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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Gefangenen ließen sich im V erschlag erschöpft zu Boden sinken. Den Rücken an die Bretterwände gelehnt schlossen zwei der Männer die A ugen, der andere starrte blicklos in den Raum hinein. Eine der beiden Frauen hatte T ränen in den A ugen. Die andere hingegen wirkte überraschend ruhig. Sie hatte Jordi entdeckt, der in einer Ecke kauerte, und kam zu ihm.
    »Warum sperren sie uns hier ein? W as haben sie mit uns vor?«, fragte sie geradeheraus. Ihre A ugen waren hellblau und auf ihren W angen zeigten sich fast ebenso viele Sommersprossen wie bei Jordis Schwester Jamira. Um die Haare hatte sie ein dunkelgrünes T uch geschlungen, ganz so wie Jamira es für die Feldarbeit immer getan hatte. Das vertraute A ussehen und der T onfall ließen Jordi sofort Zutrauen zu der jungen Frau fassen.
    »Sie werden uns töten«, sagte er und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Wann?«
    »Wenn die Sonne das zweite Mal aufgeht.«
    »Warum?« Die junge Frau runzelte die Stirn und schaute Jordi an. »Bist du ein Unreiner?«, fragte sie.
    »Nein.« Jordi schüttelte den Kopf. »Und ihr?«
    »Wir auch nicht.« Die Frau schaute ihn prüfend an. »Warum wollen sie dich töten? Du bist doch noch ein Kind.«
    »Weil ich Dinge gehört habe, die niemand wissen soll.«
    »Interessant.« Die Frau wechselte die Sitzhaltung und schaute ihn aufmerksam an. »Ich bin Saika«, stellte sie sich vor.
    »Und ich bin Jordi. Ich bin ein Elev. Eigentlich sollte ich mal ein Hüter werden, aber die Hüter sind tot und …«
    »Tot?« Seika zog scharf die Luft durch die Zähne. »Bei den Göttern! A lle?«
    »Alle.« Jordi nickte matt.
    »Aber wie …?«
    »Es war ein Unfall. Sie sind ertrunken.«
    Inzwischen waren auch die anderen hinzugekommen. Sie hatten sich im Halbkreis vor Jordi und Seika gesetzt und lauschten gebannt. »Erzähl uns mehr davon«, bat einer der Männer. »Erzähle uns alles, was du weißt.«
    Jordi überlegte kurz. »Also gut. Ich habe ohnehin nichts mehr zu verlieren.« Das klang mutiger, als er sich fühlte und älter, als er war, aber das war ihm gleichgültig. Nach der langen, einsamen Zeit im V erschlag war er froh, nicht mehr allein zu sein und so würde er wenigstens für einen A ugenblick von den Gedanken an den nahen T od abgelenkt werden. »Es geschah am Nebelsee«, begann er zu erzählen. »Die Hüter fuhren mit der Barke auf den See hinaus, um die Eleve Jemina abzuholen …«
    »… Nach allem, was ich mitbekommen habe, will Corneus dieses Zauberbuch aus der Hohen Feste in seinen Besitz bringen«, schloss Jordi wenig später seinen Bericht. »Wenn Jemina es für ihn geholt hat, sollen die Drachenreiter sie töten, damit Corneus die Schatten mit Hilfe seines Zaubers selbst vernichten kann. Und dazu muss er uns töten.« Er fröstelte, als er daran dachte, dass Jemina vielleicht schon längst tot war.
    »Nun, dann ist unser T od wenigstens nicht vergebens«, folgerte einer der Männer. »Wir sterben, um das A usbrechen der Schatten zu verhindern und den Frieden in Selketien zu bewahren.« Er lächelte. Der Gedanke, dass sein T od einen Sinn hatte, schien ihn zu beruhigen.
    »Die Schatten dürfen nicht entkommen«, pflichtete ihm eine der Frauen bei. »Wenn wir auch unser Leben dafür geben müssen, so ist es doch für einen guten Zweck.«
    »Aber es ist nicht nötig, dass wir sterben«, versuchte Jordi den anderen seine Sicht der Dinge zu erläutern. »Versteht ihr das denn nicht? Jemina und die anderen Eleven könnten die Schatten auch im Berg halten, wenn wir einen neuen Zirkel gründen. Corneus setzt aber alles daran, dies zu verhindern, weil er der Retter des Landes sein will. Darum muss Jemina sterben – und wir auch.«
    »Er wird sicher gute Gründe für sein Handeln haben«, warf ein anderer Mann ein, der neben Seika hockte. »Die Magier haben es immer gut mit uns gemeint.« Die anderen nickten zustimmend, nur Seika schaute nachdenklich.
    »Was ist mit dir?«, fragte Jordi.
    Seika seufzte. »Ich würde gern noch ein wenig weiterleben. Ich kann zwar nichts V erwerfliches an Corneus’ Plan entdecken, aber ich habe zwei kleine Kinder, die mich brauchen.«
    »Es ist deine Pflicht, den Magiern zu dienen!«, mischte der erste Mann sich in das Gespräch ein. »Wenn wir unser Leben nicht hingeben, wird Selketien wieder im Krieg ertrinken. Not und Elend werden unser V olk heimsuchen und auch deine Kinder dahinraffen. Ist es das, was du willst?«
    Seika seufzte. »Mein V erstand sagt mir, dass du

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