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Die Hyäne

Die Hyäne

Titel: Die Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lösung gefunden?«
    »Nein, noch nicht. Eine Lösung? Wofür?«
    »Das weiß ich nicht. Wir können doch nicht so weitermachen oder weiterleben.«
    »Warum nicht?«
    »Es hat sich vieles verändert, Mel. Nichts bleibt, wie es ist, das ist immer so im Leben. Aber unser Schicksal hat sich auf eine häßliche Art und Weise verändert.«
    »Was willst oder kannst du dagegen tun?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf. Danach nickte sie in Richtung Fensterscheibe. »Ich stehe hier schon eine Weile, habe zugeschaut, wie der Hof dort unten von der Dunkelheit verschluckt worden ist. Und manchmal, wenn die Schatten ineinander liefen und so ein graues Zwielicht schufen, da hatte ich den Eindruck, als würde sich dort unten im Hof jemand verstecken und zu uns hochschauen.«
    Mel de Baker hatte begriffen und fragte deshalb: »Collin? Denkst du an ihn?«
    »An wen sonst?« flüsterte sie zurück.
    »Nein, Carrie, nein…«
    »Das klingt nicht ehrlich, Mel. Du willst mich damit nur beruhigen.«
    »Das hast du doch schon selbst getan.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe die leere Schachtel gesehen, als ich kurz im Bad war. Wie viele Tabletten hast du genommen?«
    »Nur zwei, die beiden letzten.«
    »Hoffentlich. Es ist nicht gut, wenn man sich nur auf die Chemie verläßt. Manchmal muß man mit den Problemen selbst fertig werden.«
    »Schaffst du das denn?«
    »Ich bemühe mich zumindest.«
    »Ich auch.«
    Er nahm seine Hände weg und trat zurück bis an den Küchentisch.
    »Hast du dir schon gedacht, wie wir den weiteren Abend und die folgende Nacht verbringen?«
    Langsam drehte sich Carrie um. »Soll ich sagen – wie immer? Nein, das wäre sicherlich falsch. Ich kann mich nicht vor die Glotze hocken oder in einem Buch lesen, denn ich komme mir vor wie jemand, der einfach nur da ist und auf etwas wartet.«
    »Aber nicht auf unseren Sohn, Carrie.« Mel hatte den Satz mit harter Stimme gesprochen.
    Seine Frau war anderer Meinung. »Warum nicht, Mel? Warum sollen wir nicht auf ihn warten?«
    »Weil er nicht mehr unser Sohn ist, Carrie. Er ist zu einem Monster geworden.«
    Sie hatte ihren Mann sprechen gehört, die Worte aber nicht verarbeitet.
    »Vielleicht ist er gar nicht tot gewesen«, sagte sie dann. »Nur scheintot oder so.«
    »Wir haben ihn begraben.«
    »Ihn? Oder einen anderen?«
    »Jetzt spinnst du wirklich.« Mel lachte hart. »Ich glaube, die Dunkelheit bekommt dir nicht. Ich werde mal Licht machen. Du kannst ja die Vorhänge zuziehen.«
    »Nein, ich lasse das Fenster offen. Wenn er kommt, soll er sehen, daß jemand im Haus ist.«
    »Davon abgesehen, draußen brennt noch Licht«, sagte Mel de Baker. Er kickte den Schalter nach unten, und die mit hellem Stoff bespannte Lampe flammte auf.
    Carrie zwinkerte, als sie sich gedreht hatte. Ihr Gesicht wirkte bleich und wächsern, von der Angst gezeichnet, die sie durchlitt. Mel schüttelte den Kopf. »Du solltest dir wirklich nicht so viele Gedanken machen, Carrie. Es nutzt niemandem, wenn du dich durch diese abartigen Vorstellungen selbst zerstörst.«
    Sie blieb am Tisch stehen. »Du hast gut reden, Mel. Die Gedanken sind einfach da. Ich komme dagegen nicht an, verstehst du?«
    »Ja, ich verstehe dich. Ich selbst hatte mit den verdammten Träumen zu kämpfen. Ich habe sie auch nicht gewollt, sie waren plötzlich da. Was aber nicht besagt, daß sich deine Befürchtungen erfüllen werden. Es sind nur Erinnerungen, Carrie.«
    »Wenn es denn so wäre, ich wäre wirklich froh.«
    Mel ging hin, küßte seine Frau auf die Wange und kam auf ein alltägliches Problem zu sprechen. »Kannst du dir vorstellen, daß ich trotz allem Hunger habe?«
    »Soll ich dir etwas kochen?«
    »Nein, das ist nicht nötig. Im Kühlschrank steht noch eine Dose Fisch, die ich heute morgen mitgebracht habe. Heringsstücke in Tomatensoße…«
    »Ich kriege nichts runter.«
    »Gut, dann esse ich allein.« Aus dem Kühlschrank holte er die Dose.
    Eine Flasche Bier ebenfalls, und zum Fisch wollte er Weißbrot essen.
    Die Scheibe säbelte er sich ab.
    Mel aß am Tisch, aber seine Frau drehte ihm wieder den Rücken zu. Sie stand am Fenster, den Kopf nicht gesenkt.
    Mel aß. Er hätte sich gern durch Musik abgelenkt, doch er nahm Rücksicht auf seine Frau. Musik wäre wohl das letzte gewesen, mit der er sie hätte ablenken können.
    Hin und wieder trank er einen Schluck Bier. Es schmeckte ihm nicht. Das konnte auch am Fisch liegen, denn beides paßte irgendwie nicht zusammen. Ab und zu blickte er

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