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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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suchte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr auf, und sie hatte auch nicht die Absicht, damit wieder anzufangen. Es waren geheuchelte Worte, die die Pfaffen sprachen, und die ersparte sie sich lieber.
    Als sie das Leprosenhaus erreichte, kam ihr die Begine Regina entgegen. Sie war eine der Frauen, die am Rande der Stadt lebten und sich unter anderem um die Leprakranken kümmerten. Sie sah müde und verschwitzt aus. Marie wusste, dass die Begine viele Stunden hier verbrachte, um den Kranken ihr Leid zu lindern. Viel mehr vermochte sie selbst auch nicht zu tun, denn für diese Krankheit gab es keine Heilung.
    »Marie, gut, dass du kommst.« Regina war etwas außer Atem. »Mit dem Fischer Reimund geht es zu Ende. Wir haben schon nach dem Priester geschickt, aber du weißt ja, wie ungern sie hierherkommen.«
    Das stimmte, denn die Priester hatten selbst Angst vor dieser Krankheit und überließen es lieber den Beginen, sich um die Sterbenden zu kümmern.
    Marie klopfte auf ihren Beutel. »Ich habe wieder etwas Saft aus der Tollkirsche hergestellt und gleich mitgebracht.«
    »Das ist gut, unser Vorrat ist beinahe erschöpft.« Regina strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und hielt die Tür auf, durch die die beiden Frauen nun traten.
    »Und du tätest gut daran, nicht bei der Kälte ohne Umhang nach draußen zu gehen, sonst erwischt dich noch ein Lungenleiden«, mahnte Marie.
    Regina senkte schuldbewusst den Blick. »Ich wollte nur kurz nachsehen, ob nicht doch noch ein Priester kommt. Reimund leidet so furchtbar.«
    Schon im Eingang waren die Schreie des Fischers zu hören, und sie machten sich auf den Weg zu dem Sterbenden.
    Es stank nach Fäulnis in der kleinen Kammer, in welche die dem Tod Geweihten gebracht wurden. Reimund lag stöhnend und wimmernd auf einem Lager aus Stroh und Leinen. Sein mit Geschwüren übersäter Körper wurde von wilden Krämpfen geschüttelt. Er hatte sich eingenässt, denn seinen Körper hatte er nicht mehr unter Kontrolle. Gabriele, ebenfalls eine der Beginen, tupfte ihm die Stirn mit einem Lappen ab. Als Marie und Regina eintraten, sah sie erschöpft auf. Erneut wurde Reimund von einem Krampf geschüttelt, und die beiden Beginen hielten ihn mit vereinten Kräften fest.
    Marie holte den Saft aus ihrem Beutel hervor. »Haltet ihm die Nase zu«, wies sie die Frauen an. Sie träufelte drei Tropfen in einen irdenen Becher, und als der Sterbende nach Luft schnappte, flößte sie ihm geübt die Medizin ein.
    Eine Stunde später trat Marie entkräftet vor die Tür. Es war ein kurzer, aber harter Kampf für den Mann gewesen. Sein mit Aussatz übersäter Körper hatte sich gewehrt und schließlich verloren. Die Medizin, die sie ihm zu dritt mühsam eingeflößt hatten, hatte erst kurz vor seinem Ende zu wirken begonnen.
    Sie hatte nun schon so viele Menschen gehen sehen, die an dieser Krankheit litten. Reimund war einer der Hartnäckigsten gewesen, er hatte lange mit dem Tode gerungen. Marie kannte seine Familie und wusste, wie schwer sie es hatten, seit der Ernährer erkrankt war. Am härtesten würde es sicher seine blinde Tochter Theresa treffen. Einen Teil ihres Auskommens verdiente das junge Mädchen jetzt bei Wind und Wetter mit dem Verkauf von Maronen auf dem Markt.
    Die Beginen hatten vorgeschlagen, dass sie der Familie die traurige Botschaft überbringen könnten, aber Marie wollte es in diesem Fall selbst tun. Sie mochte das Mädchen und hatte das Gefühl, es ihr schuldig zu sein. Sie zog die kühle frische Luft in ihre Lungen und machte sich auf den Weg zum Markt.
    Als sie dort ankam, schenkte Theresa einem bettelnden Jungen gerade eine Marone. Ihr Lächeln war bezaubernd, und Marie blutete das Herz bei dem Gedanken, dass ein derart liebenswertes Geschöpf vermutlich nie einen Mann finden würde. Als der Knabe sich verbeugend davonmachte, trat Marie auf Theresa zu. »So wirst du nie genug Geld haben, wenn du deine Waren verschenkst.« Sie legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie herzlich.
    Theresa lächelte. »Es gibt Wichtigeres als Geld, liebe Marie. Solange wir genug zu essen auf den Tisch bekommen, kann ich hin und wieder ein Kinderherz erfreuen.«
    Marie schnaufte verächtlich. »Das wissen diese kleinen Halunken genau.«
    »Ach, lass sie. Dafür tun sie mir hin und wieder auch einen Gefallen.«
    Marie griff Theresas Hand, worauf das Lächeln aus dem Gesicht der jungen Frau verschwand.
    »Es ist Vater, oder?« Ihre Stimme klang gefasst, aber ein leichtes Zittern

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