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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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ein fliegendes Bündel Eisen, Muskeln und wirbelnde Hufe auf ihn zu. Auch Amir war mit einem Satz in vollem Lauf, dumpf donnerten die Hufe auf dem weichen Grasboden. Arnaut ließ die Zügel fahren. Im Kampf genügten Gewicht und Schenkeldruck. Durch unzählige Übungen wusste der Hengst ohnehin, was nötig war, damit er die Lanze setzen konnte.
    Arnaut riss den Schild hoch, klemmte die lange Stange unter den Arm und ließ sie langsam über Amirs Hals absinken, bis die Spitze auf den sich schnell nähernden Schild des Gegners zielte. Hinter den eigenen Schild geduckt, lehnte er sich im letzten Augenblick in den Stoß hinein.
    Mit ungeheurer Wucht traf ihn der doppelte Aufprall an Armen und Schultern, schleuderte ihn gegen die hohe Rückenstütze des Kampfsattels und hätte ihn fast vom Pferd gerissen. Doch er fiel nicht. Mit dem Gebrüll der Menge in den Ohren ritt er zu Jori zurück. Die zerborstene Lanze warf er von sich und nahm eine andere entgegen. Auch Puylaurens wurde eine neue gereicht. Die Menge zeigte sich begeistert, denn ihr Liebling hatte sich wacker gehalten. Arnaut hatte einen ersten Geschmack von Josselins Fähigkeiten zu spüren bekommen. Es würde kein leichter Gang werden.
    Wieder stürmten sie gegeneinander an, und noch einmal brach Arnauts Lanze. Beim dritten Mal glitt sie vom gegnerischen Schild ab, so dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Ein Aufschrei ging durch die Menge, als er gefährlich wankte. Jetzt war es deutlich. Noch nie hatte er einen besseren Gegner erlebt. Der Mann saß im Sattel wie verwachsen mit seiner Stute.
    Als sie erneut gegeneinander anrannten, hob Josselin im letzten Augenblick die Lanze, als wollte er ihn mitten im Gesicht treffen. Ob Fehler oder Absicht würde man niemals wissen. Arnaut hatte keine Gelegenheit mehr, den Schild zu heben, konnte gerade noch den Kopf wegreißen, so dass die Lanzenspitze nur den Helm streifte. Der ins Leere gegangene Stoß brachte den Gegner aus dem Gleichgewicht, und Arnauts gleichzeitiger Treffer mitten auf den Schild tat das Übrige. Josselin drohte zu stürzen. Flink wie eine Katze versuchte er sich noch zu halten, rutschte aber ins Gras, als sein Pferd am Ende der Kampfbahn kehrtmachte.
    Das Volk jubelte. Nun würde ihr
champio
siegen.
    Doch bevor Arnaut ihn mit angelegter Lanze niederreiten konnte, war Josselin schon auf den Beinen. Den Schild, der ihm noch von der Schulter baumelte, ließ er außer Acht. Stattdessen gelang es ihm, mit beiden Fäusten Arnauts Lanze zu packen und ihn daran vom Pferd zu zerren. Arnaut stürzte schwer und blieb benommen liegen. Die Zuschauer stöhnten auf.
    Als er sich aufstützte, spürte er Josselins Schritte nahen. Eben noch rechtzeitig rollte er zur Seite. Mit Wucht fuhr dessen Schwert in die Grasnarbe, wo sein Kopf gelegen hatte. Halb gelang es ihm, sich aufzurichten, als ein Stiefel ihn an der Schulter traf und erneut zu Boden schleuderte. Fußtritte gehörten nicht zur Kampfweise eines Edelmanns in einem
tornei.
Noch einmal gelang es Arnaut, sich wegzudrehen, bevor Josselins scharfe Klinge ihn erreichte. Dann war er auf den Beinen und wich zurück. Der Gegner setzte nach, aber nun hatte Arnaut endlich sein eigenes Schwert in der Hand, um den Angriff abzuwehren.
    Josselin hielt kurz inne. Die Narbe auf der geröteten Wange war deutlich sichtbar, sein Mund halb geöffnet, der Atem kam stoßweise. Doch in den Augen fand sich nichts als wilde Entschlossenheit.
    Arnaut hatte beim Sturz den Schild verloren. Diesen Nachteil nutzte Josselin und drängte mit dem seinen voran auf Arnaut ein, das lange Schwert in der Rechten, mit dem er immer wieder blitzschnell zuschlug. Arnaut blieb nichts anderes übrig, als auszuweichen oder mit dem Schwert in beiden Fäusten die wuchtigen Hiebe zu parieren. So trieb Josselin ihn über den Kampfplatz.
    Der Mann war schnell und wendig auf den Beinen. Erneut wurde Arnaut am Helm getroffen, dass ihm der Schädel dröhnte, dann ein dumpfer Schlag gegen die gepanzerte Schulter, der ihm für Momente den Schwertarm lähmte. Josselin schlug mal mit Schwert, mal mit dem Schild zu und traf ihn an der Hüfte, hakelte mit dem Fuß, um ihn zu Fall zu bringen, und hätte ihn fast durchbohrt, wäre es Arnaut nicht gelungen, sich im letzten Augenblick wegzudrehen.
    Immer wieder musste er weichen. Sein Gegner kämpfte mit einer ungezügelten Wildheit, auf die Arnaut nicht vorbereitet war. Josselin gönnte ihm keine Pause, setzte sofort nach und bearbeitete ihn erneut mit

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