Die Hüterin des Schattenbergs
Geschöpfe, die einst im A tacamgebirge gelebt haben sollten. Glaubte man den Legenden, hatten die Schwertdrachen viele Hundert Jahre lang A ngst und Schrecken unter den Bewohnern Selketiens verbreitet, da sie bevorzugt Jagd auf Menschen machten. Jedes Jahr waren ihnen Hunderte zum Opfer gefallen. Sie wüteten so furchtbar, dass eines T ages nahe dem A tacamgebirge kaum noch Bauern siedelten und die Jäger und Bergwerkarbeiter sich nicht mehr in die Berge wagten. Die Minen verwaisten und die kostbaren Erze des A tacam konnten nicht mehr gefördert werden.
Dann hatte Orekh die Hänge des A tacams erklommen und die Schwertdrachen in ihren Höhlen im Schlaf überrascht – es war die erste seiner glorreichen T aten. A uf magische W eise hatte er sich Zugang zum Bewusstsein der schlafenden Drachen verschafft und einen nach dem anderen in einem Geistesduell bezwungen.
Seitdem hatte nie wieder ein Schwertdrachen einen Menschen getötet. Und mehr noch: Die Drachen erkannten die Magier als ihre Herren an und folgten ihren Befehlen wie ein Hund seinem Herrn. A lle zwölf Drachen der Kolonie hatte Orekh damals zähmen können. Und obwohl das schon mehr als acht Generationen zurücklag, waren es immer noch dieselben Drachen wie damals und ihre Nachkommen, die im Dienste der Magier ihre Kreise am A bendhimmel hoch über Selketien zogen. Jemina hatte noch nie einen aus der Nähe gesehen. Nur einmal, als das W etter es gut meinte, und sie mit Efta auf einem Hügel gestanden hatte, war einer in großer Höhe über Jemina hinweggeflogen. A ngesichts der enormen Spannweite des Drachens war ihr der Reiter auf dem Rücken damals winzig klein erschienen und sie hatte seinen Mut bewundert.
Und nun sollte sie selbst auf so einem Drachen reiten …
Jemina schluckte trocken. Freude und A ufregung mischten sich in ihrem Innern mit Furcht und Sorge zu einem unbeschreiblichen Gefühl. Sie wusste, dass ihr mit Corneus’ A ngebot eine große Ehre zuteil wurde. A ber sie war sich nicht sicher, ob sie den Mut haben würde, auf den Rücken des Drachen zu steigen und mit ihm über den Himmel zu schweben.
»Ich … ich soll zur Hohen Feste fliegen?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
»Es ist der schnellste W eg.« Corneus nickte. »Mit einem Pferd wärst du mehr als drei T age unterwegs. A uf dem Rücken des Drachen wirst du schon heute A bend von der Ruine der Hohen Feste stehen.« Er schaute kurz zu Boden und sah Jemina dann eindringlich an. »Du siehst, auch mir liegt das W ohl des V olkes am Herzen. Es darf nicht sein, dass Krieg und Barbarei wieder in Selketien Einzug halten.«
Aus den A ugenwinkeln sah Jemina, wie Rik eine Grimasse schnitt, aber sie achtete nicht darauf. »Ich danke Euch für das A ngebot. Zeit ist wahrlich ein kostbares Gut. Zu viel davon ist bereits verstrichen. Ich … ich bin zwar noch nie geflogen, aber ich vertraue auf die Drachenreiter …« Sie holte tief Luft, um Mut zu schöpfen. »… und ich werde es versuchen.«
»Aber nicht allein.« Rik erhob sich vom T isch, trat zu ihr und legte ihr beschützend den A rm um die Schultern. »Ich begleite dich.«
Jeminas Herz machte vor Freude einen Satz. Sie hätte es nicht gewagt, Rik darum zu bitten, aber sie hatte es sich von A nfang an gewünscht.. Sie wollte etwas sagen, aber sie hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. So lächelte sie nur und murmelte ein zerbrechliches »Danke«.
»Dann ist es also entschieden. Ihr beide werdet nach dem Buch suchen.« A uch Ulves erhob sich. »Kommt! Nur wenn wir schnell und entschlossen handeln, haben wir noch eine Chance.«
»Und was ist mit mir?« Jordi schaute bedrückt zu Jemina und den anderen.
»Du wartest hier auf die anderen Eleven«, antwortete Jemina. »Du kannst ihnen berichten, was wir herausgefunden haben. Mach ihnen Mut und sorge dafür, dass sie sich darauf vorbereiten, schon bald die A ufgaben eines Hüters zu übernehmen.«
»Du kommst doch zurück?« Jordi schaute sie aus großen A ugen an.
»Natürlich!« Jemina fuhr Jordi durch die roten Locken und lächelte. »Du wirst sehen: A lles wird gut.«
Corneus und Ulves führten Jemina und Rik durch die Feste zum Landeplatz der Schwertdrachen. Die Drachen, berichtete Corneus, hausten noch immer in den Höhlen des A tacamgebirges. Ein Signal, das Magier auch über weite Entfernungen im Kopf der T iere erzeugen konnten, rief sie zur Feste, wenn sie gebraucht wurden.
Der Landeplatz war den gewaltigen Echsen angemessen: ein riesiger freier Platz auf der
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