Die Hure Babylon
paar Herzogtümer oder Grafschaften«, spottete sie.
»Ja. Bestimmt welche im Land der Türken«, lästerte Ferran. »Ihr müsst sie nur noch erobern.«
»Ein paar fette Schinken hätten’s auch getan«, meinte Jori.
Ferran verdrehte die Augen. »Hör bloß auf, von Schinken zu quatschen. Da wird mir ganz anders.«
»Ich wette, die Höflinge essen besser. Rede doch mal mit der Königin, Arnaut«, riet Severin. »Die hat ein Auge auf dich geworfen, da bin ich sicher. Vielleicht lässt sie dir ein paar Schinken zukommen. Und etwas Wein für unseren durstigen Kumpel hier.« Er schlug Ferran auf die Schulter.
»Ein Freund der Königin zu sein nutzt derzeit wenig«, meinte Bertran, der sich mit Joan de Berzi und noch ein paar Tolosanern zu ihnen gesetzt hatte. Bertran war auch einer, ähnlich wie Severin, an dem alles abzuprallen schien. Er machte keine Ausnahme für sich selbst, marschierte oft zu Fuß, um seinen Gaul zu schonen, und aß den gleichen Fraß wie seine Männer. »Eher im Gegenteil, würd ich sagen. Ihr Einfluss bei Hofe ist vielen ein Dorn im Auge, und nach allem, was Rancon sich geleistet hat, haben wir Provenzalen gar nichts mehr zu melden.«
»
Fol pec!
Ein besseres Geschenk hätte der Trottel den Türken kaum machen können«, meinte Ferran. »Hätte mich nicht gestört, ihn baumeln zu sehen.«
»Ich frage mich, wann sie uns angreifen«, ließ sich Joan de Berzis grollender Bass vernehmen. Trotz unfreiwilligen Fastens war seine hünenhafte Gestalt immer noch beeindruckend. Besonders seit er sich nicht mehr rasierte und ein gewaltiger Bart ihm bis auf die Brust fiel. »Kann mir kaum denken, dass die uns ungeschoren davonkommen lassen.«
»Vielleicht hat ihnen das letzte Mal gereicht«, bemerkte Esteban und kaute an seinem Stück Pferdefleisch.
Joan warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Träum weiter, Junge. Die schlagen zu, wenn wir es am wenigsten erwarten.«
Der Templer Étienne de Bernay, der gerade von einem Treffen mit seinem Großmeister gekommen war, ließ sich am Feuer nieder. Ihn hatte man den Tolosanern zugeteilt, und seitdem wich er Bertran nicht mehr von der Seite. Niemand mochte den kalten Fisch, obwohl er sich höflich genug benahm. Am allerwenigsten Elena, die beim Anblick ihres Peinigers bleich geworden war.
»Ich stimme unserem jungen Freund durchaus zu«, widersprach er de Berzi. »Die Türken haben schließlich auch Federn gelassen. Vermutlich sitzen sie irgendwo und lecken ihre Wunden. Und unsere neue Marschordnung macht es ihnen doppelt schwer, einen Hinterhalt zu legen.«
Während er sprach, ruhten seine kalten Augen auf Joana. Obwohl das Mädchen einiges gewohnt war, aber diese abschätzende Musterung war ihr seltsam unangenehm. Sie wich seinem Blick aus und wischte ihr Messer sauber.
»Oder sie warten auf Verstärkung«, gab
Fraire
Aimar zu bedenken. Schon immer von schmächtiger Gestalt, schien seine Mönchskutte inzwischen viel zu groß für ihn geworden zu sein. Er sah aus, als könnte man ihm durch die Rippen pusten.
Bertran lachte. »Aus dir, Mönchlein, wird noch ein Feldherr. Aber ich glaube, du hast recht.«
»Im offenen Gelände sind wir noch sicher …«, begann Joan de Berzi, wurde aber sofort von Ferrans bitterem Gelächter unterbrochen.
»Sicher nenne ich was anderes. Jeden Tag verrecken welche. Wenn es so weitergeht, bleibt von unserer glorreichen
militia
nicht mehr viel übrig.«
Kopfnicken und gemurmelte Zustimmung bei den anderen.
»Ich meinte«, Joan de Berzi machte eine ungeduldige Handbewegung, »richtig gefährlich wird es, wenn wir den Taurus überqueren. Da nützt uns die Reiterei herzlich wenig.«
Elena hörte nicht mehr zu. Der Blick, den der Templer Joana zugeworfen hatte, war ihr nicht entgangen und rührte die hässlichen Erinnerungen in ihr auf. Sie erhob sich, denn sie konnte nicht länger ertragen, das Lagerfeuer mit diesem Kerl zu teilen. Natürlich tat der Hurensohn, als würde er sie nicht kennen. Und sie selbst musste natürlich ebenfalls Stillschweigen bewahren. Aber am liebsten hätte sie ihm glühende Kohlen in die Augen geworfen,
lo filh da puta!
Zitternd vor Wut und Scham kroch sie in ihr Zelt und wickelte sich in eiskalte Decken, die vor Schmutz starrten, denn auf diesem Marsch war an Waschen nicht mehr zu denken. Ob Constansa es mit ihrer Rache ernst meinte? Wie gern würde auch sie diesen Bastard in seinem Blut liegen sehen. Aber vielleicht sollte sie es ihr lieber ausreden. Der Mann war gefährlich, zu stark
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