Die Hüterin des Schattenbergs
Schattenbergs weiter schwindet, werden sie es ihm als letzten A usweg gestatten. Deshalb sollte Salvias uns töten. A ber zuvor sollte ich noch für Corneus das Buch des Lebens aus der Hohen Feste holen, weil er sich in seiner grenzenlosen Gier nach Macht der Zaubersprüche bedienen wollte.«
»Das … das ist …« Riks Gesicht wurde kalkweiß. Er ballte die Fäuste. »Wenn die Schatten vernichtet sind, werden die Selketen auf ewig ein geknechtetes V olk sein. Und Corneus wird ganz allein über alle herrschen. Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Ich weiß.« Jemina seufzte. »Und deshalb müssen wir zurück.«
»Zurück?« Rik stieß einen leisen Fluch aus. »Oh, ja. Natürlich. Nur leider sitzen wir hier fest. Selbst wenn wir T ag und Nacht laufen, wir würden zu spät kommen.«
»Es gibt eine Möglichkeit.« Jemina schaute Rik ernst an. Eben hatte auch sie sich noch den Kopf zerbrochen, wie sie den weiten W eg schnell zurücklegen konnten, und nun, ganz plötzlich, schien ihr die Lösung zum Greifen nahe.
»Und welche?«
»Die Schwertdrachen.«
»Die Drachen?« Riks lachte kurz auf. »Hast du den V erstand verloren? Salvias hat den Befehl uns zu töten – schon vergessen?«
»Nein.« Jemina ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Aber wir haben keine andere W ahl.«
Jordi zitterte am ganzen Körper, als der Magier ihn grob auf die Beine stellte. Sein A rm schmerzte von dem harten Griff.
»Ein Elev?!« Die Überraschung war dem Magier deutlich anzusehen. Für den Bruchteil eines A ugenblicks schien es, als sei sein Ärger verschwunden, aber dann flammte er wieder auf: »Was bei allen Schatten hast du hier so spät noch zu suchen? W arum bist du nicht in dem Flügel, der euch zugeteilt wurde?«
Jordi biss sich auf die Lippen und schwieg. Er hatte den Magier nie zuvor gesehen und wusste nicht, ob er in Corneus’ Pläne eingeweiht war.
»Wer bist du? Sprich!« Der Magier legte Jordi die Hand unter das Kinn und zwang ihn hochzusehen. Jordi blinzelte. Der Magier musste schon sehr alt sein. W eißes, von wirren grauen Strähnen durchzogenes Haar umrahmte ein gefurchtes Gesicht, in dessen Mitte die Nase wie eine runzelige Knolle saß. Die A ugen unter den buschigen, grauen Brauen waren klein, aber der Blick war klar und scharfsinnig.
»Jordi«, antwortete er mit dünner Stimme.
»Jordi. So, so.« Der Magier nickte bedächtig und sah Jordi immer noch durchringend an. »So wie du gerannt bist, könnte man meinen, du seist auf der Flucht.«
»Ich … ich konnte nicht schlafen«, stammelte Jordi hilflos, weil das der W ahrheit nahe kam, ohne zu viel zu verraten. »Ich bin in der Festung unterwegs gewesen und habe mich verlaufen.«
»Verlaufen. So, so.« Der Magier zog eine A ugenbraue in die Höhe, musterte Jordi eingehend und ließ endlich auch seinen A rm los. »So wie du angezogen bist, hätte ich da auch selbst draufkommen können.«
Jordi rieb sich den A rm und versuchte ein Lächeln. »Verzeiht meine Unachtsamkeit«, sagte er höflich. »Ich wollte Euch nicht wehtun.«
»Es sei dir verziehen. Ungestüm ist das V orrecht der Jugend«, antwortete der Magier und seine Stimme klang nun viel freundlicher. »Du hättest dir aber richtige Schuhe anziehen sollen«, sagte er mit einem Blick auf Jordis gewebte W ollschuhe. »Der Boden ist hier auch im Sommer kalt.«
»Danke. Das nächste Mal denke ich daran.« Jordi wollte schnell weitergehen, aber der Magier hielt ihn am A rm zurück. »Auf ein W ort noch.«
»Ja?« Jordi spürte, wie ihm die Brust eng wurde. Sein Herz hämmerte und er hatte große Mühe, sich die A ufregung nicht anmerken zu lassen.
»Ist die Novizin schon vom Schattenberg zurückgekehrt?«
Was für eine Frage! Jordi zögerte mit der A ntwort. W usste der Magier wirklich nicht, dass Jemina nach Corneus’ W illen niemals zurückkehren sollte, oder tat er nur so?
»Ich … ich weiß es nicht«, sagte er ausweichend. »Ich … ich war lange nicht bei den anderen.« Dann nahm er all seinen Mut zusammen. »Am besten ihr fragt den Meistermagier. Der wird zuerst erfahren, wenn sie zurückkommt.«
»Corneus?«
Das klang nicht so, als sei der Magier Corneus besonders freundlich gesonnen. A ber Jordi wollte kein Risiko eingehen. Hastig machte er seinen A rm los. »Ich muss jetzt weiter. Es tut mir leid, dass ich Euch keine A uskunft geben kann.«
»Schon gut.« Der Magier winkte müde ab. »Ich wünsche dir noch einen geruhsamen A bend, aber achte in Zukunft besser darauf, wo du
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