der Truppe verfolgen konnten. Sogar das Baby ruhte warm verpackt im Arm seiner Amme. Matilda blickte sich über die Schulter hinweg zu ihren Söhnen um, dann drehte sie sich entschlossen wieder um. Am Abend zuvor war ein Kundschafter von Geoffrey eingetroffen und hatte sie gebeten, so schnell wie möglich Verstärkung nach Lisieux zu bringen. König Stephen hatte eine von Waleran de Meulan angeführte Armee ausgeschickt, um die Stadt zu verteidigen, und es bestand die Gefahr, dass Waleran kehrtmachte und Argentan bedrohte. Matilda hielt das für eher unwahrscheinlich, weil sie eine starke Kontrolle über die von ihr beherrschten Gebieten hatte, aber sie wagte es nicht, die Möglichkeit ganz auszuschließen.
    Geoffreys Feldzug hatte nur teilweise unter einem glücklichen Stern gestanden. Er hatte Carrouges und Asnabec ohne Mühe eingenommen. Montreuil hatte Widerstand geleistet, Le Montiers sich ergeben. Geoffrey hatte kurz davor gestanden, Lisieux zu erobern, als de Meulan mit einem starken Truppenkontingent eingetroffen war und ihm den Weg versperrt hatte.
    Als im Osten die Morgendämmerung anbrach, ritt Matildas Verstärkungstrupp im Schritttempo auf das fünfundzwanzig Meilen entfernte Lisieux zu. Sie widerstand dem Drang, die Geschwindigkeit zu erhöhen; sie mussten mit den Kräften der Pferde haushalten, falls es bei ihrer Ankunft gleich zum Kampf kam. Sie konnte

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