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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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niederen Klippe. »Was wirst du jetzt machen?« fragte Oberst Kassad den Androiden.
    »Laut Maßgabe des Tempels sind wir nach dieser Reise frei«, sagte Bettik. »Wir lassen die Benares für Ihre Rückkehr hier und nehmen das Boot flußabwärts. Und dann machen wir uns auf den Weg.«
    »Mit der allgemeinen Evakuierung?« fragte Brawne Lamia.
    »Nein.« Bettik lächelte. »Wir haben unsere eigenen Ziele und Pilgerfahrten auf Hyperion.«
    Die Gruppe kam zur gerundeten Kuppe der Klippe. Die Benares hinter ihnen schien ein winziges, am Dock festgezurrtes Ding zu sein; der Hoolie floß nach Südwesten in den blauen Dunst der Entfernung jenseits der Stadt, diesseits machte er eine Biegung nach Westen und verengte sich ein Dutzend Kilometer flußaufwärts von Edge zu den unpassierbaren Unteren Wasserfällen. Im Norden und Osten erstreckte sich das Grasmeer.
    »Mein Gott«, hauchte Brawne Lamia.
    Es war, als hätten sie den letzten Hügel der Schöpfung erklommen. Unter ihnen bildete eine Ansammlung von Docks, Kais und Schuppen den Stadtrand von Edge, wo das Grasmeer anfing. Gras erstreckte sich endlos in alle Richtungen, wiegte sich sinnlich in der leichten Brise und schien wie eine grüne Brandung gegen den Fuß der Klippen zu wogen. Das Gras wirkte endlos, es erstreckte sich bis zum Horizont und schien, so weit das Auge reichte, überall die selbe Höhe zu haben. Von den schneebedeckten Gipfeln des Bridle Range, das, wie sie wußten, achthundert Kilometer nordöstlich lag, war nicht die geringste Spur zu sehen. Die Illusion, daß sie auf ein gewaltiges grünes Meer sahen, war fast perfekt, bis hin zum windgepeitschten Schimmern von Stengeln, das wie Gischtkronen fern vom Ufer aussah.
    »Wunderschön«, sagte Lamia, die es noch nie gesehen hatte.
    »Bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ist es atemberaubend«, sagte der Konsul.
    »Faszinierend«, murmelte Sol Weintraub und hob das Kind, damit sie es auch sehen konnte. Sie kicherte glücklich und konzentrierte sich darauf, ihre Finger zu betrachten.
    »Ein hervorragend erhaltenes Ökosystem«, sagte Het Masteen bewundernd. »Der Muir wäre zufrieden.«
    »Scheiße«, sagte Martin Silenus.
    Die anderen drehten sich zu ihm um.
    »Kein Windwagen da, verdammt«, sagte der Dichter.
    Die vier anderen Männer, die Frau und der Androide blickten stumm auf die verlassenen Kais und die weite Grasebene.
    »Er hat Verspätung«, sagte der Konsul.
    Martin Silenus lachte bellend. »Oder er ist schon aufgebrochen. Wir sollten schon gestern abend hier sein.«
    Oberst Kassad hob sein Verstärkerfernglas und suchte den Horizont ab. »Ich halte es für unwahrscheinlich, daß sie ohne uns aufgebrochen wären«, sagte er. »Der Wagen sollte von den Priestern des Shrike-Tempels persönlich geschickt werden. Sie haben ein großes Interesse an unserer Pilgerfahrt.«
    »Wir könnten zu Fuß gehen«, sagte Lenar Hoyt. Der Priester sah blaß und schwach aus; er hatte offensichtlich Schmerzen, stand unter Drogen und konnte kaum stehen, geschweige denn gehen.
    »Nein«, sagte Kassad. »Es sind Hunderte von Klicks, und das Gras reicht über unsere Köpfe.«
    »Kompasse«, sagte der Priester.
    »Kompasse funktionieren auf Hyperion nicht«, sagte Kassad, der immer noch durch das Fernglas blickte.
    »Dann Richtungsfinder«, sagte Hoyt.
    »Wir haben einen IRF, aber darum geht es nicht«, sagte der Konsul. »Das Gras ist scharf. Ein halber Klick raus, und wir wären nichts als Fetzen.«
    »Und dann sind da die Grasschlangen«, sagte Kassad und ließ das Fernglas sinken. »Es ist ein gut erhaltenes Ökosystem, aber für Spaziergänge nicht geeignet.«
    Pater Hoyt seufzte und brach fast auf dem kurzen Gras der Hügelkuppe zusammen. Etwas wie Erleichterung klang in seiner Stimme, als er sagte: »Na gut, kehren wir um!«
    A. Bettik kam einen Schritt nach vorne. »Die Mannschaft würde Sie mit Vergnügen mit der Benares nach Keats zurückbringen, sollte der Windwagen nicht auftauchen.«
    »Nein«, sagte der Konsul. »Nehmt das Boot und verlaßt uns.«
    »Scheiße, Moment mal!« schrie Martin Silenus. »Ich kann mich nicht erinnern, Sie zum Diktator gewählt zu haben, Amigo. Wir müssen dorthin. Wenn der Scheißwindwagen nicht kommt, müssen wir eine andere Möglichkeit finden.«
    Der Konsul drehte sich zu dem kleineren Mann um. »Wie? Mit dem Boot? Es dauert zwei Wochen, die Mähne hinauf und um die Nordküste bis nach Otho oder einen der anderen Bereitstellungsräume zu gelangen. Und das, wenn Schiffe zur

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