Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hure und der Krieger

Die Hure und der Krieger

Titel: Die Hure und der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Banks
Vom Netzwerk:
ich mich einem solchen Opfer verweigern?
    Er schloss die Augen. Gott, er konnte das hier nicht tun. Er konnte es einfach nicht.
    Jäh verstummten die Trommeln, und die Stille war schier betäubend. Plötzlich hörte er einen Schrei. Jemand rief seinen Namen.
    Alaric fuhr im selben Moment herum wie Rionna, gerade rechtzeitig, um Keeley aufzufangen. Ihre Augen waren groß vor Entsetzen - und Schmerz. Sie öffnete den Mund, keuchte und schloss ihn wieder. Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht.
    Zunächst war ihm nicht klar, was passiert war; er hörte nur die bestürzten Schreie der Umstehenden. Schwerter wurden gezogen, das Geräusch hallte unverkennbar über den Hof, und dann erschallte ein Ruf.
    Doch alles, was er sah, war Keeleys schmerzverzerrte Miene. Er hielt sie fest, und erst, als sie gegen ihn sank, erblickte er den Armbrustbolzen, der ihr im Rücken steckte. Da endlich wusste er, was geschehen war. Die Erkenntnis, dass sie ihr Leben für ihn geopfert hatte, traf ihn mit solcher Wucht, dass seine Knie nachgaben. Er ging zu Boden, Keeley an seine Brust gedrückt.
    „Keeley, nay! Nay! Wieso hast du das getan? Oh, Gott, Keeley, nay. Nay! “
    Er presste die Worte unter Schluchzen hervor, und es war ihm gleich, wenn jemand ihn hörte. Fort war aller falscher Stolz und alle Scham, als er in Keeleys aschfahles Antlitz blickte. In ihren Augen stand der Tod, so eindeutig, wie Alaric es bei zahllosen gefallenen Kriegern gesehen hatte.
    Rionna kniete neben ihm nieder, ihre Wangen fast so bleich wie die Keeleys. „Keeley?“, hauchte sie, und ihre Stimme bebte. Alaric hörte dieselbe Furcht heraus, die auch sein Herz unerbittlich umklammert hielt.
    Um sie her geriet die Welt aus den Fugen. Alles schrie, Männer wurden zu den Waffen gerufen, und Ewan brachte den König und Mairin in Sicherheit. Caelen und Gannon stellten sich mit gezücktem Schwert schützend vor Alaric, bereit, jeden Angreifer niederzustrecken.
    „Keeley, verlass mich nicht, Liebste“, flüsterte Alaric. „Halte durch. Ich kümmere mich um dich, so wie du dich um mich gekümmert hast.“
    Sie lächelte zittrig, das Gesicht gequält verzogen. „Das war es wert. Euch ist ein großes Los bestimmt. Ich konnte nicht zulassen ...“ Sie brach ab, als eine weitere Welle des Schmerzes sie überkam. „Ich konnte nicht zulassen, dass Ihr heute sterbt.“
    Alaric strich ihr das Haar aus dem Gesicht, hielt sie fest und wiegte sie. Dabei blickte er ihr in die Augen und sah, dass die Schatten darin mit jedem mühsamen Atemzug größer wurden.
    Er bettete ihren Kopf in seine Hände und zwang sie, ihn anzuschauen, ehe er seine Finger mit den ihren verschränkte und sie fest umklammerte.
    „Ich, Alaric McCabe, nehme hiermit dich, Keeley McDonald, nun McCabe, zum Weibe, bis dass der Tod uns scheidet und unsere Seelen im Jenseits auf ewig vereint werden.“
    Fassungslosigkeit flackerte kurz in ihren Augen auf, und sie öffnete den Mund, ohne etwas herauszubringen.
    „Sprich die Worte, Keeley. Schenke mir, was ich dir bislang verweigert habe. Heirate mich hier und jetzt, auf dass alle Anwesenden Zeuge sind. Ich liebe dich.“
    Eine einzelne Träne stahl sich ihre Wange hinab. Sie schloss die Augen, als suche sie Kraft zu schöpfen, bevor sie ihn abermals ansah, Entschlossenheit im Blick.
    „Ich, Keeley McDonald, nun McCabe, nehme hiermit Euch, Alaric McCabe, zum Gemahl, bis dass der Tod uns scheidet.“
    Mit jedem Atemzug wurde ihre Stimme schwächer, aber die Worte waren gesagt. Vor Hunderten von Zeugen hatten sie das Gelübde abgelegt. Sie war seine Frau. Sie gehörte zu ihm, solange Gott so gnädig war, ihm dieses kostbare Geschenk zu gewähren. Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Stirn.
    „Ich liebe dich“, raunte er. „Verlass mich nicht, Keeley. Nicht jetzt, da ich endlich den Mut aufgebracht habe, das einzig Richtige zu tun.“
    „Alaric.“
    Rionnas sanfte Stimme drang durch seinen Schmerz.
    Er schaute zu der Frau auf, die er beinahe geheiratet hätte, und sah weder Entsetzen noch Bestürzung, weder Verachtung noch Groll. Was er sah, waren Tränen, die davon kündeten, dass sie ebenso besorgt um Keeley war, wie er.
    „Wir müssen sie hineinbringen. Wir müssen ihr helfen.“
    Er umfasste Keeley fester und richtete sich auf. Der Schaft des Bolzens ragte ihr aus dem Rücken und gemahnte ihn daran, dass sie sich für ihn geopfert hatte.
    „Alaric, hier entlang“, rief Ewan. „Bring sie hinein, damit ich mir die Wunde ansehen kann.“
    Die Welt

Weitere Kostenlose Bücher