Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
Vom Netzwerk:
umgebracht!«
    Auch dem jungen Mann schien zu dämmern, dass eine Denunziation als Satanist einem sicheren Todesurteil gleichkam. Seine Hybris wurde merklich geringer. Dennoch suchte er noch einmal Oberwasser zu gewinnen und schnappte auftrumpfend: »Es kann Euch den Hals kosten, wenn Ihr uns anzeigt. Denn schließlich habt Ihr uns ja die Hure zugeführt.«
    »Sei’s drum!«, konterte Josef trotzig. »Die Rosi ist tot, und um mich mache ich mir keine Sorgen. Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr Teufelsanbeter seid.«
    Nun war auch Johannes den Tränen nah. »Bitte, verratet uns nicht!«, stieß er hervor und beteuerte mit Blick auf die Hurenkönigin: »Wir haben mit dem Mord an der Hübscherin nichts zu tun. Bitte glaubt uns das!«
    »Wieso sollte ich euch das glauben?«, herrschte sie ihn an und gab Josef das Zeichen, noch zu warten.
    »Weil … weil wir es nicht waren! Wir bringen niemanden um. Bei unseren Bocksfesten töten wir vielleicht mal ein Huhn oder eine Katze, aber doch keine Menschen!«, versicherte Johannes mit bebender Stimme.
    Die Hurenkönigin fixierte die beiden ungnädig. »Wie alt seid ihr?«, fragte sie.
    »Sechzehn«, antwortete der Rädelsführer betreten und fing an, hektisch an den Fingernägeln zu nagen.
    »Ein Nägelkauer bist du auch noch, du Großkotz«, bemerkte Ursel hämisch. »Du würdest dir doch vor Angst ins Hemd seichen, wenn tatsächlich der Leibhaftige vor dir stünde!«
    »Das stimmt nicht! Der Fürst der Finsternis steht mir sehr nahe …«, suchte Johannes aufzubegehren und errötete. Die Zimmerin gewann zunehmend den Eindruck, dass dieser Satanspriester nichts weiter war als ein verirrtes Schaf, das sich nur zu gerne mit dem Flair des abgrundtief Bösen umgab.
    Die Hurenkönigin stützte ihren Kopf auf die Hände und musterte die beiden eindringlich. »Nun, ihr Mistbälger, erzählt mal. Wie seid ihr eigentlich zu eurem teuflischen Kult gekommen?«
    »Es handelt sich bei unserer Vereinigung um einen Geheimbund. Von daher ist es mir nicht erlaubt, mit Außenstehenden darüber zu sprechen«, erklärte Johannes abweisend.
    »Ich entbinde dich von deinem ›Schweigegelübde‹«, entgegnete die Zimmerin sarkastisch. »Schließlich geht es hier um einen bestialischen Mord. Da man, wie ich weiß, in euren Kreisen ja die Bestialität schätzt, muss ich schon ein wenig mehr über euch erfahren, um einschätzen zu können, ob ihr wirklich unschuldig seid. Beteuerungen allein reichen da nicht aus.«
    Johannes und Susanne wechselten beredte Blicke und schwiegen.
    »Wenn ihr nicht gleich loslegt, ist es bald mit meiner Langmut vorbei, und wir übergeben euch der Stadtpolizei. Sollen die sich doch mit euch rumärgern!«, platzte es aus der Hurenkönigin heraus.
    »Nein, wartet. Ich sage es Euch ja«, versicherte Johannes zerknirscht. »Namen muss ich ja keine nennen, oder?«
    »Die tun momentan nichts zur Sache, und eure Namen kennen wir ja bereits«, entgegnete Ursel.
    »Zu unserem Geheimbund gehören insgesamt dreizehn Mitglieder«, begann Johannes zögerlich. »Die meisten von uns kennen sich schon aus Kindertagen, so wie Susanne und ich. Wir sind fast wie Geschwister aufgewachsen, weil unsere Eltern eng befreundet sind.« Der junge Mann stockte und war noch eine Nuance blasser geworden. »Ihr … Ihr sagt doch bitte nichts zu unseren Eltern?«, murmelte er panisch. »Die dürfen auf keinen Fall etwas davon erfahren …«
    »Das hättet ihr euch früher überlegen sollen, ehe ihr solche Abscheulichkeiten treibt«, erwiderte Ursel grimmig. Sie war inzwischen sicher, dass die beiden mit dem Mord an Rosi nichts zu tun hatten, war aber entschlossen, sie noch eine Weile schmoren zu lassen. Als sie daraufhin die alarmierten Blicke der Patriziersprösslinge gewahrte, fügte sie hinzu: »Es liegt ganz bei euch. Wenn ihr ehrlich seid und es euch gelingt, mich von eurer Unschuld zu überzeugen – und zwar restlos –, überlege ich es mir vielleicht.«
    Johannes nickte und fuhr fort. »Schon bei unseren Kinderspielen ging es zuweilen recht grob zu. Wir hänselten die Bettler und Krüppel, die auf den Gassen um Almosen bettelten, und spielten ihnen Streiche. Es war ein Wettbewerb, die Armeleutekinder zu drangsalieren oder alte Weiber zu erschrecken. Es kam auch mal vor, dass wir, gleichsam als Mutprobe, Katzen ersäuften oder Gassenköter quälten. Jedenfalls wurden diese Streiche mit der Zeit immer zahlreicher, und wir dachten uns immer aberwitzigere aus. Schon früh hatte es sich

Weitere Kostenlose Bücher