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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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wird er zurück sein?«
    »Das weiß ich nicht.« Rik hob bedauernd die Schultern in die Höhe und zog den Bauchgurt seines Sattels fest.
    »Verdammt Junge, kannst du nicht ein bisschen genauer sein?«, herrschte der Reiter Rik an.
    Jemina erschrak vor dem ungewohnt scharfen T onfall und wich unbewusst einen Schritt zurück, aber Rik schien sich nicht daran zu stören.
    »Nein«, antwortete er und rüttelte mit den Händen am Sattel, um zu prüfen, ob er fest saß. Dann wandte er sich wieder an den Reiter. »Was willst du von ihm?«
    »Das geht dich nichts an.« Der Reiter wirkte unentschlossen und ein wenig hilflos. Damit, dass er Galdez nicht bei der Hütte antreffen würde, hatte er scheinbar nicht gerechnet.
    »Vielleicht doch.« Rik trat einen Schritt vor und blickte zu dem Reiter auf. »Ich wollte gerade zur Feste reiten, um dem Meistermagier Corneus eine wichtige Nachricht von Galdez zu überbringen.«
    »Corneus wünscht den Hüter unverzüglich persönlich zu sprechen«, sagte der Reiter von oben herab. »Nicht seinen Lakaien.«
    »Etwas anderes ist zurzeit leider nicht möglich.« Rik grinste. Jemina bemerkte, dass er nun doch die A ntwort erhalten hatte, die der Reiter ihm zuvor verweigert hatte.
    »Was immer sein Begehr ist, er wird wohl oder übel mit mir vorlieb nehmen müssen«, fuhr Rik fort.
    Der Reiter überlegte. »Also gut«, sagte er auf eine W eise, die deutlich machte, dass nichts gut war. »Ich hoffe für dich, dass deine Nachricht wirklich wichtig ist.«
    »Das ist sie.« Rik nahm die Zügel zur Hand, gab Jemina und Jordi mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass alles bereit war und schwang sich in den Sattel. Jemina tat es ihm gleich und zog Jordi hinter sich.
    »Du hast Glück«, Rik grinste den Reiter an. »Wir wollten gerade losreiten.«
    »Wir?« Der Reiter zog erstaunt eine A ugenbraue in die Höhe. »Junge, Corneus ist kein dahergelaufener Straßenmagier, den man mal eben besuchen kann. Das solltest du eigentlich wissen.«
    »Das weiß ich wohl, aber wir sind auch keine dahergelaufenen Straßenkinder, die man einfach abweisen kann.« Rik ließ sein Pferd antraben, versicherte sich mit einem Blick über die Schulter, dass Jemina und Jordi ihm folgten. »Ich bin sicher, Corneus wird dir sehr dankbar sein, dass du uns zu ihm geführt hast.«

3
    J emina hatte schon viel über die Feste der Magier gehört. W ie gewaltig sie war und wie prächtig. W ie viele Kunstwerke es zu bestaunen gab und wie durchdacht die Gärten rings um die Zinnen angelegt sein sollten. Jene, die von sich behaupteten, dort gewesen zu sein, waren nicht müde geworden, davon zu schwärmen.
    Nun konnte sie sich selbst ein Bild von der Feste machen: Sie war nicht nur groß und schön, sie war überwältigend. Sieben T ürme mit spitz zulaufenden Dächern aus purem Gold reckten sich funkelnd der A bendsonne entgegen, als der W ald sich lichtete und sie zum ersten Mal einen Blick auf den Hügel werfen konnte, auf dem die Feste so strahlend schön wie ein Edelstein thronte.
    Je näher sie kamen, desto mehr Einzelheiten entdeckte Jemina. Die W ehrmauer hatte ihren einstigen Zweck eingebüßt. Sie bestand fast vollständig aus einer kunstvoll gestalteten Balustrade mit großen Bögen, von der aus man einen herrlichen Blick über das Land haben musste. Efeu wand sich allerorten vom Fuß der einstigen Festungsmauer an den Steinquadern empor und vereinte sich auf halbem W eg mit den wilden Blumenranken, die von der Balustrade herabhingen. Überall auf den Zinnen flatterten bunte W impel und Fahnen im W ind.
    Der W eg zur Feste wand sich wie ein sanft geschwungener Flusslauf den Hügel hinauf. Er war mit schneeweißem, funkelndem Sand bedeckt, der Jemina an glitzernden Sternenstaub erinnerte. Bei jedem Hufschlag ihres Pferdes wirbelte er auf und brachte die klackenden Geräusche der Hufe wie durch Magie zum V erstummen. Kein einziger Grashalm trübte den A nblick des makellosen W eiß, das zum dunklen W aldboden hin so scharf abgegrenzt war, als verliefe dazwischen eine unsichtbare Barriere. A lles schien auf wundersame W eise formvollendet, erstarrt in Schönheit und A nmut.
    Als sie das T or erreichten, versperrten die W achen ihnen den W eg und fragten nach dem Grund des Besuchs. Das kurze Gespräch des Boten mit den W achen gab Jemina die Zeit, einen Blick auf das große Doppelflügeltor der Feste zu werfen.
    Das alte Portal mit den Doppelflügeln aus massivem Eichenholz, das die Feste zu Orekhs Lebzeiten vor den A ngriffen

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