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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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für Constansa. Und wenn sie bei dem Versuch erwischt wurde? Nicht auszudenken!
    Als ihre Wut sich wieder abkühlte, dachte sie an Arnaut, wie jede Nacht beim Einschlafen. Auch er war mager geworden in den letzten Tagen. Noch schlimmer aber, dass er ihr lustlos und entmutigt vorkam. Obwohl er nicht darüber sprach, doch die Schlachten und der Verlust der Gefährten schienen an ihm mehr als an den anderen zu nagen. Seitdem war er seltsam verstummt, in sich gekehrt, als hätte er Reden und Lachen verlernt. Dabei war doch ein Witz zur rechten Zeit das Einzige, was noch den Geist der Mannschaft aufrechterhielt. Wenn sie über ihre miese Lage nicht mehr lachen konnten, dann war wirklich alles verloren.
    Elena sehnte sich heimlich danach, Arnaut in die Arme zu nehmen. Natürlich wusste sie von seiner Liebe zu dieser Fürstin Ermengarda. Die anderen hatten es ihr erzählt. Nein, sie war nicht eifersüchtig. Wer war sie denn,
mon Dieu,
im Vergleich zu einer Dame von hohem Stand? Doch nur ein dummes Weib von niederer Geburt auf diesem vermaledeiten Heerzug, das nichts besaß in der Welt als eine zerschlissene Tunika, ein altes Zelt und ein Maultier, das man bald schlachten würde, wenn sie Pech hatte. Nein, sie hatte kein Recht, eifersüchtig zu sein. Aber sie hätte Arnaut gern wieder lachen gesehen und in ihren mütterlichen Anwandlungen alles getan, um ihn für einen Augenblick das Elend vergessen zu lassen.
    Währenddessen kümmerte sich Constansa um ihr Pferd, das unter Sattel und Gurt wund gescheuert war. Ihr junger Knecht war den Pfeilen der Türken zum Opfer gefallen, wie auch ihr zweites Pferd. Nun besaß sie nur dieses leidende, abgemagerte Tier, das kaum noch einem Schlachtross glich. Sie schlang die Arme um den sehnigen Hals und konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen kamen. Warum war sie überhaupt zu dieser Pilgerfahrt aufgebrochen? Sie konnte sich kaum noch daran erinnern. Das Leben in der Heimat schien ihr plötzlich wunderbar verklärt. Am Abend, nach einer Jagd, würde sie jetzt am warmen Kamin sitzen und heißen Gewürzwein schlürfen. Mit Wehmut dachte sie an ihre Hunde, die sie zurückgelassen hatte.
    Aber dann erinnerte sie sich ihrer Halbbrüder. Alles war besser, als mit denen zu leben. Hier war sie wenigstens frei. Und den Tod fürchtete sie nicht. Sie beschloss, das Pferd die nächsten Tage zu schonen und zu Fuß zu gehen, denn ihre Stiefel waren noch brauchbar.
    Als sie sich dem Lagerfeuer näherte und schon von weitem den verhassten Templer erkannte, erstarrten ihre Glieder, als wären sie zu Eis gefroren. Schreckensbilder jenes Nachmittags überfluteten ihr gequältes Hirn, sie hörte wieder das geile Grunzen der Kerle, die sich auf ihr mühten, spürte das Gefühl der völligen Machtlosigkeit und der Schändung ihres Leibes. Sie fing so heftig zu zittern an, dass ihr die Knie zu versagen drohten. Elenas Zelt war nicht weit, deshalb kroch sie hinein, in die tröstenden Arme ihrer Leidensgenossin.
    »Du hast ihn also auch gesehen«, flüsterte Elena.
    Constansa konnte nicht sprechen, nur schwach nicken.
    »Er reitet mit Bertran. Wir werden das Schwein noch öfter zu ertragen haben.«
    Sie lagen still und lauschten auf die Geräusche des Lagers und das Gemurmel der Männer am Feuer. Constansa hatte sich langsam wieder in der Gewalt und wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Wie kommst du eigentlich selbst damit zurecht? Ich habe dich nicht einmal gefragt.«
    Elena blieb eine Weile stumm, bevor sie sprach. »Ach, weißt du«, sagte sie schließlich. »Bei mir ist es nicht das erste Mal. Für manche sind Weiber nichts als Freiwild. So was passiert eben.«
    Constansa setzte sich ruckartig auf. »So was passiert eben? Ich sage dir, solchen Schweinen gehört ein Dolch in die Eingeweide. Das ist die einzige Antwort.«
    Severin war auf dem Weg zurück von den bewachten Latrinen, die täglich am Lagerrand ausgehoben wurden. Er fragte sich, wo Constansa war. In letzter Zeit gab sie sich spröde und unzugänglich. Und nicht nur ihm gegenüber. Selten richtete sie ein Wort an jemanden. Als er an Elenas Zelt vorüberkam, vernahm er leise Stimmen. Etwas trieb ihn dazu, sich hinzuhocken und zu lauschen.
    »Hör mal, du kannst einen angesehenen Templer nicht ermorden. Die hängen dich auf«, hörte er Elena sagen.
    »Willst du es einfach hinnehmen, was sie uns angetan haben?« Das war Constansas Stimme. »Noch dazu von einem Mann des Glaubens.«
    »Ein Mann des Glaubens?« Elena lachte grimmig. »Meinst du,

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