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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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seidenen Faden«, murmelte sie, und ein unsagbarer Schmerz trat in ihre Augen. »Doktor Schütz hat gesagt, in seinem Zustand hilft nur noch Hoffen und Beten. Durch den Messerstich am Rücken wurde wahrscheinlich die Lunge verletzt, und der Doktor meinte, es wäre schon das reinste Wunder, wenn er die Nacht noch überlebt …« Der Hurenkönigin entrang sich ein gequältes Wimmern. »Bitte, Herrgott, bitte, lass das nicht geschehen!«, stammelte sie verzweifelt und ließ sich auf den Hocker sinken, der neben dem Bett stand.
    »Habt Ihr denn niemanden, der Euch in dieser schweren Stunde beisteht?«, fragte Rack bekümmert.
    »Doch, doch«, entgegnete Ursel. »Die alte Irmelin war die ganze Zeit hier. Ich habe sie vorhin nach Hause geschickt, damit sie ein paar Stunden schlafen kann. Doktor Schütz müsste auch gleich wiederkommen. Er hat sich nur kurz hingelegt, nachdem er die halbe Nacht an Bernhards Krankenlager zugebracht hat.«
    »Und Ihr, wollt Ihr Euch nicht auch ein bisschen ausruhen? Ich kann gerne solange hierbleiben«, fragte Rack hilfsbereit.
    »Ich gehe doch nicht schlafen, wenn mein Mann hier im Sterben liegt!«, fuhr ihn die Hurenkönigin so heftig an, dass Rack unwillkürlich zurückwich. Daraufhin ergriff Ursel seine Hand und sagte entschuldigend: »Verzeiht, das war nicht so gemeint! Schließlich habt Ihr ihm das Leben gerettet, und dafür danke ich Euch aufrichtig, Gassenmeister Rack.«
    Der stiernackige Mann senkte verlegen den Blick. »Ich war halt zufällig in der Nähe und habe die Schreie gehört. Und als ich hingerannt bin, habe ich gerade noch gesehen, wie jemand am Ende der Katharinenpforte um die Ecke gehuscht ist. Ich wollte schon hinterherlaufen, doch dann habe ich gesehen, dass dort jemand auf dem Boden liegt. Darum habe ich mich erst um den Verletzten gekümmert und nach meinen Leuten gerufen, damit wir ihn ins Hospital schaffen konnten.« Er machte eine kurze Pause. »Als ich Euch später die traurige Nachricht überbracht habe, sagte ich Euch ja schon, dass es eine Frau war, die ich hab wegrennen sehen. Und dass es mir so vorgekommen ist, als hätte sie ein gelbes Gewand an. Ihr seid ja in Eurem Kummer nicht darauf eingegangen und habt nur noch gewehklagt, aber die Hübscherinnen haben mir von dem Streit zwischen Herrn von Wanebach und der Ulmerin erzählt. Da habe ich eins und eins zusammengezählt, meine Männer zusammengetrommelt und die ganze Stadt nach der Mörderin abgesucht. Und vor einer guten Stunde haben wir sie dann auch endlich gefunden«, raunzte er grimmig. »Lag sturzbesoffen in einer Mauernische an der Galgenpforte und hat ihren Rausch ausgeschlafen. – Wir haben inzwischen in Erfahrung gebracht, dass sie kurz nach dem Anschlag in die Galgenschenke eingekehrt sein muss, wo sie sich so lange hat volllaufen lassen, bis der Wirt sie nach der Sperrstunde vor die Tür gesetzt hat.« Er tätschelte der Hurenkönigin, die ihn alarmiert anstarrte, beschwichtigend die Schulter. »Keine Angst, Zimmerin, die tut keinem mehr was zuleide, das schwör ich Euch!«, knurrte er erbost. »Die sitzt angekettet im Brückenloch, wo eine wie sie auch hingehört. Der Richter hat das sofort veranlasst, als wir ihn rausgeklingelt haben.« Der korpulente Mann musste gegen seinen Willen grinsen. »Der war vielleicht fertig, als wir ihm gesagt haben, wen wir da eingefangen haben! Denn er hat sie ja am Abend noch selber aus dem Kittchen entlassen. Das könnte ihn den Kopf kosten, wenn er Pech hat …« Der Gassenmeister kicherte hämisch, aber er wurde gleich wieder ernst, als er Ursels gequälten Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Wie konnte sie Bernhard nur so etwas antun?«, murmelte Ursel fassungslos. »Und der grausame Mord an Uffsteiner! Ich habe sie immer für unschuldig gehalten. Wie sehr man sich doch in einem Menschen täuschen kann …«
    »Das kann vorkommen, Zimmerin. Da ist doch keiner davor gefeit, dass man auf die Falschen reinfällt«, erklärte Rack treuherzig. »Selbst ihre eigene Tochter hat es nicht fassen können, als wir sie im Schwarzen Stern auf dem Römerberg ausfindig gemacht haben, wo sie für die Nacht ein Zimmer gemietet hat. Hat geheult wie ein Schlosshund, das arme Ding, als ich ihr gesagt habe, was ihre Mutter verbrochen hat. Tat mir fast ein bisschen leid, die Kleine. Scheint ja im Gegensatz zu der Alten ein ganz manierliches Mädel zu sein.«
    Als Ursel weinend die Hände vors Gesicht schlug und völlig außer sich hervorstieß, sie verstehe die Welt nicht mehr,

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