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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hörte Marie dennoch darin.
    »Ja.« Sie seufzte. »Er hat nun seinen Frieden gefunden.«
    »Das ist gut. Er hatte solche Schmerzen.«
    »Am Ende nicht mehr, ich konnte ihm die Schmerzen nehmen.« Die Einzelheiten verschwieg sie lieber. Man musste den Menschen nicht immer alles erzählen, oft war die Wahrheit zu hart.
    »Ich danke dir.« Ihre Augen waren glasig, und eine Träne rann heraus.
    »Willst du es deiner Mutter sagen, oder soll ich zu ihr gehen?«
    Energisch schüttelte das Mädchen den Kopf. Es wischte sich die Träne weg und rang sich ein Lächeln ab. »Nein, ich werde es Mutter später selbst sagen. Franz holt mich nachher ab, dann kann ich auf dem Heimweg auch mit ihm sprechen. Er ist schon so groß und wird es ertragen.«
    »Tapferes Mädchen.«
    »Was bleibt mir übrig?«
    »Du weißt, wenn ihr etwas braucht, kommt zu mir.«
    »Als Erstes brauchst du etwas …« Theresa löste sich aus Maries Umarmung, schaufelte eine Handvoll Maronen aus dem Feuer und hielt sie ihr entgegen. »Du hast kältere Hände als ich, die hier stundenlang steht. Steck sie in deinen Beutel, dann wärmen sie dir unterwegs auch noch die Finger.«
    Marie war gerührt, hielt den Beutel auf, und Theresa ließ die Maronen hineinfallen. Dafür legte sie der Blinden ein Kupferstück auf die Hand.
    »Nein. Ich will kein Geld von dir«, sagte Theresa und wollte ihr die Münze zurückgeben.
    »Ich weiß«, sagte Marie, drückte noch einmal den Arm der Blinden und machte sich ohne den Pfennig auf den Weg zum Töchterhaus.
    Es war noch recht früh am Tag. Jetzt würden dort noch keine Freier sein und Marie sich in Ruhe um die Belange der Mädchen kümmern können. Auch nach den Gichthänden von Frau Margarete wollte sie heute sehen, denn die Kälte setzte ihr sicher zu.
    Herbert, der Hurenwirt, ließ sie grimmig blickend wie immer ein. Da Marie schon einigen Mädchen strenge Bettruhe verordnet oder ihnen den Besuch von Männern verboten hatte, sah er sie nicht gern. Stand doch zu befürchten, dass Marie seine Umsätze schmälerte.
    »Marie, endlich. Möchtest du einen Becher heiße Milch?« Dorothea, die gute Seele des Hauses, empfing sie noch in der Diele.
    »Die nehme ich gerne«, sagte Marie. »Ist Frau Margarete in ihrer Kammer?«
    »Ja, sie brütet über den Ausgaben und einigem anderem.« Dorothea verdrehte die Augen zur Decke.
    »Vermutlich essen die Mädchen wieder zu viel?«
    »Nein, das ist es dieses Mal nicht. Aber … ach, du wirst es selbst gleich hören. Ich bringe dir deine Milch dorthin.«
    Neugierig geworden, stieg Marie hinter Dorothea die Stufen hinunter. Vor der Tür der Hurenwirtin öffnete sie ihren Umhang und klopfte energisch.
    »Herrgott, ja!«, ertönte die ungehaltene Stimme von innen.
    Marie trat mit einem Grinsen auf den Lippen ein. »So leicht wie immer aus der Ruhe zu bringen, Margarete?«
    »Ach du.« Sie blickte wieder auf ihre Tafel. »Nun mach schon die Tür zu und komm rein. Es ist kalt.«
    »Hier doch nicht. Du könntest hier rohe Eier ausbrüten.« In der Tat war es in dieser Kammer immer so warm, dass Marie ihren Umhang bereits auf dem Flur öffnete und jetzt über den Stuhl warf, ehe sie sich setzte. »Nun erzähl, was plagt dich, sind es deine Finger, die dich so aufgebracht haben?«
    »Was?« Margarete sah auf, als hätte sie bereits wieder vergessen, dass Marie da war. »Meine Finger?«, fragte sie beinahe ungehalten.
    »Also plagt dich nicht die Gicht?«
    »Doch ja, bei der Kälte ist es wohl kein Wunder. Viel schlimmer ist es, dass nun mein drittes Mädchen ausfällt.«
    Marie zog die Brauen hoch. »Noch eine Schwangerschaft? Wer von ihnen ist es?«
    »Lena, dein Sonnenstrahl. Hat es bis gestern Abend allen verheimlichen können, doch Ursula hat ihren dicken Bauch im Zuber gesehen, und auch ein Kunde hat sich beschwert und gedroht, vor Gericht zu gehen, weil wir es vor ihm verheimlicht haben. Du musst gleich nach ihr sehen. Ich weiß nicht, wie weit sie ist, aber wenn man es bereits sieht … Seit es entdeckt wurde, weigert sie sich, aus der Kammer zu kommen.«
    Marie war erschrocken. Aber auch wenn es jetzt nicht die glücklichsten Umstände waren, freute sie sich doch, Lena wiederzusehen, denn sie war tatsächlich ihr heimlicher Sonnenschein hier. Sie mochte das Mädchen wie eine Tochter, und das nicht nur, weil Lena für sie eingestanden war. Sie erinnerte sie an ihre Schwester. Die zwei waren vom gleichen Wesen.
    »Wie alt ist Lena denn jetzt?«
    »Siebzehn, wenn ihr Stiefvater damals die

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