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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Faxübertragungen, also ist nicht viel Schaden angerichtet worden.«
    »Sie haben gesagt, geplant wären siebzig Millionen«, sagte ich.
    »Ja, nun, wir haben es uns anders überlegt, nachdem Translines anwesende KI es gelesen hat.«
    Ich sackte in dem Schwebschaum zusammen. »Nicht einmal der KI hat es gefallen?«
    »Die KI war begeistert«, sagte Tyrena. »Da wußten wir auch ganz sicher, daß es den Menschen nicht gefallen würde.«
    Ich richtete mich auf. »Hätten wir nicht TechnoCore Exemplare verkaufen können?«
    »Haben wir«, sagte Tyrena. »Eins. Die Millionen KIs da draußen haben es wahrscheinlich in dem Augenblick, als es über die Fatline gekommen ist, in Echtzeit geteilt. Interstellares Urheberrecht ist keinen Scheißdreck wert, wenn man es mit Silikon zu tun hat.«
    »Na gut«, sagte ich und sackte wieder zusammen. »Was nun?« Draußen fuhren Blitze von der Größe alter Autobahnen auf der Alten Erde zwischen die Firmenhochhäuser und Wolkentürme.
    Tyrena stand von ihrem Schreibtisch auf und kam zum Rand des runden Teppichs. Ihr Körperfeld flackerte wie elektrisch geladenes Öl auf Wasser. »Nun«, sagte sie, »müssen Sie sich überlegen, ob Sie Schriftsteller oder der größte Nassauer des Weltennetzes werden wollen.«
    »Was?«
    »Sie haben schon richtig gehört.« Tyrana drehte sich lächelnd um. Ihre Zähne waren mit Goldspitzen verziert. »Der Vertrag gestattet uns, den Vorschuß in jeder Form zurückzuholen, die wir für erforderlich halten. Wir können Ihr Guthaben bei der Interbank beschlagnahmen, die Goldmünzen holen, die Sie auf Homefree versteckt haben und Ihr schickes Farcasterhaus verkaufen, das dürfte in etwa genügen. Und dann können Sie sich zu den anderen künstlerischen Dilettanten und Aussteigern und Spinnern gesellen, die der Traurige König Billy auf der Hinterwelt um sich schart, wo er gerade residiert.«
    Ich sah sie an.
    »Andererseits«, sagte sie und lächelte ihr Kannibalenlächeln, »können wir diesen kleinen Ausrutscher auch einfach vergessen und Sie können mit der Arbeit an Ihrem nächsten Buch anfangen.«
     
    Mein nächstes Buch erschien fünf Standardmonate später. Die sterbende Erde II fing da an, wo Die sterbende Erde aufgehört hatte, diesesmal in schlichterer Sprache und mit einer Satzlänge und Kapitelgehalt, die sorgfältig anhand neurobioüberwachter Reaktionen einer Testgruppe von 638 durchschnittlichen Hardfaxlesern ermittelt worden waren. Das Buch war in Romanform und so kurz, daß es den Durchschnittsleser an der Supermarktkasse nicht einschüchterte, der Umschlag bestand aus einem zwanzigsekündigen interaktiven Holo, in dem der große, kräftige Fremde – Amalfi Schwartz, nehme ich an, obwohl Amalfi klein und blaß war und eine Brille getragen hatte – der wehrhaften Frau das Kleid bis zu den Brustwarzen aufreißt, bevor die widerspenstige Blondine sich zum Betrachter hinwendet und in einem atemlosen Flüstern um Hilfe ruft, das der Pornoholiestar Leeda Swann von sich gab.
    Die sterbende Erde II verkaufte neunzehn Millionen Exemplare.
    »Nicht schlecht«, sagte Tyrena. »Man braucht eine Weile, bis man ein Stammpublikum gefunden hat.«
    »Die sterbende Erde I hat drei Milliarden Exemplare verkauft«, sagte ich.
    »Pilgrim's Progress«, sagte sie. »Mein Kampf. Einmal in einem Jahrhundert. Vielleicht seltener.«
    »Aber es wurden drei Milliarden ...«
    »Hören Sie«, sagte Tyrena. »Im zwanzigsten Jahrhundert der Alten Erde nahm eine Schnellimbißkette das Fleisch toter Kühe, briet es in Fett, fügte Karzinogene hinzu, verpackte das Ganze in Kunststoff auf Petroleumbasis und verkaufte neunhundert Milliarden Essen. Menschen! – Soll einer schlau aus ihnen werden.«
     
    Die sterbende Erde III führte die Figur der Winona ein, ein geflohenes Sklavenmädchen, die es zu einer eigenen Fiberplastikplantage brachte (unwichtig, daß Fiberplastik nicht auf der Alten Erde wuchs), ebenso Arturo Redgrave, den tollkühnen Blockadebrecher (welche Blockade?), und Innocence Sperry, die neunjährige Telepathin, die an einer nicht näher ausgeführten Little Neil-Krankheit starb. Innocence hielt durch bis Die sterbende Erde IX, und an dem Tag, als mir Transline gestatteten, die kleine Nutte umzubringen, feierte ich das mit einer sechstägigen Zechtour auf zwanzig Welten. Ich erwachte in einer Lungenröhre auf Heaven's Gate, war mit Erbrochenem und Atmungsschimmel besudelt, hatte den schlimmsten Kater im ganzen Weltennetz und wußte, daß ich – o Gott! –

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