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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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den Horizont, als könnte sie sich selbst auf die andere Seite des Meeres wünschen. Als Arnaut versuchte, sie aufzumuntern, schickte sie ihn fort.
    Bertran schien es noch härter zu nehmen. Für ihn war jede Hoffnung auf eine glorreiche Zukunft zerstört. Niemand, auch König Louis nicht, würde ihn, einen Bastard, jetzt noch darin unterstützen, die Grafschaft Tripolis zu erringen.
    Tage vergingen, ohne dass der junge Fürstensohn sich aufraffen konnte, zu entscheiden, was nun zu tun sei. Die ersten Voraustrupps der
militia
tauchten auf. Auch das Hauptheer würde bald folgen. Die Barone wurden unruhig und murrten darüber, noch länger in Caesarea zu verweilen. Statt jedoch den Aufbruch zu befehlen, irrte Bertran im Lager umher und erzählte jedem, der es hören wollte, dass der Graf von Tripolis seinen Vater ermordet habe und dass er grausame Rache nehmen würde.
    Und wenn Arnaut ihm zu erklären versuchte, dass wohl eher Melisende selbst den Mord in Auftrag gegeben hatte und dass Josselin ihr Mordbube war, wollte er nichts davon hören. Die Königin persönlich habe dem Vater die Augen geschlossen, ihn zu Grabe getragen und Beatriz in den Armen gehalten. Diese großherzige Frau sei zu so etwas gar nicht fähig. Nein, sein ganzer Hass galt seinem Vetter Raimon und dessen schändlichem Weib. An ihnen würde er sich rächen. Das war alles, woran er denken konnte.
    Doch als er zur Versammlung der Barone und Anführer rief und sie beschwor, mit ihm gegen Tripolis zu ziehen, um sein Recht zu erstreiten, da versagten sie ihm die Gefolgschaft. Man sei gekommen, um für Gott und König Louis zu kämpfen, nicht um einen Familienstreit auszufechten. Aber vor allem fühlten sich die Männer mit dem Hinscheiden des Grafen führerlos, was auch ihren Glaubenseifer merklich abkühlen ließ.
    Ihre Verunsicherung wuchs, als das königliche Heer an ihnen vorüberzog und Louis nicht einmal Zeit fand, den Sohn des toten Grafen zu empfangen. Vielleicht weil er selbst genug am Hals hatte und keine Kraft fand, sich auch noch um die Schwierigkeiten anderer Leute zu kümmern.
    Das Verhalten des Königs trug ebenfalls dazu bei, Bertrans Ansehen in den Augen der Tolosaner Barone zu beschädigen. Einige erinnerten sich, dass sie ihm eigentlich gar nichts schuldeten. Ihm hatten sie kein
homagium
geschworen. Wenn überhaupt, schuldeten sie von jetzt an dem jungen Erben die Treue, Bertrans vierzehnjährigem Halbbruder, der in der Heimat weilte und noch gar nichts vom Tod seines Vaters wusste. Also beschlossen die Ersten heimzukehren und verlangten von Bertran, dass er sie auszahlte und gehen ließ.
    Dieses gewährte er ihnen. Sollten doch diese Kleinmütigen und Untreuen von dannen ziehen. Es kümmere ihn wenig. Und um seine Verachtung zu zeigen, griff er mehr als großzügig in die Kriegskasse seines Vaters und warf ihnen ihr Geld vor die Füße.
    Doch dann kamen immer mehr und verlangten das Gleiche, bis in kurzer Zeit nicht nur die Kriegskasse leer war, sondern auch das ganze Lager. Außer den zwei Dutzend Mann seiner Leibgarde war ihm nichts geblieben. Woraufhin Bertran sich so gründlich betrank, dass er zwei Tage lang wie tot im prunkvollen Zelt seines Vaters lag.
    »Wir sollten uns ebenfalls auf den Weg machen«, sagte Aimar. »Die Tolosaner haben uns verlassen. Nun wird es auch für uns Zeit, Arnaut.«
    »Ich bleibe hier.«
    »Bei Bertran? Was soll das? Die Sache ist verloren.«
    »Die beiden sind jetzt Waisen und haben niemanden mehr. Zu Hause kräht kein Hahn nach ihnen, hier noch weniger. Und du selbst hast gesagt, ich soll ihm ein Freund sein.«
    »Dann überzeuge ihn als Freund, dass es besser für ihn und seine Schwester ist, mitzukommen, anstatt Tripolis nachzutrauern.«
    »Ich weiß, aber er ist verbohrt. Und ich lass ihn nicht im Stich. Die
militia christi
kann mir ohnehin gestohlen bleiben.«
    »Bertran ist am Ende. Was wollt ihr machen, so ohne Geld und Heer?«
    Arnaut zuckte mit den Schultern. »Er braucht ein wenig Zeit, um sich zu finden, denke ich. Zunächst sollten wir uns dem Prinzen in Antiochia anschließen. Der Mann ist schon eher nach meinem Geschmack. Ein paar gute Schwerter wird er sicher gebrauchen können. Später sehen wir weiter.«
    Aimar sah ihn traurig an. »Ich hatte mich darauf gefreut, gemeinsam mit dir Jerusalem zu durchstreifen. Und dann heim nach Narbona. Reizt dich das nicht?«
    Arnaut umarmte den kleinen Mönch. »Und ob mich das reizt. Mehr, als du denkst«, sagte er mit belegter Stimme. »Aber ich

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