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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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vor dem alten Haus, in dem die Frauen untergebracht waren.
    »Du hast es dir mehr als verdient«, erwiderte Arnaut.
    »Womit? Dass ich mit dir geschlafen habe?«
    Er zuckte zusammen und sah sie ungläubig an. »Wie kannst du so etwas sagen?«
    Einen Augenblick lang hielt sie wütend seinem Blick stand. Dann sah sie weg und holte tief Luft, um ihrer Erregung Herr zu werden.
    »Was ist denn plötzlich in dich gefahren?«, fragte er.
    Lange starrte sie vor sich hin. Als sie sich ihm wieder zuwandte, hatte sie Tränen in den Augen.
    »Es tut mir leid. Manchmal bin ich kratzbürstig.«
    Er legte den Arm um sie. »Nun sag schon, was ist los.«
    Sie rückte näher und lehnte den Kopf an seine Schulter. Er strich ihr ein paar Strähnen aus der Stirn und sah ihr forschend ins Gesicht.
    »Schickst du mich jetzt auch fort«, fragte sie.
    »Ich schicke niemanden fort. Und am allerwenigsten dich. Ich wollte nur jedem Gelegenheit geben, frei zu entscheiden. Und das betrifft dich genauso wie alle anderen. Du hast überlebt, aber nur durch großes Glück, das weißt du selbst. Willst du dich weiter so in Gefahr bringen?«
    »Was geschieht jetzt mit uns?«
    »Ich nehme an, wir werden gegen Edessa ziehen. Dazu sind wir schließlich gekommen.« Die wirkliche Bedeutung ihrer Frage schien ihm entgangen zu sein.
    »Nimm mich mit«, bettelte sie dennoch.
    »Du weißt, was uns bevorsteht. Mehr Schlachten, mehr Tote. Warum bleibst du nicht in Antiochia? Machst einen Laden auf? Ich möchte dich in Sicherheit wissen.«
    »Du schickst mich also doch weg.«
    »Sei nicht dumm.«
    »Ist es wegen deiner Fürstin?«, fragte sie spitz und setzte sich auf.
    Seine Lider verengten sich, und er starrte sie wütend an. »Was geht dich meine Fürstin an?«
    Sie musste einen wunden Punkt getroffen haben, denn noch nie hatte er sie so angeherrscht.
    »Nichts«, sagte sie verletzt. »Nichts geht mich deine Ermengarda an. Es tut mir leid. Ich hätte sie nicht erwähnen sollen.«
    »Du bleibst bei uns, wenn du möchtest. Oder du beginnst ein neues Leben. Wozu ich dir rate. Hier oder in Jerusalem.«
    »Du hast wahrscheinlich recht.«
    »Was ist mit Munira? Wird sie wieder gesund werden?«
    »Es geht ihr etwas besser.«
    »Ich dachte, wir sollten sie bis in die Nähe ihrer Stadt bringen, damit sie zu ihrer Familie zurückkehren kann.«
    »Das habe ich sie auch schon gefragt, aber sie will alles, nur nicht das.«
    »Warum nicht, um Gottes willen?«
    »Sie kann nicht mehr zurück. Nicht mit dem Kind eines Franken. Sie wäre eine Ausgestoßene, von allen verachtet.«
    »Sie wurde gefangen genommen und als Sklavin gehalten.« Arnaut schüttelte den Kopf.
    »Macht keinen Unterschied.« Elena erhob sich und sah auf ihn herab. »Armer Arnaut. Du wirst uns noch eine Weile am Hals haben.« Damit verschwand sie im Haus.
    Arnaut blieb auf der Treppe sitzen. Er hatte es sich so einfach vorgestellt, als sie damals aufgebrochen waren. Ein paar Söldner um sich sammeln und in den Krieg ziehen, sich mit Ruhm bedecken und von Sünden geläutert heimkehren. Doch die Wirklichkeit hatte sich anders dargestellt. Nun kam er sich wie ein sorgenvoller
pater familias
vor. Jeder Mann, den er verlor, schmerzte ihn mehr, als er sagen konnte. Am liebsten hätte er sie alle nach Hause geschickt, aber sie hafteten an ihm und wollten nicht loslassen. Am schlimmsten waren die vertrauensvollen Blicke der Weiber mit ihren Kindern an der Brust. Und Elena, die Besseres verdient hatte als ein paar gestohlene Stunden mit einem Kerl wie ihm.
    Am nächsten Tag kam er der Bitte der Königin nach und sprach im Prinzenpalast vor. Er hatte sich neue Kleider zugelegt und trug, außer einem Dolch, keine Waffen. Es dauerte eine Weile, bis man ihn vorließ, dann wurde er in den von Steineichen und Pinien beschatteten Garten des Palastes geführt, wo der Hof sich aufhielt. Die Königin stellte ihn ihrer Umgebung als den Helden der Schlacht am Mäander vor.
    Der Hof bestand in der Hauptsache aus den Gräfinnen und Baroninnen, die Alienor auf dem Marsch begleitet hatten, aus adeligen Gespielinnen der Fürstin Constance, geistlichen Würdenträgern, einigen fränkischen und normannischen Edelleuten und den üblichen
trobadors
und Gauklern, die für Unterhaltung sorgten. Der König und Prinz Raimon waren von ihrem Erkundungsritt zurückgekehrt, wie es hieß, befanden sich aber in endlosen Besprechungen mit den anderen Anführern.
    Der Garten war eine Augenweide, voller Blumen und Sträuchern aller Art,

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