Die Hyäne
tatsächlich einen Auftrag haben, würde er ihn dort wohl kaum erfüllen können, sage ich mal.«
»Das kann man so sehen.«
»Hast du eine Idee, Glenda?«
»Nein.«
»Aber ich.«
»Laß hören.« Sie schaute mich skeptisch an, als wüßte sie schon, was kommen würde.
»Ich bin dafür, daß du jetzt Feierabend machst. Geh nach Hause, der Tag war lang genug, und er hat nicht so geendet, wie du es dir heute morgen vorgestellt hast.«
»Da hast du recht.« Glenda nickte. Die Handflächen hatte sie gegeneinander gelegt. Sie dachte wieder angestrengt nach und kam dabei zu einem Ergebnis, das mich wiederum überraschte, denn Glenda stimmte mir zu.
»Was?« fragte ich. »Du protestierst nicht?«
»Nein. Warum?« Ihre dunklen Augen schauten mich nahezu unschuldsvoll an.
»So einsichtig kenne ich dich gar nicht.«
»Tja, John, man wird eben älter und weiser.« Sie stand mit einem Ruck auf. »Das ist nun mal im Leben so.«
Auch ich erhob mich. Glenda stand für einen Moment lächelnd vor mir.
Dann umarmte sie mich. »Gib nur auf dich acht, Geisterjäger«, sagte sie.
»Das ist kein Spiel.«
»Leider nicht.«
Dann ging sie. Ich schaute ihr nach und konnte es noch immer nicht fassen, daß sie wirklich so einsichtig gewesen war. Aber wo hätte sie hingehen können?
Ich wurde abgelenkt, weil drei Personen den Raum betraten. Das Besitzerehepaar mit dem Chef der untersuchenden Kollegen von der Metropoliten Police.
»Haben Sie einen Moment Zeit, Mr. Sinclair?«
»Ja, wenn es nicht zu lange dauert.«
»Keine Sorge, es sind nur wenige Fragen.« Er grinste mich an.
»Schließlich kennt man sich.«
»Das meine ich. Aber wenn Sie mich jetzt fragen, worum es genau geht, da kann ich Ihnen keine Antwort geben, denn ich stehe selbst leider erst am Beginn.«
Glenda Perkins kam sich noch immer leicht benommen vor, als sie den großen Shop der Tankstelle verließ und das Gelände betrat, auf dem eine kontrollierte Hektik herrschte, die sie von anderen und ähnlichen Vorfällen her kannte.
Das helle Licht störte sie. Auch wollte sie nicht mehr reden und sah zu, daß sie aus der Helligkeit heraus und in den seitlichen Schatten geriet.
Obgleich sie noch nahe am Ort des Geschehens stand, hatte sie den Eindruck, in einer anderen Welt zu sein, in der sie die blaugraue Dunkelheit des Abends beschützte.
Sie entfernte sich mit langsamen Schritten, kaute auf der Unterlippe und dachte dabei nach. John war ein Fuchs. Er kannte sie, und Glenda kannte ihn. Natürlich ist er überrascht gewesen, daß ich seinem Vorschlag so schnell zugestimmt habe. Und ich hätte auch nicht länger bei ihm bleiben und bohrenden Fragen zuhören können, dann wäre mir die Wahrheit sicherlich herausgerutscht.
Glenda hatte keinesfalls vor, sich zurückzuziehen. Ganz im Gegenteil, sie wollte den Schritt nach vorn gehen. Es gab eine Spur, das hatte sie nicht vergessen.
Es war das Fitneß-Center, das in dem Haus lag, von dessen Dach sich Collin de Baker gestürzt hatte. Er war dort oft zu Gast gewesen, und wahrscheinlich hatte er sich auch dort mit Jason Flatt getroffen.
War das Center zu einer zweiten Heimat dieser Satanisten geworden?
Eine berechtigte Frage, wie Glenda fand. Die Antwort erhielt sie nicht, wenn sie darüber nur theoretisierte. Sie mußte hinfahren, hinlaufen, sich Eintritt verschaffen, sich dort ein Trikot leihen und sich dann in aller Ruhe umschauen.
Aus Erfahrung war ihr bekannt, daß sich diese Satanszirkel immer gut tarnten. Sie tagten hinter völlig unverdächtigen Fassaden, und auch die Mitglieder dieser Gruppen gingen im normalen Leben unverfänglichen Berufen nach.
Glendas Aufenthalt für die nächste Zeit jedenfalls stand einwandfrei fest…
***
Draußen wurde es dunkel.
Carrie de Baker stand am Küchenfenster und schaute zu, wie sich die Helligkeit des Tages immer mehr verlor.
Das Geschäft war geschlossen worden. Mel de Baker war noch unten im Geschäft und stellte eine neue Einkaufsliste zusammen. Er hatte versprochen, so schnell wie möglich zu ihr zu kommen.
Seit kurzer Zeit kämpfte die Frau mit ihrer Angst und auch gegen sie an.
Zuerst war sie beruhigt gewesen, daß sich die Polizei endlich um den Fall kümmerte, aber diese Ruhe war längst verschwunden, denn nun waren ihr Mann und sie wieder allein.
Noch…
Nicht mehr lange, dachte sie. Carrie konnte nicht sagen, weshalb sie das annahm, das Gefühl ließ sich einfach nicht vertreiben. Das erging ihr so ähnlich wie Mel mit seinen Alpträumen, von denen
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