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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nickte stumm. Sie sprachen das Gebet, und er spürte eine tiefe Erleichterung.
    Anschließend
     rieben sie sich gegenseitig mit einer übel riechenden Paste aus einem Tontopf
     ein, die ihnen sofort Linderung verschaffte.
    »Ich
     kann dich mit mir nehmen, weg aus diesem sündigen Haus, weg von der Versuchung.
     Willst du das, Heinrich?«
    »Ja,
     Onkel.« Nie zuvor hatte er für jemanden mehr Zuneigung und gleichzeitig einen
     so tiefen Hass empfunden wie in diesem Moment.
    »Wenn
     du folgsam bist, kannst du es weit bringen. Vielleicht wirst du eines Tages
     sogar meine Robe tragen.«

1
    »Und
ihr wollt mir noch immer nicht verraten, wer das werden soll?« Anna deutete auf
den behauenen Stein, in welchem sie bereits ein Gesicht erkennen konnte.
    Ihr
Vater lächelte verschmitzt. »Das wirst du noch früh genug erfahren, mein Kind.«
    »Aber
jeder kann doch sehen, wer das wird!« So leicht wollte sie sich nicht
geschlagen geben.
    »So,
wer wird es denn?« Claas, der Geselle ihres Vaters, grinste breit und biss
herzhaft in die Pastete, die Anna ihnen gebracht hatte.
    »Wer
nicht den Ratsherren Johann Hemeling erkennt, der muss mit Blindheit gestraft
sein. Allein die Locken und die Mundwinkel sind ihm wie aus dem Gesicht
geschnitten.«
    Ihr
Vater warf Claas einen verschwörerischen Blick zu, der Anna jedoch nicht
entging.
    »Warum
macht ihr so einen Hehl daraus und tut so geheimnisvoll?«
    »Weil
ihr Klappermäuler nicht den Mund halten könnt.«
    Die
Antwort ihres Vaters traf sie, doch sie wollte sich nichts anmerken lassen. So
hatte er sie noch nie genannt. Er musste doch wissen, dass sie nicht tratschte.
    Die
beiden Männer genossen ungerührt die Pastete ihrer Mutter und machten nicht den
Eindruck, als ob sie ihr antworten wollten. Verlegen schob sie die Ärmel ihres
Kleides nach oben und ließ neugierig ihren Blick durch die Werkstatt wandern,
hoffte, eine Zeichnung, die als Vorlage für diese Arbeit diente, zu entdecken,
aber es war nichts zu sehen.
    Überall
lagen zusammengefegte Bruchsteinhaufen, Steinstücke und Werkzeuge herum. In dem
gesamten ehemaligen Lager standen halbfertige Arbeiten und unbehauene
Steinquader verteilt. Anna erhob sich und bahnte sich einen Weg durch die
unterschiedlich großen Blöcke. Jeder ihrer Schritte knirschte unangenehm laut
und hinterließ in der Staubschicht, die hier über allem und jedem lag, ihre
Fußabdrücke.
    Normalerweise
arbeiteten Bildhauer und Steinmetze im Halbfreien, nur von einem Holzdach vor
Regen geschützt, und so tat es auch ihr Vater, seit sie denken konnte, doch
dieses Mal war es anders. Er und Claas ließen seit einem Jahr nur noch selten
das Tor offen stehen, meistens verriegelten sie es sogar von innen, und sie
musste klopfen, wenn sie die Mahlzeiten brachte. Selbst in der brütenden
Sommerhitze hatten sie die Halle nicht verlassen. Auf die Frage, warum sie es
taten, bekam sie keine oder nur ausweichende Antworten.
    Aus
dem Augenwinkel sah sie, dass Claas’ Augen ihr folgten, und das Kribbeln, das
sie in seiner Anwesenheit seit Monaten verspürte, wurde stärker. Es fiel ihr
schwer, dem Verlangen nachzugeben, sich in den Bauch zu kneifen, damit es
aufhörte. Energisch schob sie den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf
den Weg, auf dem man leicht über verstreute, zum Teil abgewetzte Werkzeuge wie
Knüpfel, Klöppel, Beizeisen, Krönel und über Steinbruchstücke stolpern konnte.
    Anna
besah sich neugierig die angefangenen Arbeiten und erkannte neben dem Kopf
bereits Arme, Rumpf und Füße. Andere Blöcke waren nur angerissen, manche noch
unberührt. Aber alle Körperteile waren mehrfach so groß wie die eines Menschen.
Vor einem riesigen Paar Beinen blieb sie stehen und ließ ihren Blick über die
angedeuteten Schenkel wandern, über die Knie, aus denen spitze Metallstifte
vorwitzig hervortraten, und schließlich zu den Waden und Füßen, die bisher nur
zu erahnen waren. Bei den Kniespitzen fiel ihr etwas auf. Ein Grinsen zuckte um
ihren Mund, denn sie konnte kaum glauben, was ihr geübtes Auge sofort sah. Wie
ihr früherer Hauslehrer setzte sie einen wissenden Gesichtsausdruck auf, hob
das Kinn leicht an, stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich zu den
beiden um.
    »Wer
war das? Diese Kniespitzen sind ganz schief!« Mit dem Zeigefinger deutete sie
darauf.
    Ihr
Vater sah rechts und links an ihr vorbei. »Wer hat dieses Marktweib
hereingelassen, und wo ist meine Tochter hin?« Mit gespieltem Entsetzen sah er
sich um.
    »Ich
bin kein

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