Die Hure Babylon
ich mehr für Euch tun.«
Arnaut erlaubte sich ein kleines Lächeln. »Das ist sehr ehrenvoll für mich, Herrin. Aber ich bin dem jungen Herrn Bertran aus Tolosa verpflichtet und möchte ihn nicht im Stich lassen.«
»Vielleicht überlegt Ihr es Euch, mein lieber Arnaut. Kommt mich im Prinzenpalast besuchen. Ich werde Euch bei Hofe vorstellen.«
Die Rache des Templers
A rnauts Mannschaft hatte Glück, denn sie wurde über mehrere Häuser verteilt einquartiert. Die meisten schliefen in einer großen Scheune unter einem Dach mit ihren Pferden. Severin aber war es gelungen, ein baufälliges Häuschen in einer stillen Gasse zu ergattern, und hatte Constansa zu überreden versucht, es mit ihm zu teilen. Aber die Nächte allein mit einem Mann zu verbringen, auch wenn es sich um Severin handelte, dazu war sie noch nicht bereit. Und so waren dort Elena, Munira und noch ein paar Frauen mit ihr eingezogen.
Der Zustand der Sarazenin war besorgniserregend. Der Pfeil, der ihr die Schulter durchbohrt hatte, war nicht schwer zu entfernen gewesen, die Lunge zum Glück nicht getroffen. Doch während der letzten Tage in Attalia hatte sich die Wunde entzündet. Unter heftigem Fieber und mehr tot als lebendig hatte sie die Seereise überstanden. Nun lag sie grau und abgemagert, immer noch mit glühender Stirn auf einer Strohschütte, während Elena versuchte, ihr etwas Gemüsebrühe einzuflößen.
»Morgen will ich auf dem Markt die richtigen Kräuter für sie finden«, sagte sie zu Arnaut.
Er gab ihr eine Börse mit Silbergeld. »Hol einen Arzt. Die Griechen sollen bessere Ärzte sein als unsere.«
Elena nickte, aber nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, schien sie wenig von diesem Vorschlag zu halten. Ärzte redeten zwar gelehrtes Zeug, verstanden aber nichts von Heilung, war ihre Einstellung. Sie stellte den Napf beiseite, richtete Muniras Bett und strich ihr die nassen Haare aus der Stirn.
»Wo ist mein Kind?«, flüsterte Munira. Sie wollte sich aufsetzen, aber die Bewegung ließ sie vor Schmerz zusammenzucken.
Elena drückte sie sanft zurück aufs Kissen. »Ist gut versorgt, mein Engel. Schlaf jetzt.«
Sie ließ die Kerze in Muniras Kammer brennen und zog Arnaut hinaus in den Hauptraum des alten Hauses. Die Tür ließ sie angelehnt. Am Küchentisch erkannte er Loisa, eine der Frauen, die ihren Kerl verloren hatten. Dass er sie mit aufgeknöpfter Bluse sah, schien Loisa wenig zu stören. Im Gegenteil, sie lächelte zufrieden, als würde sie es genießen, dass an jeder ihrer milchschweren Brüste ein Kind saugte.
»Männer raus«, sagte Constansa mit einem Grinsen und schob ihn in Richtung Tür.
»Ich geh ja schon«, erwiderte er ungeduldig und wandte sich noch einmal an Elena. »Wir sollten Josselin finden, damit er sich um sie kümmert.«
»Nicht wieder zu diesem Bastard.«
»Was sollen wir denn sonst mit ihr machen?«
»Erst einmal schauen, dass sie uns nicht wegstirbt. Dann sehen wir weiter.«
»Na schön. Wenn ihr etwas braucht …«
»Wir kommen schon zurecht, Arnaut«, sagte Constansa und schloss die Tür hinter ihm.
Er blieb noch einen Augenblick stehen und sog die angenehme Abendluft tief in die Lungen. Arme Munira. In was war sie nur hineingeraten? Am besten wäre es, man würde sie in ihre Heimatstadt bringen, wenn sich eine Gelegenheit böte.
Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, glaubte er, im Schatten eines gegenüberliegenden Hauseingangs den weißen Mantel eines Templers zu erkennen. Was tat ein Templer hier? Die hatten doch gewiss bessere Unterkünfte als eine Baracke in diesem armseligen Viertel der Stadt. Aber vielleicht hatte er sich getäuscht. Er zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg zu seiner eigenen Herberge.
Er hatte ein paar Straßen weiter zwei Stuben im Haus eines Töpfers angemietet, direkt über dessen Werkstatt. Die Familie des Handwerkers war im hinteren Teil des Hauses zusammengerückt. Die Frau hatte versprochen, sich auch um Essen und Wäsche zu kümmern. Es war also für alles gesorgt. Ungewohnt war nur, in einem richtigen Haus statt in einem windigen Zelt zu schlafen.
Diese Gemächer teilte er jetzt mit Severin, der über Constansas Unnahbarkeit maulte und dennoch weiterhin der alten Gewohnheit entsagte, sein Vergnügen bei den Huren zu finden. Arnaut zog ihn deshalb gerne auf. Was ihm denn fehle, ob er krank sei oder ob er vorhabe, sich dem Mönchsorden anzuschließen? Zu letzterer Bemerkung machte Severin eine besonders finstere
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