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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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dabei die Banane, von der sie immer dann abbeißt, wenn der Mann antwortet.
    »Dann gucken wir mal.« Die Frau steht auf, wäscht sich die Hände und streift Einweghandschuhe über. »Machen Sie den Mund auf und sagen Sie aaa.«
    Der Mann findet das ein wenig kindisch, tut es aber trotzdem. Die Krankenschwester leuchtet mit einer Taschenlampe in seinen Mund.
    »Sie haben Haare im Hals«, sagt sie in sachlichem Ton.
    »Ja, so fühlt es sich an.«
    »Nein, da sind wirklich welche.«
    Die Frau packt das Haar mit einer Pinzette und zupft es aus. Der Mann schreit vor Schmerz. Aus seinem Mund kommt ein schwarzes, einen Meter langes Haar. Sie starren es an. Erst nach einer Weile spricht die Krankenschwester wieder. »Haben Sie vielleicht etwas Falsches gegessen?«
    Der Mann überlegt und antwortet dann, das sei möglich. Die Frau ist so müde, dass sie schon vergessen hat, wovon die Rede war. Sie bittet um eine genauere Erklärung. Der Mann antwortet, es sei möglich, dass er etwas Falsches gegessen habe. Die Krankenschwester sagt, danach habe sie nur im Scherz gefragt, ihr Blutzucker sei ein wenig niedrig. Sie entschuldigt sich.
    Dann erklärt sie, der Mann brauche einen Arzttermin. Der Arzt werde sich die Sache ansehen und möglicherweise zu einer Operation raten. Da gebe es allerdings eine lange Warteliste. Es könne sein, dass er ein halbes Jahr auf die Operation warten müsse. Einen Termin beim Arzt könne er dagegen vielleicht schon in einem Monat bekommen.
    Der Mann ist zutiefst verzweifelt. Ihm passiert etwas Schreckliches, und niemand kann ihm helfen. Er bricht in Tränen aus. Die Krankenschwester sagt, so ist es leider, und isst ihre Banane auf.

    Die nächsten Monate sind die reine Qual. Der Mann spürt seltsame Schmerzen in den inneren Organen und ruft beim Ärztezentrum an. Dort erklärt man ihm, es sei sicher nur Sodbrennen. Eine merkwürdige Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Weder im Traum noch im Wachzustand kommt er Mirkalla auf die Spur.
    Keine Nahrung hilft gegen seine Schwäche. Er ist blass. Seine Muskeln schrumpfen. Er ist überzeugt, dass er stirbt. Aber das macht ihm kaum noch etwas aus. Er hat keinen Grund zu leben.
    Als der Tag der Operation endlich gekommen ist, bringt ihn ein Krankenwagen in die Klinik.
    Die Chirurgin sieht ihn verärgert an. Eine Frau. Die rächen sich doch an den Patienten dafür, dass sie ihren männlichen Kollegen nicht das Wasser reichen können.
    »Oje. Haben Sie einen Splitter im Fuß? Männer ertragen einfach keine Schmerzen.«
    Vielleicht ist es klüger, nicht zu antworten. Die Chirurgin befiehlt ihm, sich auf den schmalen OP-Tisch zu legen. »Es wird wahrscheinlich kein großer Eingriff.«
    Er bekommt eine örtliche Betäubung und spürt bald darauf seinen Hüftenbereich nicht mehr. Absurde Kastrationsangst durchzuckt ihn. Die Ärztin erklärt ihm die ganze Zeit über, was sie tut. Sie sagt, sie mache einen kleinen Schnitt am Bauch, um an die Ursache des Problems heranzukommen.
    Dann sagt sie etwas, das man als Patient am allerwenigsten hören möchte: »Oho!«
    Sie erklärt: »Allem Anschein nach haben Ihre inneren Organe und die Muskulatur in letzter Zeit gelitten.« Weiter kommt sie nicht, denn jemand packt sie an den zwei Fingern, die im Bauch des Mannes stecken. Sie schreit völlig unprofessionell auf und versucht die Hand herauszuziehen. Mit der Hand kommt aus dem Innern des Mannes eine Miniaturfrau, die militärisch gekleidet und mit einem winzigen Sturmgewehr bewaffnet ist. Sie springt auf die Schulter der Chirurgin und droht, sie zu erschießen, wenn sie Dummheiten mache.
    »Guck weiter innen nach«, befiehlt sie.
    Die Ärztin vergrößert den Schnitt und hebt die Haut an wie eine Decke. Zwischen den inneren Organen stürmt eine ganze Armee von Miniaturterroristinnen hervor. Alle sehen gleich aus. Manche haben die schwarzen Haare unter den Helm gestopft, bei anderen hängen sie lang herunter, bis zum Schaft ihrer Springerstiefel.
    Die erste Kämpferin springt auf den OP-Tisch und geht zum Gesicht des Mannes.
    »Mirkalla«, sagt der Mann.
    »Nur Kalla«, antwortet die Soldatin.
    »Ich liebe dich.«
    »Ich dich nicht, du Arschfresse.«
    Die Miniatur-Kalla spuckt dem Mann ins Gesicht und erteilt ihrer Truppe Kommandos.
    Als sie die Klinik verlassen, sind sie bereits zu normal großen Frauen herangewachsen. Das reicht natürlich nicht. Es hat noch nie ausgereicht.
    Sie wachsen weiter, bis sie Riesinnen sind und selbst die höchsten Hindernisse überwinden

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