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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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zur Hälfte gefüllt. Proviant hatte er keinen bei sich. Rik schluckte trocken. Er wusste, was das bedeutete: Zwei, vielleicht drei T age blieben ihm. V iel länger würde es wohl nicht dauern, bis Hunger und Durst ihn dahinrafften.
    Auf Hilfe von außen konnte er nicht hoffen. Jemina war entführt worden. Und Salvias hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er die Hohe Feste unter keinen Umständen betreten würde. Rik spürte, wie ihm angesichts der A usweglosigkeit die Kehle eng wurde und kämpfte dagegen an. A ufzugeben war nicht seine A rt – nicht im Dunkeln und auch nicht mit einem verletzten Fuß. Solange er noch die Kraft dazu hatte, würde er versuchen, einen A usweg zu finden. W enn es sein musste, auch auf allen v ieren.
    »Hallo?« Seine Stimme klang erschreckend fremd, fast wie ein Frevel in der Stille. T rotzdem versuchte er es noch einmal, diesmal etwa lauter: »Hallo!?« Er lauschte, aber es war kein Nachhall zu hören. Der Raum konnte nicht allzu groß sein. V ielleicht gab es dann irgendwo auch eine T ür, die hinaus führte. Um das herauszufinden, gab es nur einen W eg …
    Entschlossen biss Rik die Zähne zusammen und richtete sich so weit auf, dass er ähnlich wie ein Hund auf Händen und Knien stand. W enn er immer geradeaus ging, musste er irgendwann auf eine W and stoßen, an der er sich entlangtasten konnte. Eine T ür würde bis auf den Boden hinab reichen. V ielleicht hatte er Glück.
    Immer darauf bedacht, den verletzten Fuß zu schonen, bewegte er sich auf allen v ieren vorwärts. Es war ein beklemmendes Gefühl, so durch die vollkommene Dunkelheit zu krabbeln. Hin und wieder hielt er an und streckte den A rm vor, weil er fürchtete, sich den Kopf an einer W and zu stoßen. A ber seine Hand griff ins Leere. Dann blieb sein Daumen auf dem Boden in einem Gegenstand stecken. Er war hart, aber nicht sonderlich schwer und besaß scharfe Kanten. V orsichtig hob Rik den Gegenstand auf. Er fühlte sich glatt an und war an einer Seite halbrund. A uf der nach außen gewölbten Fläche ertasteten Riks Finger dünne Linien, die wie Risse darüber liefen. Ein zerbrochenes T ongefäß – oder …? Rik erstarrte, als er mit den Fingern zwei gleichgroße Löcher ertastete.
    Ein T otenschädel!
    Mit einem spitzen Schrei schleuderte Rik den Schädel von sich und sank keuchend zu Boden, unfähig, auch nur einen Schritt weiterzugehen. W as immer dieser Raum auch sein mochte, ein normales Kellergewölbe war er nicht. Seine Hoffnung, einen A usgang zu finden, schrumpfte zu einem Nichts zusammen. Mutlosigkeit überfiel ihn wie ein wildes T ier.
    Er saß in der Falle – ohne A usgang, ohne Hoffnung auf Rettung. Und er war offensichtlich nicht der Einzige, der Opfer der Falltür geworden waren

    »Das Buch des Lebens.«
    Jemina glaubte den A tem von Macht und Magie, der von dem Buch ausging, wie ein leichtes Prickeln auf der Haut zu spüren. Ehrfürchtig strich sie mit den Fingern über die goldene Prägeschrift, worauf sich das Kribbeln verstärkte. Die Schrift fühlte sich so warm an, als wäre das Buch lebendig.
    Jemina erschauderte. Niemals zuvor hatte sie ein schöneres Buch gesehen, niemals zuvor die Kraft der Magie so unmittelbar erfahren. Sie schloss die A ugen und gönnte sich einen Moment der Ruhe. Sie hatte erreicht, was noch niemandem gelungen war. Sie war am Ziel, aber ihre A ufgabe war noch nicht beendet, denn nun galt es, das Buch unbeschadet zu Corneus zu bringen. Jemina öffnete die A ugen und straffte sich. Behutsam griff sie mit beiden Händen nach dem schweren Folianten, hob ihn vom Pult und schloss ihn in die A rme. Das Buch fest an sich gepresst, machte sie sich auf den W eg zum A usgang, doch kaum hatte sie den Lichtschein verlassen, spürte sie, wie das Gewicht in ihren A rmen schwand.
    Sie schaute nach unten und gab einen erstickten Laut von sich.
    Vor ihren A ugen zerfiel das Buch von den Rändern her in rasender Geschwindigkeit zu Staub. A ls folgten sie einem unsichtbaren Sog, strömten die hellgrauen Staubkörner in einem breiten Streifen von Jeminas A rmen zu dem Pult zurück, wo sie erneut einen W irbel formten und die Umrisse des Buches zu bilden begannen. A ls das letzte Körnchen wieder an seinem Platz war, lag Orekhs Zauberbuch so makellos schön und unversehrt auf dem Pult, als hätte sie es niemals fortgetragen.
    Das Buch ist an diesen Ort gebunden! Jemina stand wie vom Donner gerührt. W as konnte sie tun? Ohne das Buch war Selketien verloren! Die aufkommende V

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