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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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erhob: »Ob es draußen schon hell ist?«
    »Mag sein.«
    »Ich habe jedes Zeitgefühl verloren.«
    »So erging es mir in der Fallgrube auch.«
    »Hattest du A ngst?«
    »Ich weiß nicht. V or allem hatte ich Schmerzen.«
    »Und jetzt? Hast du jetzt A ngst?«
    Rik schwieg, als müsse er seine Gefühle erst abwägen. »Die Dunkelheit macht mir keine A ngst«, sagte er schließlich.
    »Und der T od?«
    »In der Fallgrube habe ich ihn herbeigesehnt wie einen Freund. Jetzt habe ich noch Hoffnung.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Jemina seufzte. »Ich will nicht sterben«, sagte sie.
    »Ich auch nicht.«
    Beide schwiegen wieder und hingen ihren eigenen Gedanken nach. »Das ist alles meine Schuld!«, sagte Rik schließlich.
    »Unsinn. W enn du die T reppe nicht zerstört hättest, hätten die Drachenreiter uns eingeholt. Dann lägen jetzt wir statt des verbrannten Untergewandes da unten.«
    »Trotzdem. W enn ich das brennende Gewand nicht hätte fallen lassen, hätten wir weitergehen können.«
    »Wenn ich die Flamme nicht so gedankenlos an das Gewand gehalten hätte, hättest du es nicht fallen lassen. W ir sind also beide gleichermaßen schuld.«
    »Und bald sind wir beide gleichermaßen tot!« Rik trat mit dem Fuß gegen einen Stein, der ein kurzes Stück klackend über den Boden hüpfte und dann in den A bgrund stürzte. Beide lauschten, aber der A ufprall war nicht zu hören.
    »Wir sind noch ganz schön weit oben«, meinte Jemina.
    »Das sind wir wohl.« Rik seufzte »Wir könnten im Sitzen Stufe für Stufe hinunterrutschen. Immer mit einer Hand an der W and, damit wir dem Schacht nicht zu nahe kommen.«
    »Und wenn wir unten ankommen, erwarten uns die Drachenreiter mit ihren Schwertern.« Jemina schüttelte betrübt den Kopf. »Das dauert viel zu lange.«
    »Besser, als gar nichts zu tun.« Jemina hatte das Gefühl, dass Rik sie anschaute, während er das sagte. »Oder hier tatenlos herumzusitzen und auf den T od zu warten.«
    »Ich weiß nicht.« Jemina kaute auf der Unterlippe, während sie die Möglichkeiten erwog, die ihnen blieben. V iele waren es nicht. »Vielleicht hast du recht«, räumte sie schließlich ein. »Efta hat immer gesagt: W er etwas wagt, kann gewinnen. W er nichts wagt, hat schon verloren.«
    »Das hat Galdez auch immer gesagt.« Geröll schabte über Felsgestein, als Rik sich bewegte. »Ich gehe vor. Und vergiss nicht, nahe der W and zu bleiben. A m besten so dicht, dass du den Fels an der Schulter spürst.«
    Stufe für Stufe bewegten sie sich die T reppe hinab. Langsam, unendlich langsam, mit verkrampften Muskeln und schmerzenden Gliedern. Jemina zählte eine W eile die Stufen, gab es aber bald auf. Hin und wieder trat sie Steine nach unten und lauschte dann, ob sie einen A ufprall hören konnte, aber da war nichts, nicht das leiseste Klacken.
    Irgendwann blieb sie stehen. »Rik? W o bist du?«
    »Vor dir.«
    Jemina rutschte noch ein paar Stufen weiter. »Wo?«
    »Na, hier!«
    Am Klang der Stimme versuchte Jemina, die Entfernung zu Rik einzuschätzen, aber der Nachhall im Schacht machte es ihr unmöglich. »Du bist viel schneller als ich.«
    »Dann warte ich. Komm!«
    Jemina rutschte weiter. Eine Stufe, zwei Stufen, drei Stufen … bei der elften Stufe stießen ihre Füße endlich gegen Rik, der gegen die W and gelehnt auf sie wartete. »Du warst mehr als zehn Stufen voraus«, stellte sie fest.
    »Verzeih, ich wollte dich nicht allein lassen.«
    Sie spürte, wie er im Dunkeln nach ihrer Hand tastete. Seine Finger streiften ihren Handrücken und sie erschauderte. Plötzlich fühlte sie sich klein und verletzlich, dem W illen des Schicksals schutzlos ausgeliefert.
    »Halt mich fest!«, flüsterte sie, überwältigt von dem Gefühl der Nähe und fügte noch leiser hinzu: »Bitte!«
    Als seine A rme sie umfingen, schmiegte sie sich an ihn. Schutzsuchend wie ein Kind, das im Dunkel der Nacht erwacht. Sie brauchte ihn, seine Nähe, seinen Mut und seine Zuversicht, weil sie fürchtete, in der Finsternis den V erstand zu verlieren.
    In diesem A ugenblick gab es nur sie und ihn. Rik hielt sie fest und strich ihr tröstend über das Haar. »Wir schaffen das!«, murmelte er. »Wir werden nicht sterben. Den Gefallen tun wir Corneus nicht.«
    »Wenn wir doch nur Licht hätten.« Jeminas Stimme bebte. W ie gern hätte sie Riks Zuversicht geteilt, wie gern … sie stutzte und reckte sich, um einen Blick über Riks Schulter hinweg auf die T reppe zu werfen. »Rik!«
    »Was ist los?« Rik entging die plötzliche V

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