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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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herrschte eine gereizte Stimmung zwischen ihnen, die nun auch Sandro und Forli entgegenschlug.
    »Konntet Ihr nicht anklopfen, bevor Ihr hereinkommt?«, schimpfte Ranuccio. Er sah tatsächlich abstoßend aus: die Augen klein und versoffen, das Gesicht fleckig und widerwillig verzerrt. Zudem roch er nach dem Gelage der letzten Nacht, nur mühsam übertüncht von einem penetranten Rosenduft. Trauer war in diesem Raum nicht zu spüren.

    »Mein Beileid«, sagte Sandro und nahm Ranuccio damit etwas Wind aus den Segeln. »Ich störe Euch nur ungern in Eurer Erschütterung.«
    »Danke«, erwiderte er lustlos. »Ich weiß Eure – Eure …«
    Ranuccio steckte fest, und Alfonso ergänzte: »Anteilnahme.«
    »Ja, richtig, ich bin völlig durcheinander. Die Überraschung, der Schreck über Sebastianos Tod … Also, ich bin Euch für Eure Anteilnahme verbunden. Wenn Ihr uns jetzt bitte verlassen könntet. Es gibt sehr viel vorzubereiten.«
    »Wir bleiben nicht lange«, sagte Sandro und setzte sich. Er schlug die Beine übereinander, faltete die Hände und rieb sie. »Kommen wir also gleich zur Sache. Was hat Maddalena Nera am Abend ihres Todes hier gewollt? Bitte fragt mich nicht, woher ich es weiß. Ich weiß es, das muss Euch genügen.«
    Ranuccio sah Alfonso an. Doch Sandros Vater wich dem Blick aus.
    »Ich … Sie … Sie wollte sich ein bisschen was verdienen.«
    »Sie lebte in einer Villa«, sagte Sandro, »und bekam alles, was sie wollte. Sie war die vermutlich bestbezahlte Hure von Rom. Und da kam sie zu Euch, um sich ein bisschen was zu verdienen?«
    »Offen gestanden – sie kam häufiger vorbei, um … Sie hat gut dabei abgeschnitten.«
    »Wie lange ging das zwischen ihr und Euch?«
    »Etwa – etwa sechs Wochen.«
    Sandro sah sich um. Das Arbeitszimmer Ranuccios war nur mit Sesseln als Sitzgelegenheit ausgestattet. »Fandet Ihr das nicht ungemütlich?«
    »Ungemütlich – was?«
    »Da sie Euch in diesem Raum aufsuchte, bleibt nur der Boden oder Schreibtisch als Grundlage für …«
    »Sandro«, unterbrach ihn sein Vater, »du wirst taktlos.«

    »Ich werde dir gleich sagen, was ich taktlos finde. Aber vorher möchte ich eine ehrliche Antwort Ranuccios auf meine Frage, was sich in diesem Raum wirklich am Abend von Maddalenas letztem Besuch ereignet hat, denn was immer es war, es hatte nichts mit Erotik zu tun.«
    Erneut suchte Ranuccio Beistand bei seinem künftigen Schwiegervater, aber wieder wich Alfonso aus.
    »Es stimmt«, gab Ranuccio zögernd zu. »Sie ist an diesem letzten Abend nicht der Liebe wegen gekommen.« Das Wort Liebe hörte sich aus seinem Mund merkwürdig an. Es passte nicht zu Ranuccio. »Sie hat mich erpresst. Sie drohte, dass sie mir ernstlich schaden würde, indem sie Papst Julius von unserem Verhältnis erzählt. Ihr würde er vergeben, wenn sie nur viel weinte, aber ich … Was sollte ich machen, ich gab nach, und sie kam, um sich das Geld abzuholen.«
    »Wie viel Geld?«
    Ranuccio schluckte. »Fünftausend Denare.«
    »Stattlich. Umgerechnet über einhundert Dukaten.«
    »Genau einhundertfünfundzwanzig.«
    »Und diese fünftausend Denare holte sie sich an jenem Abend ab?«
    »Ja.«
    »Mir ist bekannt, dass Ihr kaum Geld besitzt. Woher hattet Ihr fünftausend Denare?«
    »Ich habe sie mir« – er sah Alfonso an – »leihen müssen.« Diesmal erwiderte Alfonso den Blick, aber nur um Ranuccio zu bedeuten, er sei ein großer Hornochse.
    »Verstehe«, sagte Sandro, stand auf und wandte sich seinem Vater zu. »Womit wir bei deinen Taktlosigkeiten wären. Du gibst diesem talentlosen Grobian, dieser Karikatur eines adeligen Mannes Geld, um seine Huren, mit denen er deine Tochter betrügt, zu bezahlen, schlimmer noch, du teilst dir eine Hure mit ihm. Und du lässt es zu, dass er Bianca schlägt –
tu nicht so, als wüsstest du nichts davon. Alfonso Carissimi, du bist der heuchlerischste, lügnerischste und verschlagenste Mann, den ich kenne, selbstsüchtig und charakterlos, ein miserabler Vater und ein ebenso miserabler Ehemann, und ich bin dankbar und froh, dass ich dich in den letzten Jahren nicht ertragen musste.«
     
    Dass der geschmähte Ranuccio, der »talentlose Grobian« und die »Karikatur eines Adeligen« sie nach derlei Beschimpfungen seines Hauses verwies, konnte nicht überraschen, und Forli verwünschte Sandro insgeheim, weil er sich nicht zurückgehalten hatte. Forli selbst hatte keine höhere Meinung von Ranuccio, im Gegenteil, er hatte nach allem, was Francesca über ihn

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