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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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hoch!«
    Unversehens war Jakob Fugger an die Gruppe herangetreten. »Werft den Kerl raus, sonst tue ich es!«, sagte er in schneidendem Tonfall zu dem Frauenhausknecht. Dann ging er zu Irene, legte ritterlich den Arm um sie und ließ sie wissen, wie sehr er den Vorfall bedauere.
    Endlich fand auch der Bürgermeister seine Sprache wieder. »Eminenz!«, stöhnte er verzweifelt und händeringend. »Bitte verzeiht dieses hässliche Vorkommnis! Ich bin mir sicher, Senatskollege Uffsteiner wird sich gleich morgen, wenn er wieder bei Sinnen ist, bei Euch entschuldigen …«
    Mit herrischer Geste schnitt Fugger ihm das Wort ab. »Darauf kann ich gerne verzichten«, erwiderte er mit eisiger Verachtung. »Im Übrigen möchte ich den Herren mitteilen, dass sie sämtliche meiner Geschäftszusagen, den Fernhandel aus Indien betreffend, für null und nichtig ansehen können.« Er maß den Bürgermeister, der kreidebleich geworden war, mit einem kalten Blick. »Mit solchen Lumpenhunden machen ehrbare christliche Kaufleute keine Geschäfte.«
    Der Bürgermeister überschlug sich beinahe in Entschuldigungen und Beschwichtigungen, doch alle seine Bitten prallten an dem Augsburger ab wie an einem Eisenharnisch. Fugger bot Irene formvollendet seinen Arm und sagte mit ausgesuchter Höflichkeit: »Darf ich die Jungfer bitten, mich zu meiner Fürstensuite im Trierischen Hofe zu begleiten? Das hier ist kein Ort für eine Dame.«
    Irene zögerte kurz, dann legte sie ihre zierliche Hand, die in einem purpurfarbenen Seidenhandschuh steckte, der betörenden Amberduft verströmte, graziös auf den dargebotenen Arm und ging grußlos mit ihm hinaus.
    Reichmann trat an den Spieltisch und kippte mit bebenden Händen einen Becher Branntwein hinunter. Unter den Herren der Tischgesellschaft herrschte Grabesstimmung. Einige Ratsherren stießen wüste Flüche gegen Uffsteiner aus, der mit hängenden Schultern und Schafsgesicht an der Tür stand.
    »Du Unglücksrabe, wie konntest du dich nur so danebenbenehmen!«, schimpfte Bürgermeister Reichmann voller Zorn. »Morgen, wenn du deinen Rausch ausgeschlafen hast, gehst du zu Fugger und entschuldigst dich bei ihm in aller Form, hast du verstanden? Und gnade dir Gott, dass er die Entschuldigung annimmt und sich wieder einkriegt, sonst … sonst …« Dem Würdenträger fehlten erneut die Worte. Er schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.
    »Sonst sind wir ruiniert!«, vollendete sein engster Freund und Vertrauter Johann Fichard den Satz und warf Uffsteiner einen vernichtenden Blick zu.
    »Wenn sich der Fugger tatsächlich aus dem Geschäft zurückzieht, mach ich dich kalt!«, platzte es aus dem Patrizier Anton Neuhof heraus, und er schlug so heftig mit der Faust auf die Tischplatte, dass die Spielwürfel auf den Boden kullerten.
    »Ach, leckt mich doch alle«, stieß Uffsteiner zwischen den Zähnen hervor und torkelte auf den Flur hinaus.
    »Lass dich von einem Pferdeschlitten heimbringen, Claus«, rief der Bürgermeister hinter ihm her und goss sich erneut den Becher voll. »Seine Alte wird heut Nacht bestimmt nichts zu lachen haben«, raunte er Fichard zu.
    Der studierte Jurist runzelte die Stirn und erwiderte abgeklärt: »Und wenn schon. Die kennt es ja nicht anders. Aber das ist schließlich nicht unser Problem. Lass uns lieber überlegen, wie wir den Augsburger wieder umstimmen können. Wenn der stur bleibt, sehen wir nämlich alle ganz schön alt aus.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen«, maulte Reichmann mit schwerer Zunge und machte sich, ebenso wie die anderen Honoratioren, mit finsterer Miene auf den Heimweg.
    Der Frauenhausknecht schloss hinter ihnen die Tür ab, und die Huren, angetrunken und müde nach dem langen Arbeitstag, zogen sich auf ihre Zimmer zurück.
    »Was für ein Tag«, seufzte Ursel Zimmer erschöpft. Sie löschte die Lichter in der Schankstube und ging gemeinsam mit Alma die Treppe hinauf. Vor ihrer Zimmertür hielt sie inne, um Alma gute Nacht zu wünschen, denn nach dem anstrengenden Tag stand ihr nicht mehr der Sinn nach Gesellschaft. Gerade wollte sie das Alma mitteilen, als diese ihr zuvorkam. »Du möchtest sicher alleine schlafen. Wir brauchen alle unsere Ruhe nach diesem anstrengenden Tag«, erklärte sie verständnisvoll.
    Ursel nickte, und die beiden Frauen umarmten sich. »Ach, eines wollte ich dir noch sagen«, sagte Alma mit eigentümlichem Lächeln.
    »Was denn?« Die Hurenkönigin blickte die Freundin erstaunt an.
    »Du siehst phantastisch aus in deiner

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