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Die Hyäne

Die Hyäne

Titel: Die Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegen Carries Rücken, der sich nicht bewegte. Seine Frau schien sogar den Atem angehalten zu haben.
    Plötzlich sagte sie etwas, und Mel hätte sich nach diesen Worten beinahe verschluckt. »Ich glaube, Mel, daß sich unser Sohn schon im Haus befindet.«
    Mel saß steif am Tisch. Die rechte Hand um die Flasche geklammert, die er aber nicht zum Mund führte. »Wie – wie kommst du denn darauf?«
    »Ich fühle es.«
    »Fühlen ist kein Wissen.«
    »Ich fühle es aber.«
    »Und wie?«
    Carrie drehte sich um und hob dabei den Kopf an. Ihr Gesicht war so starr wie der Blick. Sie schien in eine andere Welt abgetaucht zu sein.
    »He, was ist mit dir?«
    Carrie ging wie eine Schlafwandlerin auf einen Stuhl zu. Sie zog ihn vom Tisch weg, so daß sie sich setzen konnte, und nickte ins Leere. »Er ist bereits im Haus.«
    Dem Kaufmann war der Appetit vergangen. Er schob die Fischdose von sich weg. »Du kannst einem wirklich Angst machen, Carrie.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht vorgehabt, Mel. Nur müssen wir den Tatsachen ins Auge sehen.«
    »Welchen Tatsachen denn?« fragte er barsch.
    »Daß unser Sohn bereits im Haus ist.«
    Mel de Baker bewegte sich für einen Moment nicht. Dann fragte er: »Soll ich nachschauen?«
    »Das ist nicht nötig«, murmelte Carrie.
    »Warum denn nicht?«
    »Er kommt, wenn er sich im Haus aufhält, sowieso zu uns. Davon müssen wir ausgehen.«
    »Was will er hier?«
    Sie hob den Kopf. Ihre Blicke trafen sich. Die beiden konnten einander gut sehen, denn das Licht war hell genug. So trat jede Gesichtsfalte hervor.
    »Ja, Carrie, was will er?«
    »Uns!« sagte sie nur.
    Mel de Baker schwieg. Dann lächelte er eisig. »Er will also uns. Er kommt als Monster und nimmt uns mit. Daran denkst du doch – oder?«
    Carrie schwieg.
    Dafür sprach ihr Mann weiter. »Wenn er hier erscheint und uns holt, wohin wird er uns bringen?«
    »Denke darüber nicht nach.«
    »Doch, das tue ich aber. Glaubst du denn, daß er uns zum Friedhof schafft, um uns mit in sein Grab zu nehmen? Groß genug wäre es ja, wenn wir zusammenrücken.«
    »Laß den Spott, bitte!«
    »Das ist kein Spott, ich meine es durchaus ernst. Er hat sich doch verändert oder ist verändert worden. Er ist eine Mutation. Wenn er tatsächlich zu uns kommt, will er auch etwas von uns. Wahrscheinlich unser Leben. Wir haben doch damals auch hin und wieder die Zombie-Filme gesehen. So was ist aus unserem…«
    »Sei still, Mel!«
    »Hast du Angst?«
    Carrie schielte zur Küchentür. Die stand offen. Dahinter lag der Flur. Nur wenig Licht fiel aus der Küche hinein. Noch war er nicht zu sehen, aber Carrie spürte seine Nähe. Collin war ihr Sohn, sie war seine Mutter. Als Mutter hatte man eben einen besonderen Draht zu seinen Kindern.
    »Ich warte auf die Antwort, Carrie!«
    »Ja, ich habe Angst!«
    Mel schaute sie an und nickte. »Gut«, sagte er dann. »Sehr gut. Du hast Angst, ich ebenfalls, und da gibt es nur eine Möglichkeit.« Er stemmte seine Hände neben den Teller, stand aber noch nicht auf. »Ich werde zum Telefon gehen und die Polizei alarmieren.«
    »Nein, Mel, das wirst du nicht. Man wird uns auslachen. Das schaffst du nicht.«
    »Ich meine diesen Sinclair. Schließlich ist er gekommen, um uns zu helfen.«
    Carrie de Baker wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie hatte ein Geräusch gehört, und Mel hatte es ebenfalls vernommen. Es war auch nicht zu überhören gewesen. In der Stille des Hauses klang es doppelt laut.
    Jemand befand sich auf der Treppe, die vom Laden hoch zur Wohnung führte. Die Stufen bestanden aus Holz. Kein Teppich dämpfte die Geräusche der Benutzer.
    Das Ehepaar saß starr auf seinen Plätzen. Niemand wagte es, auch nur ein Wort zu reden.
    Sie starrten sich an, und es war Carrie, die den Kopf schüttelte.
    Mel gab ihr recht. Es brachte nichts mehr, wenn er aufstand und zum Telefon lief. Er saugte die Luft ein. Sie roch komisch. Bitter oder säuerlich. Jedenfalls anders. Der unheimliche Ankömmling schien diesen neuen Geruch aus seiner Welt mitzubringen.
    Er ließ sich Zeit. Es hörte sich an, als würde er jede Stufe genießen. Die de Bakers hatten ihren Sohn bisher nur aus der Distanz gesehen. Wenn er jedoch weiterging, würde er bald den Flur und dann die Küche erreicht haben.
    Er würde sie sehen.
    Ein lebender Toter würde seine Eltern treffen!
    Mel de Baker durfte darüber gar nicht nachdenken. Das war einfach pervers, das war nicht nachzuvollziehen, und er

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