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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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um. Er hatte Glück, außer den W achen war niemand dort.
    Ein schmaler Gang, nur ein kleines Stück voraus, würde ihn vor den Blicken der W achen verbergen. Mit wenigen Schritten erreichte er ihn. Er wusste, dass er weiterlaufen sollte, aber die Neugier war größer als die Furcht. Dicht an die W and gepresst blieb er stehen und schaute zurück. Die T ür zum Kellergewölbe stand weit offen. Dahinter konnte er niemand entdecken.
    Sie hat es geschafft! Jordi atmete auf. Da hörte er die zornige Stimme eines W achpostens. Das Schwert blank gezogen, trat der Gardist aus dem Gewölbe, Seika wie ein T ier vor sich her treibend. Ihr Haar war zerzaust, als hätte es einen kurzen Kampf gegeben, die Hände hatte man ihr mit dem grünen Schaal auf den Rücken gebunden. Blut tropfte von ihren Haaren auf den Fußboden. »Vorwärts!«, herrschte der W achposten sie an und versetzte ihr einen Fußtritt. »Corneus möchte sich sicher persönlich bei dir bedanken.«
    Jordi blieb fast das Herz stehen, als er das sah. Hatte Seika geahnt, dass es für sie so enden würde? Ganz gleich, was auch passiert, kehre nicht um!
    Er musste ihr helfen. Sie hatte ihm doch auch geholfen. Jordi ballte die Fäuste, während er mit sich rang. Er war zehn Jahre alt: W as konnte er gegen einen bewaffneten Gardisten ausrichten?
    Ganz gleich, was auch passiert, kehre nicht um! , hörte er wieder Seikas Stimme in Gedanken. Er fasste einen Entschluss. »Verzeih mir, Seika!«, murmelte er kaum hörbar und rannte los.
    Seine Flucht war planlos. Es war sein Glück, dass es schon sehr spät war, denn nur noch wenige Menschen waren in den Gängen unterwegs. Er rannte so schnell und so leise wie er konnte; wenn er Stimmen hörte oder Bedienstete sah, nahm er wahllos A bzweigungen, ohne zu wissen, wohin sie ihn führten. Einmal stieß er auf eine T reppe, die er hoffnungsvoll erklomm, weil der W eg nach oben nur richtig sein konnte.
    Jenseits der T reppe waren die Gänge und Flure gepflegter und besser beleuchtet. Bilder und W andteppiche schmückten die W ände. Ein Zeichen dafür, dass die Räume hier bewohnt sein mussten. Er ging jetzt langsamer, um nicht aufzufallen. Noch hatte er niemand A larm schlagen hören.
    Ich bin so weit gekommen, dachte er, aber wo soll ich jetzt hin? Zurück zu den anderen konnte er nicht. Die einzigen Magier, die er kannte und denen er vertraut hatte, trachteten ihm nach dem Leben. W as sollte er nur tun? Jordi ließ den Kopf hängen. Mehr denn je wünschte er, dass Seika mit ihm entkommen wäre. Sie hätte sicher einen A usweg gewusst. Die trüben Gedanken dämpften seine A ufmerksamkeit, bis er jäh mit jemandem zusammenprallte, der eben mit eiligen Schritten um eine Ecke bog. Jordi stürzte und schlug mit den Knien hart auf dem Boden auf.
    »Oh Schatten! Kannst du denn nicht aufpassen?« Eine Hand packte ihn grob am Oberarm und zerrte ihn in die Höhe. Jordi versteifte sich. V or Schreck bekam er keinen T on heraus. V erbissen starrte er auf seine Füße, während er spürte, wie sich sein Magen vor A ngst zusammenzog. A us den A ugenwinkeln erkannte er die schlichte hellgraue T unika des Mannes und wusste sein Schicksal besiegelt: V or ihm stand ein Magier. Er war seinen Feinden direkt in die A rme gelaufen.

Die Hüterin
des Schattenbergs

1
    D arum wird es keinen Neunten Hüterzirkel geben.« Jemina nahm einen tiefen A temzug und schaute Rik an. Sie hatte lange gesprochen. Er hatte zugehört und sie nur selten unterbrochen, um ihr seine Gedanken mitzuteilen. Unter dem Dach der T annenzweige war es dunkel geworden und draußen auf der Lichtung hielt die A benddämmerung bereits Einzug.
    Rik wusste nun, dass Galdez ihn beschützt und es nur gut mit ihm gemeint hatte, als er ihn nicht zum Novizen ernennen wollte. Dafür war es Galdez im Nachhinein sehr dankbar. A uch Jemina sah nun vieles klarer. Indem sie Rik berichtet hatte, wie es ihr in der Halle der A hnen ergangen war, hatte sie ihre Gedanken ordnen und das bewerten können, was ihr verwirrend erschien. Es war, als hätte sie ihr ganzes Leben lang im Dunkeln gelebt. Die Erlebnisse in Reich der T oten hatten in ihren Gedanken ein Licht entzündet und ihr die Möglichkeit eröffnet, Dinge in einem völlig neuen Zusammenhang zu sehen. Rik davon zu erzählen, war befreiend. Ein A kt der Reinigung, der ihr altes Selbst fortspülte und Platz schuf für eine neue Jemina, die es am vergangenen A bend noch nicht gegeben hatte.
    Je länger sie sprach, desto mehr verstand sie, was

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