Die Hure und der Krieger
vergällt. Du bist keine Hure, sondern hast ein anständiges, redliches Herz. Die McCabes schätzen sich glücklich, dich zu haben.“ Sie tätschelte ihr die Hand. „Und nun ins Bett mit dir. Dein Geheimnis ist bei mir sicher, ich werde es nicht einmal gegenüber Lady McCabe preisgeben. Es ist deine Sache, wem du davon erzählst.“
„Danke.“
Maddie wies aufs Bett. „Leg dich hin, mach es dir bequem. Ich könnte mir vorstellen, dass du nach dieser Liebesnacht einen Bärenhunger hast.“
Keeley errötete erst und lachte schließlich. „Aye, und nicht zu knapp.“
„Ich hole dir etwas zu essen und leiste dir Gesellschaft.“ Lächelnd verließ Maddie die Kammer, und Keeley schlüpfte unter die Decken. Der Tag war eisig, und trotz des Feuers, das Gannon umsichtig geschürt hatte, war die Kammer in frostige Kälte gehüllt.
Während sie auf Maddie wartete, starrte sie an die Decke, dankbar dafür, den Tag nicht allein verbringen zu müssen. Ihr Herz tat ihr auch ohne die Last der Einsamkeit schon weh genug. Manchmal war es gut, eine Freundin zur Seite zu haben. Sie vermisste die Freundschaft, die sie einst mit Rionna verbunden hatte.
Nach ihren einsamen Jahren in der stillen Kate, hatte sie nun neue Freundinnen gewonnen und war Teil einer Gemeinschaft geworden. Die Vorstellung, das alles wieder zu verlieren, erschien ihr mit einem Mal unerträglich.
Keeley wollte zum Clan der McCabes gehören. So schmerzhaft das auch sein möge ob des Umstands, dass Alaric ihr hier nahe und doch unerreichbar für sie sein würde. Sie war nicht bereit, wie ein Hasenfuß zu fliehen, um in aller Abgeschiedenheit zu trauern und sich die Wunden zu lecken.
Sie wollte sich zugehörig fühlen.
Kurz darauf war Maddie wieder da und brachte nicht nur Mairin, sondern auch Christina mit. Die Frauen platzten ins Gemach und erfüllten es mit ihrem warmen Lächeln und ihrer lebhaften Heiterkeit.
Christina strahlte vor Freude, als sie schilderte, wie Cormac um sie angehalten hatte. Maddie sah Keeley verstohlen an und drückte ihr die Hand. Sie erwiderte die Geste und lächelte Christina liebevoll an.
Das Mädchen war überglücklich, und Keeley ließ dieses Glück in ihre Seele dringen, denn es war tröstlich ... Und Trost hatte sie bitter nötig. Sie zog sich die Decken enger um die Brust und sah zu, wie Maddie Holz nachlegte. Speisen und Bier wurden gebracht, und bald waren die fröhlichen Stimmen der Frauen bis auf den Gang zu hören.
Alaric verharrte vor der Tür zu seiner Kammer und lauschte Keeleys lieblichem Lachen. Er schloss die Augen und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. Dann wandte er sich ab und strebte mit langen Schritten den Gang entlang zur Treppe, ohne das immer heftiger werdende Ziehen in seiner Seite zu beachten.
Kapitel 21
„ K eeley! Keeley!“
Keeley wandte den Kopf und sah Crispen durch die große Halle auf sich zu rennen. Sie wappnete sich, denn sie war inzwischen vertraut mit der Art, wie Crispen sie begrüßte.
Und da warf er sich ihr auch schon an den Hals, wobei sie beide fast zu Boden gingen. Allein der Umstand, dass sie vorbereitet gewesen war, bewahrte sie davor.
Keeley lachte und schob ihn von sich. „Was gibt es, Crispen?“ „Spielst du mit uns im Schnee? Kommst du mit, Keeley? Mutter kann nicht. Vater hat ihr verboten, nach draußen zu gehen.“ Sie zögerte. „Gegen ein wenig frische Luft hätte ich nichts.“ Crispens Miene hellte sich auf. „Dann kommst du mit? Wirklich?“ Vor Begeisterung hüpfte er durch die Halle.
„Wenn du mir einen Augenblick zugestehst, damit ich mir etwas Warmes anziehen kann, folge ich euch gern. Die Erlaubnis des Lairds vorausgesetzt.“
Er nickte eifrig. „Ich frage Vater.“
„Nun denn, dann treffen wir uns gleich unten.“
Begleitet von Gannon, Cormac und den Kindern machten sie sich auf. Die Kleinen bildeten Gruppen, und stöhnend erkannte Keeley, dass das Spiel darin bestehen würde, sich gegenseitig und möglichst hart mit Schneebällen abzuwerfen.
Glücklicherweise befand sich Gretchen in ihrer Gruppe, und diese erwies sich als überaus treffsicher. Die Jungen heulten jedes Mal empört auf, wenn das Mädchen einen von ihnen mit voller Wucht mitten ins Gesicht traf.
Die gnadenlose Schlacht zog sich eine Weile hin, bis man einen Waffenstillstand aushandelte und alle Beteiligten, die Hände in die Hüften gestemmt, nach Luft schnappten.
Crispen und Gretchen tuschelten miteinander und schauten immer wieder zu Cormac und Gannon
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