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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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geht Ihr zu Eurem Liebsten und macht schön Wetter bei ihm. – Das wird sich schon wieder richten mit euch. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Ursel nickte und trank von dem Wein. »Was für ein Fiasko …«, murmelte sie betreten. »Dabei hatte ich mich so auf ihn gefreut!«
    »Und er sich auch auf Euch. Das hat man ihm vorhin deutlich ansehen können«, kicherte die Jennischen Marie anzüglich. »Nehmt ihn Euch ordentlich zur Brust, und dann wird der schon wieder ganz zahm …«
    Die Hübscherinnen lachten zustimmend und prosteten der Hurenkönigin zu.
    »Lasst uns darauf trinken, dass wir die Ulmerinnen endlich los sind«, krächzte die alte Irmelin übermütig und legte ihren Arm um Ursel, »und darauf, dass unsere Liebesleute bald wieder zusammenkommen!«

    Bernhard von Wanebach hetzte durch die Alte Mainzer Gasse und zitterte noch immer am ganzen Leib. Den wenigen Passanten, die ihm dort begegneten, wich er aus und entbot ihnen weder einen Gruß noch ein höfliches Kopfnicken.
    Er war zutiefst erschrocken über sich selbst, weil er die Hand gegen Alma erhoben hatte, und machte sich bittere Vorwürfe. Noch nie zuvor hatte er eine Frau geschlagen, und er verabscheute es, wenn Männer so etwas taten. Als Mann von Anstand und Bildung hatte er es immer als Selbstverständlichkeit erachtet, dem schönen Geschlecht mit ausgesuchter Höflichkeit zu begegnen. Alles andere war Flegelei!
    Wie hatte er sich nur zu so etwas hinreißen lassen können, dachte er niedergeschmettert. Egal, was Alma alles über ihn gesagt hatte, so etwas durfte ihm einfach nicht passieren.
    Völlig am Boden zerstört bog er in die finstere Katharinenpforte ein, die so eng war, dass sich die hohen Giebel der Häuser über dem Gässchen fast berührten. Auch bei Tag fiel kaum ein Lichtstrahl herein. Nachdem Bernhard sich vergewissert hatte, dass weit und breit niemand zu sehen war, lehnte er sich erschöpft an eine Häuserwand und schluchzte. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt, Ursel nahe zu sein. Ihre leidenschaftlichen Küsse hatten sein Begehren übermächtig werden lassen, und er hatte nur noch den Wunsch gehabt, sich mit der Geliebten zu vereinen.
    Und dann war Alma gekommen und hatte alles zunichtegemacht!
    In ohnmächtiger Verzweiflung presste er seine Stirn gegen den rauen Mörtelputz und stammelte: »Dass es so enden musste!«
    Wie aus dem Nichts traf ihn plötzlich ein heftiger Schlag auf den Rücken, und er spürte einen stechenden Schmerz zwischen den Schulterblättern. Zu Tode erschrocken wandte er sich um und erblickte eine schemenhafte Gestalt, die einen Dolch in der hochgereckten Hand hielt. Im Dämmerlicht sah sie unheimlich und außerordentlich bedrohlich aus. Er sah das Gesicht mit den zusammengekniffenen Augen, die in der Dunkelheit leuchteten wie Raubtieraugen, und vor Entsetzen stellten sich ihm die Haare auf.
    »Nein!«, schrie er außer sich. »Das kannst du doch nicht machen!«
    Da stieß sie wieder zu, und Bernhard fühlte einen so unbändigen Schmerz in der Brust, dass er augenblicklich das Bewusstsein verlor und leblos zusammensackte.

11
    Montag, 2 . April 1512 – Karwoche
    Als Gassenmeister Rack um die dritte Morgenstunde den Krankensaal des Hospitals zum Heiligen Geist betrat und sich auf leisen Sohlen dem mit Wandschirmen abgeteilten Krankenlager in der hinteren Zimmerecke näherte, nahm ihn die Hurenkönigin zunächst gar nicht wahr. Sie kauerte neben dem Krankenbett und hatte ihren Kopf an Bernhards Schulter geschmiegt, während ihr Körper von einem heftigen Beben geschüttelt wurde.
    Rack räusperte sich betreten und richtete mit gesenkter Stimme das Wort an sie: »Zimmerin, ich wollte Euch nur etwas mitteilen …«
    Die Hurenkönigin richtete sich mühsam auf und sah den Vorsteher der Frankfurter Sittenpolizei, den sie schon lange kannte, aus tränenumflorten Augen an. Sie war so sehr in ihren Kummer versunken, dass das, was er gesagt hatte, gar nicht zu ihr durchgedrungen war.
    Der Gassenmeister erschrak beim Anblick der Gildemeisterin. Das Leid hatte die blühende Frau im Laufe der Nacht um Jahre altern lassen. Mit ihrem bleichen Gesicht, den dunklen Augenringen und den tiefen Sorgenfalten sah sie aus wie ein Gespenst.
    »Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Rack mitfühlend und streifte den Bewusstlosen mit besorgtem Blick. Aus Bernhards weit geöffnetem Mund waren rasselnde Atemzüge zu vernehmen.
    Ursel ergriff ein Tuch und tupfte ihm behutsam die schweißnasse Stirn ab. »Sein Leben hängt nur noch am

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