Die Hüterin des Schattenbergs
angenehmere Neuigkeiten bringen, aber obwohl wir alle A usgänge bewachen und die Gardisten ihn überall suchen, konnten wir ihn bisher nicht finden.«
»Er ist weg?« Corneus starrte den Zeremonienmeister an. »Bei den Göttern, wie konnte das geschehen?« Er lauschte mit wachsendem Entsetzen, was Ulves zu berichten hatte.
»Diese verdammten, unfähigen Narren.« A ußer sich vor W ut schritt Corneus in seinem Gemach auf und ab, als Ulves geendet hatte. Erst versagte Salvias, und nun auch noch die W achen im Kellergewölbe. »Wir müssen den Jungen finden, ehe er sich jemandem anvertraut«, sagte er befehlend. »Er weiß zu viel.«
»Ich habe sofort alle Gardisten auf ihn angesetzt«, erwiderte Ulves. »In dem Flügel, in dem die Eleven untergebracht sind, habe ich die W achen verdoppelt. Zudem habe ich in der ganzen Feste die Nachricht verbreiten lassen, dass wir einen Jungen mit roten Haaren suchen, der in der Küche gestohlen hat. Ganz gleich wo er sich verkrochen hat, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn erwischen.«
»Gut.« Corneus war immer noch aufgebracht, aber Ulves schien an alles gedacht zu haben und er war geneigt, sich der Zuversicht seines Freundes anzuschließen.
»Warum hast du nach mir geschickt?«, hörte er Ulves in seine Gedanken hinein fragen.
»Weil wir handeln müssen.« Corneus unterbrach das A uf- und A bgehen und schaute Ulves an. »Salvias, dieser elende V ersager, war offenbar nicht in der Lage, die Novizin und den Elev zu töten. Die beiden sind ihm entwischt. Nun fliegt er mit seinem Drachen in den Bergen umher und sucht sie.«
»Entwischt?« Ulves schüttelte verständnislos den Kopf. »Salvias ist unser bester Mann. W ie konnte das geschehen?«
»Angeblich haben die A lrenath der Novizin zur Flucht verholfen.«
»Die A lrenath?« Ulves schnappte nach Luft. »Ich dachte immer, die gibt es nur in den Legenden.«
»Das dachte ich bisher auch.« Corneus nahm seine W anderung durch den Raum wieder auf. »Aber sie müssen es gewesen sein. Die Beschreibung des Drachenreiters stimmt haargenau mit der in den Legenden überein.«
»Das hat nicht viel zu bedeuten.« Ulves fuhr sich nachdenklich über das Kinn. »Vielleicht ist es ja nur ein geschickter Zug von Salvias, um seine eigene Unfähigkeit zu vertuschen. W er sich so mächtigen magischen Geschöpfen geschlagen geben muss, verliert nicht so schnell an A nsehen.«
»Ulves, mein Freund. W enn ich dich nicht hätte.« Corneus nickte bedächtig. V on dieser Seite hatte er die Sache noch gar nicht betrachtet. »Aber wie auch immer, es steht fest, dass die Novizin noch am Leben ist. W enn es ihr gelingt, zur Feste zurückzukehren, wird der Rat meine Pläne verwerfen, deshalb müssen wir ihr zuvorkommen.«
»Was hast du vor?«
»Ich habe einen Drachenreiter ausgeschickt, um Meister Pretonias zu holen. Sein Bericht von den Zuständen am Schattenberg wird so dramatisch ausfallen, dass nicht eines der Ratsmitglieder zögern wird, mir die Zustimmung zum sofortigen Handeln zu erteilen. Schon gar nicht, wenn sie erfahren, dass die Novizin und der Elev in der Hohen Feste verschollen sind … wie so viele vor ihnen … die A rmen.« Er grinste böse. »Wenn alles verläuft wie geplant, wird es bei Sonnenuntergang keine einzige dunkle Seele mehr im Schattenberg geben.«
»Was ist mit dem Jungen?«
»Der Junge wäre ein hervorragendes Medium gewesen, um die Magie in den Berg zu tragen, aber die anderen werden uns nicht weniger gute Dienste leisten.« Corneus gab sich siegesgewiss. »Ab Mitternacht werde ich der alleinige Herrscher Selketiens sein – und du, werter Ulves, du wirst mein Stellvertreter.«
Der Morgen graute mit einem fahlen Silberstreif über dem östlichen Horizont. Das Licht der Sterne verblasste und die Schatten in den W äldern flohen nach W esten, wo das Land noch in Dunkelheit verharrte.
Jemina war todmüde. Schlafen konnte und wollte sie nicht. Zu viel war geschehen und zu wenig traute sie Salvias über den W eg, auch wenn die sanften Flugbewegungen des Schwertdrachens sie schläfrig machten. Der Drachenreiter saß wie schon bei dem Flug zur Hohen Feste vor ihr auf dem Rücken des Schwertdrachens und lenkte das gewaltige T ier nach W esten, dorthin, wo die Feste der Magier noch in tiefem Schlummer lag. Rik saß auf dem Rücken des zweiten Schwertdrachens, dessen Reiter bei den T ieren auf Salvias’ Rückkehr gewartet hatte. Beiden war deutlich anzumerken, dass ihnen die überraschende W endung, die ihre V
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