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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sich von den Folterknechten nicht brechen ließen und lieber den Tod in Kauf nahmen, als andere zu verraten oder ein falsches Geständnis abzulegen.« Ihre Stimme zitterte. »Das hat auch mir die Kraft gegeben, trotz der Höllenqualen unbeugsam zu bleiben und weiterhin meine Unschuld zu beteuern …« Sie musste unversehens schluchzen und stieß hervor: »Doch die Göttin hat schützend ihre Hand über mich gebreitet, und so lebe ich noch. Ich bin ihr unendlich dankbar dafür!«
    »O ja!«, stammelte Irene ergriffen.
    Auch die Hurenkönigin war bewegt. Bernhard und Irmelin schwiegen betreten.
    »Wie kommt es, dass der Untersuchungsrichter dich so plötzlich entlassen hat?«, fragte Ursel nachdenklich. »Zu mir hat er nämlich am Freitag noch gesagt, dass du wohl noch eine Weile in Haft bleiben müsstest.«
    »Das weiß ich selber nicht so genau«, erwiderte Alma stirnrunzelnd. »Und ich war auch viel zu überrascht, als der Wärter mich vorhin aus dem Kerker geholt und gesagt hat, ich könnte gehen, um genauer nachzufragen. Vielleicht hat Fauerbach ja endlich eingesehen, dass der Verdacht gegen mich haltlos ist.«
    Die Hurenkönigin schüttelte den Kopf. »Wenn es nach Fauerbach gegangen wäre, hätte er dich schon nach dem peinlichen Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt. So schreibt es das Recht vor, wenn der Beschuldigte unter der Folter nicht geständig wird. Das hat mir auch der Henker gesagt. Man kann diesem Richter ja alles Mögliche vorwerfen, aber nicht, dass er nicht gesetzestreu wäre. Nein, es war der Rat, der darauf bestanden hat, dass du weiterhin in Haft bleibst«, erklärte Ursel. Dann zog sie nachdenklich die Stirn in Falten. »Doch für diesen Sinneswandel muss es in der Tat einen triftigen Grund geben.« Sie schwieg einen Moment. »Aber den werde ich schon in Erfahrung bringen, wenn ich morgen zum Bürgermeister gehe und ihn wegen der Schließung des Frauenhauses zur Rede stelle …« Auf Almas erstaunten Blick hin erläuterte sie, dass der Bürgermeister damit gedroht habe, das Frauenhaus wegen des schrecklichen Vorfalls zu schließen.
    »Das müsste ja jetzt vom Tisch sein. Wie schön, dass du wieder da bist!«, sagte Ursel aus vollem Herzen und umarmte Alma herzlich.
    »Was habe ich dich vermisst«, erwiderte Alma gerührt. »Doch jetzt wird alles wieder gut …« Sie lächelte die Hurenkönigin an und erklärte: »Ich wollte dich nämlich fragen, ob ich hierbleiben kann … und Irene vielleicht auch? Wo sie euch doch über die Messe so einen Zulauf beschert hat …«
    »Nur über meine Leiche!«, erklang sogleich die erboste Stimme der alten Irmelin aus dem Hintergrund. »Wenn dieses Weib bleibt, bin ich weg! Und das gilt auch für ihr scheinheiliges Töchterlein.«
    Ursels Stellvertreterin war so erregt vom Stuhl aufgesprungen, dass sie den Weinkrug und die Becher umgerissen hatte, die scheppernd auf den Boden fielen.
    Ursel wandte sich alarmiert zu ihr um und suchte sie zu beschwichtigen. »Irmelin, jetzt sei doch bitte nicht so kindisch …«, ermahnte sie die Dienstälteste kopfschüttelnd.
    »Das gilt im Übrigen auch für mich«, erklärte Bernhard mit eisiger Miene und warf Alma einen vernichtenden Blick zu.
    »Schweigt doch still!«, fuhr ihn daraufhin Irene an, und ihre Augen funkelten vor Zorn. »Ihr habt schon genug Unheil angerichtet mit Euren unsäglichen Gefühlsanwandlungen! Macht Euch keine Sorgen, je eher ich hier weg bin, desto besser. Ich hatte ohnehin vor, das Frauenhaus zu verlassen, allein die Gildemeisterin bat mich zu bleiben, solange Mutter noch in Haft ist. Doch das hat sich ja jetzt erledigt, und ich sehe keinen Grund, noch einen Tag länger hier zu sein!« Sie blickte ihre Mutter eindringlich an. »Lass uns nach oben gehen, unsere Sachen packen und uns für die Nacht eine Unterkunft suchen. Und morgen verlassen wir die Stadt und fangen woanders ein neues Leben an. Wir müssen jetzt nicht mehr länger als Wanderhuren über die Lande ziehen. Ich habe genug Geld verdient, dass wir uns irgendwo niederlassen und ein ehrliches Gewerbe beginnen können«, redete sie auf ihre Mutter ein.
    »Eine hervorragende Idee!«, schnauzte Irmelin gehässig. »Wenn’s sein muss, trag ich euch auch noch das Gepäck runter …«
    Mit versteinerter Miene starrte Alma vor sich auf die Tischplatte, Irmelins Bemerkung schien an ihr abzuprallen. Langsam hob sie den Kopf und blickte zu ihrer Tochter auf, die vor ihr stand und sie abwartend ansah.
    In Almas Augen spiegelte sich eine große

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