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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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schweren Körper umklammert, roch ihr Haar, das wie damals nach Puder duftete. Ihre Hände, die sich eben noch an der Madonna festgehalten hatten, erfassten seine Schultern, und sie richtete sich auf. Seltsamerweise kam sie ihm nicht wie eine Last vor, sondern wie eine Stärkung.
    Ihre Lippen lagen an seinem Ohr. »Wie froh ich bin, dass du wieder da bist«, flüsterte sie. »Dein Kommen ist wie ein Wunder. Du und Francesca, ihr seid jetzt die einzigen Menschen auf Gottes weiter Erde, die mir Trost und Hoffnung geben.«
    Er lächelte. Wie oft hatte er gebeichtet, wie oft war ihm vergeben worden, und doch hatte er nie so viel Vergebung erfahren wie in diesem Augenblick. Er war wieder Sohn, er hatte wieder eine Mutter.
     
    Alfonso Carissimis Arbeitszimmer – oder Herrenzimmer, wie es auch genannt wurde – wirkte auf Hauptmann Forli wie eine Arche Noah antiker Überbleibsel. Er saß auf einem unbequemen, knarzenden Schemel, auf dem schon Cäsar gesessen haben könnte, und ließ seinen Blick über die Wände schweifen. Zwei bronzene Totenmasken verzerrten ihr Gesicht in unerträglicher Qual, so als befänden sie sich bereits im innersten Kreis der Hölle. Ihnen gegenüber war ein gut erhaltenes Mosaik befestigt worden, das eine Jagdgesellschaft zeigte, die gerade dabei war, einen Wolf zu erlegen, während im Hintergrund einige Jünglinge bei einer Landpartie ihr Bestes gaben, um gleichaltrige Jungfrauen zu umgarnen. In jeder Ecke des
Raumes standen steinerne Nachbildungen griechischer oder römischer Frauen, denen zwei Dinge gemeinsam waren: Sie waren nackt, und sie waren ohne Kopf. Forli fragte sich, was von beidem Alfonso Carissimi derart ansprach, dass er sich gleich vier solcher Torsi geholt hatte. Außerdem fragte er sich, was wohl Donna Elisa von diesem Herrenzimmer hielt.
    Francesca Farnese stellte mit ruhigen Bewegungen drei Tassen und eine Silberkanne auf den Marmortisch, der Forli von Alfonso Carissimi trennte. Sie schien das schon tausendmal gemacht zu haben, denn obwohl diese hellen, blau ornamentierten Tassen von unheimlicher Leichtigkeit und Zerbrechlichkeit waren – bedeutend leichter und zerbrechlicher als Glas -, legte Francesca keine übertriebene Vorsicht an den Tag. Forli versuchte vergeblich, einen Blick von ihr zu erbeuten. Sie blieb hartnäckig und sah weder ihn noch ihren Ziehvater an. Aber kurz bevor sie sich abwandte, um zur Tür zu gehen, verzogen sich ihre Lippen zu einem ganz feinen Lächeln, ein Zeichen, dass sie sehr wohl bemerkt hatte, von ihm beobachtet zu werden – und nichts dagegen hatte. So jedenfalls sah seine Interpretation ihres Gesichtsausdrucks aus, und Forli war nicht bereit, irgendeine andere Interpretation in Erwägung zu ziehen.
    »Vielen Dank, meine Liebe«, sagte Sandro Carissimis Vater zu ihr, was sie mit einem stummen Nicken beantwortete. Sandro schloss die Tür hinter ihr, und für einige Augenblicke war das Zuschnappen des Schlosses das letzte Geräusch.
    Sie waren zu dritt, und keiner rührte sich. Carissimi-Sohn stand an der Tür und wechselte mit Carissimi-Vater hinter dem Arbeitstisch einen Blick. Forli sah vom einen zum anderen. Schon die Begrüßung der beiden war distanziert verlaufen, aber erst jetzt begriff Forli, dass irgendetwas – oder irgendjemand – zwischen den beiden stand und dass Wiedersehensfreude oder die Erinnerung an gute, alte Zeiten bei diesem Gespräch keine Rolle spielen würden. Zwischen den beiden war
eine unterdrückte Aggression spürbar, und er saß mittendrin. Forli konnte das nicht ausstehen, denn er war es gewohnt, seine Aggressionen auszuleben.
    Der alte Kaufmann brach das Schweigen. »Darf ich Euch eine Tasse Kaffee anbieten, Hauptmann Forli?«
    »Ich bin schon neugierig, wie das Zeug schmeckt, Don Alfonso.«
    »Demnach kennt Ihr Kaffee noch nicht?«
    »Nein. Ich habe aber Signorina Farnese vorhin bei der Zubereitung geholfen, während Euer Sohn allein mit...« Die Augen des Kaufmanns hoben sich von der Tasse, in die er einschenkte, zu seinem Sohn. »Während er und Eure Frau Gemahlin sich unterhielten«, ergänzte Forli.
    »Und ich wette, das war ein Riesenvergnügen«, sagte der alte Carissimi, wobei sich zwischen dem grauen Bart ein übertriebenes Grinsen breitmachte. »Ich meine damit Eure Hilfe bei der Zubereitung des Kaffees, lieber Hauptmann.«
    Forli nahm seine Tasse in Empfang. Porzellan war auch so etwas, das er erst seit heute kannte, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er dieses hauchdünne Schälchen mit

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