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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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fangen wir doch mal bei Ihm an«, entschied Fauerbach launig. »Wie war er denn so als Dienstherr, der Herr Senator Uffsteiner?«
    Der Knecht zuckte mit den Schultern. »Wie alle anderen auch«, murmelte er ausweichend. »Ist gern auf die Jagd gegangen und war ein guter Schütze – ich habe ihm immer die Armbrust gespannt.«
    »Wie mir zu Ohren gekommen ist, konnte der Ermordete – Gott hab ihn selig – zuweilen auch recht aufbrausend sein.« Fauerbach ließ den eingeschüchterten Mann nicht aus den Augen.
    Der Dienstmann wand sich vor Unbehagen. »Streit kann es ja immer mal geben …«
    »Ich bin sehr wohl im Bilde, dass der Verstorbene wegen arger Misshandlung seiner Ehefrau schon mehrfach im Kerker saß!«, fuhr ihn Fauerbach an. »Er braucht also nichts zu beschönigen – und Sie auch nicht.« Er musterte die beiden Domestiken wie unartige Kinder.
    »Wenn Ihr alles schon wisst, was sollen wir Euch dann noch sagen?«, brach es aus der Köchin heraus.
    Nun platzte Fauerbach der Kragen. »Wenn Sie mir jetzt noch patzig wird, lass ich Sie von den Stangenknechten vorladen!«, herrschte er sie an.
    Die rundliche Frau fuhr zusammen und erbleichte. »So war das doch gar nicht gemeint«, murmelte sie bange und schüttelte den Kopf.
    »Wie ich inzwischen weiß, ist Herr Neuhof in der Mordnacht noch hier gewesen. Ich will jetzt genau wissen, was sich in besagter Nacht alles zugetragen hat, kapiert?«, erklärte der Richter barsch.
    »Na, es gab halt Tumult«, sagte die Köchin unwillig. »Das laute Poltern an der Tür hat das ganze Haus aufgeweckt, und der Hund hat auch noch gebellt. Wir lagen ja alle schon in unseren Betten. Ich hab dann nur gehört, wie die Traudel aufgestanden und runtergegangen ist. Die hat ja gleich die Kammer neben mir …«
    »Wer ist bitte ›die Traudel‹?«, unterbrach sie Fauerbach gereizt.
    Die Köchin wechselte mit dem Hausknecht einen angespannten Blick und erläuterte stockend: »Die Traudel, das war unsere Dienstmagd, aber sie ist … na ja, seit Dienstag ist sie nicht mehr hier.«
    »Warum denn das?«, fragte der Untersuchungsrichter verwundert.
    Der Hausknecht räusperte sich und antwortete anstelle der Köchin: »Die junge Herrin hat sie vor die Tür gesetzt.«
    »Und wieso? Auf, rede Er schon! – Oder muss ich Ihm alles aus der Nase ziehen?« Langsam verlor Fauerbach die Geduld.
    Der betagte Knecht schluckte und presste hervor: »Na, ihr hat es halt nicht gepasst, dass ihr Vater … was mit der Traudel hatte. Und als sie die Nachricht bekommen haben, dass der Herr tot ist, hat die junge Herrin die Traudel auch gleich rausgeworfen. Die waren sich sowieso nicht ganz grün, die beiden. Na, das kann man ja auch verstehen. Es war doch eine rechte Zumutung für die gnädige Frau, das all die Jahre mit ansehen zu müssen. Der gnädige Herr war in dieser Hinsicht nicht besonders rücksichtsvoll, wenn Ihr versteht, was ich meine … Auch wenn sie sich nie darüber beklagt hat, die Herrin. Aber das hat sie ja sowieso nie gemacht.«
    »Obwohl sie gute Gründe dafür gehabt hätte …«, ergänzte der Untersuchungsrichter den Satz und musterte die Bediensteten nachdenklich. »Eine Frau, die von ihrem Ehemann so schlecht behandelt wird, die muss ihn doch gehasst haben.«
    »Davon hat man nie was gemerkt«, antwortete die Köchin entschieden. »In den mehr als fünfundzwanzig Jahren nicht, die ich schon im Hause bin. Sie war immer still und duldsam und hat sich in ihr Schicksal gefügt – die arme Frau«, fügte sie leise hinzu.
    Der Untersuchungsrichter, der angefangen hatte, sich Notizen zu machen, hob kurz den Kopf und runzelte konzentriert die Stirn. »Und wie hat die Tochter darauf reagiert, dass ihr Vater die Mutter misshandelt hat?«
    Die beiden ergrauten Dienstboten schwiegen beklommen. Es war offensichtlich, dass sie sich mit etwaigen Äußerungen nicht aufs Glatteis begeben wollten – zumal die Fragen des Richters immer brenzliger wurden.
    Als Fauerbach nachdrücklich schnaubte und aus seinem Unmut keinen Hehl machte, erklärte der Hausknecht vorsichtig: »Die junge Herrin ist halt ganz anders als ihre Mutter. Sie hat sich von ihrem Vater nie etwas gefallen lassen, und ich hab es nicht einmal erlebt, dass unser Herr die Hand gegen sie erhoben hätte.« Er lachte kurz auf. »Obwohl sie es das eine oder andere Mal durchaus verdient hätte!« Ihm wurde bewusst, dass er eigentlich schon zu viel gesagt hatte, und er schwieg betreten. Doch Fauerbach, der längst hellhörig geworden war,

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