Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
Vom Netzwerk:
Tragweite der Tragödie wurde ihm plötzlich bewusst. Natürlich war ein Zweikampf immer ein Wagnis, aber Arnaut war es gewohnt, zu siegen. Nie hätte er gedacht, dass es anders sein könnte.
    Plötzlich mischte sich Hugues de Bouillon ein. »Ich glaube, man könnte noch eine andere Lösung finden.« Er lächelte Arnaut freundlich zu. »Ich finde, der
Cavalier
Montalban hat sich wacker geschlagen, nicht wahr, Josselin?«
    »Doch. Das hat er.«
    »Dann sollte er seine Waffen behalten.«
    »Wie das?« Josselin runzelte die Stirn. »Wacker geschlagen oder nicht. Abgemacht ist abgemacht.«
    »Habgier ist eine Todsünde, mein Lieber, und Ihr wisst es. Genugtuung habt Ihr ja heute erfahren, das sollte Euch genügen. Nun wollen wir uns an den Auftrag der Königin erinnern.« Er wandte sich an Arnaut. »Zu Rechtens sind Eure Waffen verwirkt,
Mossenher.
Aber statt sie Josselin zu überlassen, schenken wir sie dem Herrn. Was meint Ihr?«
    Arnaut starrte ihn an. Was zum Teufel sollte das nun?
    »Dem Herrn schenken?«
    »Ihr behaltet Eure Waffen, aber versprecht, sie für Gott einzusetzen, gegen die Ungläubigen.«
    Arnaut brauchte einen Augenblick, bis er verstand.
    »Ich soll das Kreuz nehmen?«
    Hugues nickte mit einem warmen Lächeln und blickte zu Puylaurens hinüber. »Ihr seid doch einverstanden, Josselin, nicht wahr?«
    Puylaurens’ Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er alles andere als einverstanden war, aber er mochte der Autorität des Templers, wenn auch ungern, nicht widersprechen. Plötzlich lachte er. »Für die Königin, was? Meine wunderschöne Königin. Nun gut. Warum nicht? Der Mann kann wenigstens mit dem Schwert umgehen. Ich bin einverstanden.«
    »Ich soll schwören?«, fragte Arnaut noch einmal.
    »Unter Edelleuten wird das nicht nötig sein.« Hugues lächelte zufrieden. Er nahm Josselin das Schwert ab und hielt es Arnaut hin. »Ihr seid ein Mann von Ehre, da bin ich sicher. Ich vertraue Euch. Nehmt das Schwert und folgt Gott.«
    Arnaut runzelte die Stirn. Wollte der Templer ihm nur einen Gefallen tun, um ihn mit diesem Trick aus seiner Schuld zu entbinden, oder meinte er es ernst? Er starrte auf das angebotene Schwert. Der Gedanke, es wieder an sich zu nehmen, war übermächtig, denn was würden sie auf Rocafort zu diesem schmählichen Verlust sagen? Er streckte fast schon die Hand danach aus, da sah er dem Templer in die Augen und fand darin nur Aufrichtigkeit. Der meinte es also ernst. Er sollte sich den Rittern des Kreuzes anschließen. Sein Blick fiel wieder auf das angebotene Schwert, aber in Wahrheit sah er nur Ermengardas geschundenes Gesicht vor Augen.
    »Mit Verlaub, Bruder Hugues, ich habe nicht vor, das Kreuz zu nehmen. So schmerzlich mir der Verlust auch ist, aber mein Knappe hier wird Josselin alles überbringen.«
    »Schade«, sagte Hugues und reichte die Waffe wieder an Josselin. »Sehr schade. Aber vielleicht überlegt Ihr es Euch noch. Mein Angebot gilt bis zu unserer Abreise.«
    Arnaut machte eine leichte Verbeugung. »Ich muss gehen. Gehabt Euch wohl.«
    Er drehte sich um und marschierte mit großen Schritten zur wartenden Sänfte. Jori folgte ihm, sah sich aber noch einmal nachdenklich um, bevor er sich beeilte, ihn einzuholen.
    »Trödelt nicht«, rief Josselin ihnen hinterher. »Wir brechen bald auf. Hier sind wir ja nicht mehr willkommen.«
    »In einer Stunde«, warf Arnaut über die Schulter.
    »Und grüßt mir Eure allerliebste
domina
«, hörte er den Mann noch sagen, gefolgt von einem spöttischen Lachen.
    ♦
    Es blieb Arnaut wenig Zeit, über den Verlust an Pferd und Waffen zu trauern, denn Ermengarda ging es von Stunde zu Stunde schlechter. Er blieb bei ihr und hielt sie in seinen Armen, denn sie wollte niemand anderen um sich haben. Als die Schmerzen schlimmer wurden und sich gegen Abend ihre Haut klamm und fiebrig anfühlte, bekam er es mit der Angst zu tun und rief
Domna
Anhes zu Hilfe.
    Diese traute den Ärzten der Stadt nur gelehrtes Geschwafel sowie das übliche Aderlassen zu. Die brachten mehr Menschen um, als sie heilten, wie sie fand. Deshalb ließ sie eine alte, erfahrene Kräuterfrau und Hebamme rufen, die dem Palast schon oft gute Dienste geleistet hatte.
    Als die Alte endlich eintraf, verbannte sie als Erstes Arnaut aus der Kammer. Anschließend schlug sie die Decke zurück und schüttelte besorgt den Kopf über das blutdurchtränkte Laken.
    »Sieht nicht gut aus, Kindchen«, murmelte sie, während Ermengarda sich vor Schmerzen krümmte. »Gib Gott, es

Weitere Kostenlose Bücher