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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Wahrheit gesagt hat.«
    »Ein gebärfähiges Alter.«
    Margarete schnaufte nur.
    »Nun zeig mir erst einmal deine Hände, und dann sehe ich nach ihr.«
    Widerwillig streckte Margarete ihre Hände aus. Marie ergriff sie und bewegte die Finger, deren Gelenke leicht geschwollen waren. Margarete verzog schmerzverzerrt das Gesicht, presste aber die Lippen fest zusammen, während Marie vorsichtig jedes Gelenk befühlte. Die geschwollenen Knochen waren wärmer als die anderen, was auf eine Entzündung hinwies. Die Fingernägel hatten seit zwei Jahren denselben gelblichen Schimmer. Dass Margarete nierenkrank war, wussten sie.
    »Und deine Füße?«
    »Du weißt, dass es das Gleiche ist. Wozu musst du sie dann noch sehen?«
    Marie griff in ihren Beutel und zog ein Säckchen heraus. Es war offensichtlich, wie sehr Frau Margarete sich für die Schwellungen schämte. »Ich habe eben einen Vorrat an Heilmitteln ins Leprosenhaus gebracht und auch für dich gleich welche mitgebracht. Du machst dir bitte wieder einen Sud aus diesen hier und reibst deine Hände und Füße damit ein.« Sie stellte das Säckchen mit Kräutern auf den Tisch.
    Angewidert verzog Margarete das Gesicht. »Sehen eigentlich die Knochen der Aussätzigen so aus wie meine?« Sie nahm das Säckchen und steckte es weg.
    »Nein. Die Aussätzigen bekommen unter anderem einen Saft aus der Tollkirsche, den bekommst du aber nicht. Für dich gibt es Brennnessel. Die Tollkirsche würde dich nur benebeln.«
    »Manchmal wäre es sicher ein Segen.« Margarete schob ein paar Münzen zu ihr herüber.
    Marie steckte sie ein und erhob sich schmunzelnd. »Ich sehe jetzt nach Lena.«
    »Schau, dass du ihr den Bastard noch wegmachen kannst.«
    »Nun lass mich erst einmal sehen, wie weit sie ist. Du weißt sehr wohl, dass es dir zwei Leichen bescheren könnte, wenn du es zu spät wegmachst.«
    Margarete blickte wieder auf ihre Tafel und winkte ab. »Komm danach zu mir und berichte.«
    Die Kammer von Kora und Lena war klein, aber hell. Sie hatte ein Fenster, durch das man die blätterlosen Wälder jenseits der Stadtmauer sehen konnte. Lena hockte mit angewinkelten Beinen auf dem Bett und schaute ihr erst ängstlich, dann erfreut entgegen.
    Marie lächelte. »Ich höre, du machst Frau Margarete Kummer.«
    Lena winkte ab. »Wann tue ich das nicht. Aber dieses Mal hat sie wenigstens einen Grund für ihren Kummer. Ach Marie, ich bin so froh, dass du da bist.«
    Lena wirkte jünger, als sie war, was an ihrer zierlichen Gestalt lag. Sie hatte abgenommen. Die Schultern waren beinahe knochig, das Gesicht so spitz, dass ihre braunen Augen riesengroß wirkten. Die Hüften waren sehr schmal, was eine Geburt erschweren würde.
    Marie setzte sich auf die Bettkante, und Lena rutschte ebenfalls in eine sitzende Position. Dabei konnte Marie sehen, dass ihr Bauch schon deutlich gewölbt war.
    »Wann hast du das letzte Mal geblutet?«
    Sie überlegte kurz. »Nach der Kirschernte.«
    »Und du hast nichts bemerkt? Oder jemand anderes?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die meisten Männer sehen nicht so genau hin, und so dick ist der Bauch erst seit ein paar Tagen.«
    »Wieso hast du nichts gesagt?«
    »Ach, Marie. Erst wusste ich nicht, was los war, und als ich es merkte, hatte ich Angst.«
    »Verstehe. Hast du irgendwelche Schmerzen, ist dir schlecht?«
    »Nicht mehr. Vor einiger Zeit hatte ich ein Ziehen im Unterleib und musste morgens erbrechen, aber das ist vorbei. Außerdem habe ich es auf die alte Geschichte geschoben und gedacht, deine Kräuter wollen nicht mehr wirken. Die Übelkeit bei den Männern ist jedoch immer noch da.«
    »Ja, ich weiß.« Diese Übelkeit würde Lena erst loswerden, wenn sie nicht mehr als Hübschlerin arbeiten musste, da war sich Marie sicher. »Bewegt es sich schon?«
    Beinahe schützend legte Lena eine Hand auf ihren Bauch. »Ich glaube schon.«
    Marie stand auf und wusch sich die Hände in der Waschschüssel, die auf einem kleinen Holztisch stand. »Ich muss dich untersuchen. Aber es wird nicht so wehtun wie damals mit deinem Rücken. Ist er gut verheilt?«
    Lena nickte. »Zwei Narben, genau, wie du gesagt hast, und sie sind nicht einmal besonders tief.«
    »Wenn du möchtest, sehe ich sie mir gleich an. Ich werde jetzt deinen Bauch untersuchen. Leg dich einfach lang hin.«
    Folgsam tat das Mädchen wie geheißen.
    »In der Zwischenzeit kannst du das hier essen.« Marie zückte eine der Maronen und reichte sie ihr.
    Lenas Augen glänzten freudig. »Oh, du bist so gut.

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