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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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was den Frankfurter Senatoren sehr gelegen kam. Bald fanden die Herren Großkaufleute und Juristen reichlich Gelegenheit, bei gutem Trunke, Musik und Gesang mit Jakob Fugger über Geschäftliches zu sprechen. Der gewiefte Bankier stellte den nicht minder gerissenen Frankfurter Senatoren in Aussicht, sie könnten Gewürze, Luxuswaren, Perlen und Edelsteine aus Indien zu günstigen Konditionen über seine Faktorei in Lissabon beziehen. Nachdem man auf den erfolgreichen Geschäftsabschluss gebührend angestoßen hatte, ergingen sich die Herren im Glücksspiel.
    Fugger wich all die Stunden nicht mehr von Irenes Seite und turtelte mit ihr wie ein verliebter Täuberich. Das erregte den Unmut einiger Ratsherren, die auf die schöne Ulmerin gleichermaßen ein Auge geworfen hatten. Und so kam es zu vorgerückter Stunde – die Herren waren schon allesamt betrunken und in entsprechend aufgekratzter Stimmung – deswegen zu einem unerfreulichen Tumult.
    Den ganzen Abend hatte der Patrizier Claus Uffsteiner, ein kahlköpfiger Mann mit groben Gesichtszügen, Irene begehrliche Blicke zugeworfen. Immer wieder murrte er verhalten darüber, dass der hohe Gast aus Augsburg sie derart in Beschlag nahm. Als Fugger beim Würfelspiel gerade einen guten Lauf hatte und Irene an die Festtagstafel trat, um vom Dessert zu kosten, trat Uffsteiner schwankend hinter sie, schlang ungelenk seinen Arm um ihre Taille, zog sie zu sich heran und raunte ihr mit schwerer Zunge zu, dass er sie liebend gerne vernaschen würde.
    Irene versuchte zunächst, ihn mit weiblicher Diplomatie auf Distanz zu halten, was ihr jedoch bei dem ebenso betrunkenen wie lüsternen Patrizier nicht gelang. Schließlich erklärte sie ihm mit gutartigem Spott: »Dein Mütchen wirst du wohl woanders kühlen müssen, mein Alter. Ich kann mich doch nicht zerreißen wegen euch Kerlen.«
    »Das brauchst du auch gar nicht, mein Täubchen. Nehm mich mit auf deine Stube, dann fress ich dich mit Haut und Haaren«, säuselte er, während er sie begierig in den Nacken biss.
    Irene entzog sich ihm erneut und schlug nun derbere Töne an. »Such dir eine andere, du geiler Bock!«, fauchte sie gereizt.
    Nun richtete sich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf die beiden.
    Jakob Fugger stieß einen schwäbischen Fluch aus und wollte der Bedrängten schon zu Hilfe eilen, doch der Bürgermeister legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Bitte echauffiert Euch nicht, Eure Durchlaucht, das werden wir schon klären!« Er erhob sich vom Stuhl und ging leicht schwankend auf Uffsteiner zu.
    »Mäßige dich, Claus!«, zischte er seinem alten Freund und Senatskollegen zu. »Such dir gefälligst ein anderes Mauseloch, wo du ihn reinstecken kannst. Das hier gehört dem Augsburger, und den wollen wir uns doch nicht vergrätzen, oder? Denk doch an unser Handelsabkommen!«
    Doch die beschwörenden Worte des Bürgermeisters konnten den Betrunkenen nicht beschwichtigen. Im Gegenteil, er blinzelte Irene aus geröteten Augen an und grölte großspurig: »Ich glaube nicht, dass er’s dir besser besorgen kann als ich!« Dann wankte er auf die Ulmerin zu, fasste ihr plump in den Schritt und raunzte: »Hab dich bloß nicht so, du Hure! Oder meinst du vielleicht, du bist was Besseres, nur weil du für diesen Geldsack die Beine breitmachst?«
    Irene holte aus und verpasste dem Grobian eine schallende Ohrfeige.
    »Du miese Fotze!«, brüllte der Senator wütend und schlug zurück.
    Die Hurenkönigin und Alma, die sich an einen ruhigen Tisch in der Ecke des Schankraums zurückgezogen hatten, sprangen sofort auf und eilten zu den Streitenden.
    Mit zornrotem Gesicht trat Alma vor den Senator und spie ihn an. »Wenn du es noch einmal wagst, meine Tochter anzufassen, du Drecksack, dann schneid ich dir die Eier ab!«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme.
    Die Hurenkönigin kannte den bulligen Mann gut, denn er war wegen seiner groben Art unter den Huren des Frauenhauses wenig beliebt. Nun baute sie sich wie eine Rachegöttin vor ihm auf und herrschte ihn an: »Raus mit dir, du Rüpel, und lass dich hier bloß nicht mehr blicken!«
    Der Bürgermeister stand fassungslos daneben, ihm fehlten vor Schreck die Worte. Da kam auch schon der muskulöse Franz Ott herbeigeeilt und nahm den Störenfried ohne viel Federlesen in den Schwitzkasten.
    »Lass mich los, du Halbaffe!«, brüllte Uffsteiner völlig außer sich. »Ich gehe freiwillig. Bei diesen blöden Fotzen hier krieg ich sowieso keinen mehr

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