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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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schob die Spielkarten beiseite. »Wenn du willst, können wir auch eine Partie Schach spielen.« Sie hatte mit Bernhard schon so manche Partie gespielt und bat ihn, das Schachbrett hinterm Schanktisch hervorzuholen.
    »Mach ich«, erwiderte Bernhard und verschwand hinterm Tresen, froh darüber, sich die Wartezeit mit Schachspielen vertreiben zu können. Vorhin hätte er Alma am liebsten dafür geohrfeigt, dass sie ihn und Ursel durch ihr plötzliches Auftauchen um ihr zärtliches Beisammensein gebracht hatte, aber jetzt verrauchte sein Ärger allmählich, und er begann, sich mit den Gegebenheiten abzufinden.
    Von dir lassen wir uns nicht den Abend verderben, dachte er trotzig. Und es kam schon gar nicht in Frage, dass er einfach so die Segel strich und schmollend davonlief. Den Gefallen würde er Alma nicht tun und sich erneut mit Ursel überwerfen, kaum dass sie begonnen hatten, wieder aufeinander zuzugehen.
    Als er Irmelin gegenübersaß, deren Atem nach Alkohol roch, und schon seine Figuren aufstellte, vernahm er hinter sich Almas Stimme.
    »Wollen wir nicht hoch auf dein Zimmer gehen?«, fragte sie Ursel. »Dort sind wir wenigstens ungestört.«
    Bernhard schluckte und hielt die Luft an. Fehlt nur noch, dass sie ja sagt!
    »Lass uns besser hierbleiben«, antwortete die Hurenkönigin stattdessen und hüstelte betreten. »Ich denke, wir sollten auch Irene Bescheid sagen. Sie freut sich doch auch, dass du wieder da bist.«
    »Vor allen Dingen auch …«, knurrte die alte Irmelin und rückte einen Bauer ins nächste Feld.
    Alma sprang empört vom Stuhl auf. »Genau das ist es, was ich meine!«, rief sie aufgebracht. »Mit dieser Feindseligkeit im Nacken kriege ich keinen Ton heraus …«
    »Es hat ja keiner gesagt, dass du herkommen sollst!«, blaffte Irmelin und machte unbeirrt ihren nächsten Zug.
    »Also, jetzt reicht es mir aber!«, empörte sich Ursel. »Hör endlich mit deinen Stänkereien auf, Irmelin!«
    »Wer stänkert denn hier?«, raunzte Irmelin zurück. »Die stänkert doch schon, seit sie reingekommen ist. ›Lass uns hochgehen, dort sind wir wenigstens ungestört‹«, äffte sie Alma nach und trank ihren Becher aus.
    Bernhard nickte, als Irmelin ihn fragte, ob sie ihm einschenken dürfe, und fügte hinzu: »Manche Leute haben eben kein Zartgefühl …«
    Mit einem Schlag wurde Alma fuchsteufelswild. »Aber Ihr habt es!«, keifte sie und funkelte Bernhard wütend an. »Da wird man aus dem Kerker entlassen und will in Ruhe mit seiner Freundin reden, und dann hat dieser Kerl noch nicht mal den Anstand, sich zurückzuziehen!«
    »Ich soll mich zurückziehen? Das ist ja wohl das Allerletzte!«, rief Bernhard entgeistert. »Es würde Euch nur allzu gelegen kommen, wenn ich das Feld räume, aber den Gefallen werde ich Euch nicht tun!«, erklärte er im Brustton der Überzeugung.
    »Recht so!«, bekräftigte die alte Irmelin zornig. »Wenn hier einer das Weite sucht, dann ist die das!«
    »Schluss jetzt!«, erklärte die Hurenkönigin entschieden, immer noch bemüht darum, die Wogen zu glätten. »Bernhard ist hier ausdrücklich erwünscht, und ich möchte mit ihm den Abend verbringen«, sagte sie zu Alma. »Das war auch so verabredet.« Sie warf Bernhard und Irmelin einen tadelnden Blick zu und fuhr mit erhobener Stimme fort: »Nichtsdestotrotz möchte ich jetzt endlich von Alma erfahren, was sich zugetragen hat – und dabei nicht ständig von irgendwelchen Zwischenrufen gestört werden, ist das klar?«
    Auch wenn alle noch finstere Mienen zeigten, so herrschte doch fürs Erste Ruhe im Aufenthaltsraum.
    Als Ursel ins Treppenhaus ging, um Irene zu rufen, stand diese bereits auf der Galerie und hielt ein Buch in der Hand, zwischen dessen Seiten sie den Zeigefinger geschoben hatte. »Mir war so, als hätte ich Mutters Stimme gehört …«, sagte sie erstaunt.
    »Das stimmt auch, sie ist vor ein paar Minuten gekommen«, entgegnete die Hurenkönigin. »Ich wollte dir gerade Bescheid sagen.«
    Irene legte rasch das Buch vor ihre Zimmertür und stürmte die Treppe herunter. Freudig sanken sich Mutter und Tochter in die Arme. Beide waren überglücklich, einander wiederzusehen.
    »Meine Arme, was hat man dir nur angetan?«, fragte Irene beim Anblick von Almas Blessuren und streichelte ihr liebevoll über die Hände.
    »Die verschärfte Tortur, mein Kind«, murmelte Alma bitter. »Was diese verdammten Kuttenträger unseren Schwestern schon seit Jahrhunderten zufügen. Ich habe an die Tapfersten von uns gedacht, die

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