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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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und wurde unverzüglich in eine Klinik in Keats südlich vom Bridle Range gebracht. Erkundungstrupps der Verteidigungsarmee drangen vorsichtig nach Norden vor und hüteten sich vor den Anti-Entropiegezeiten um die Zeitgräber und möglichen Fallen, die die Ousters zurückgelassen haben konnten. Es gab keine. Die Erkunder fanden die Überreste von Kassads Schleudersitz und die ausgebrannten Hüllen der beiden Landungsboote, die die Ousters aus dem Orbit beschossen hatten. Es gab keinen Hinweis darauf, weshalb sie ihre eigenen Schiffe und die Toten vernichtet hatten, und die Leichen der Ousters um die Boote herum waren so verbrannt, daß keine Möglichkeit einer Analyse oder Autopsie bestand.
    Drei Hyperiontage später erlangte Kassad das Bewußtsein wieder, schwor, daß er sich nach dem Diebstahl des Tintenfischs an nichts mehr erinnern konnte und wurde zwei lokale Wochen später von einem Schlachtschiff von FORCE mitgenommen.
    Als er ins Netz zurückgekehrt war, quittierte Kassad den Dienst. Eine Zeitlang war er in der Friedensbewegung aktiv und war gelegentlich im Netz des All-Wesens zu sehen, wo er für Abrüstung eintrat. Aber der Angriff auf Bressia hatte die Hegemonie wie nichts in drei Jahrhunderten vorher für einen interstellaren Krieg mobilisiert, und Kassads Warnungen wurden entweder niedergeschrien oder als Folge eines schlechten Gewissens des Schlächters von Bressia abgetan.
    In den sechzehn Jahren nach Bressia war Oberst Kassad aus dem Netz und dem Bewußtsein des Netzes verschwunden. Obwohl es nicht mehr zu größeren Gefechten kam, blieben die Ousters der oberste Buhmann der Hegemonie. Fedmahn Kassad war nur noch eine verblassende Erinnerung.
    Es war spät am Morgen, als Kassad mit seiner Geschichte fertig war. Der Konsul blinzelte, sah sich um und nahm das Schiff und seine Umgebung zum ersten Mal seit zwei Stunden wieder zur Kenntnis. Die Benares befand sich wieder auf dem Hauptarm des Hoolie. Der Konsul konnte das Ächzen von Ketten und Gurten hören, wenn die Flußmantas sich in ihre Harnische stemmten. Die Benares schien das einzige Schiff zu sein, das flußaufwärts fuhr, aber nun konnte man viele kleinere Boote sehen, die in die Gegenrichtung fuhren. Der Konsul strich sich über die Stirn und stellte zu seiner Überraschung fest, daß seine Hand schweißnaß war. Der Tag war sehr warm geworden und der Schatten der Markise hatte sich vom Konsul entfernt, ohne daß dieser es bemerkt hätte. Er blinzelte, wischte sich Schweiß aus den Augen, begab sich in den Schatten und schenkte sich aus einer der Spirituosenflaschen ein, welche die Androiden in einem Schrank beim Tisch eingeräumt hatten.
    »Mein Gott«, sagte Pater Hoyt, »wenn man diesem Wesen Moneta glauben will, dann bewegen sich die Zeitgräber rückwärts in der Zeit?«
    »Ja«, sagte Kassad.
    »Ist das möglich?«
    »Ja«, antwortete Sol Weintraub.
    »Wenn das stimmt«, sagte Brawne Lamia, »dann haben Sie diese Moneta ... oder wie immer sie wirklich heißen mag ... in ihrer Vergangenheit und Ihrer Zukunft getroffen ... eine Begegnung, die erst noch erfolgen wird.«
    »Ja«, sagte Kassad.
    Martin Silenus ging zur Reling und spuckte in den Fluß. »Oberst, glauben Sie, die Hure war das Shrike?«
    »Ich weiß nicht.« Kassads Stimme war fast unhörbar.
    Silenius wandte sich an Sol Weintraub. »Sie sind der Gelehrte. Findet sich in der Mythographie des Shrike ein Hinweis darauf, daß es die Gestalt verändern kann?«
    »Nein«, sagte Weintraub. Er bereitete ein Milchfläschchen vor, um seine Tochter zu füttern. Das Baby gab leise Maunzer von sich und bewegte winzige Finger.
    »Oberst«, sagte Het Masteen, »das Kraftfeld ... dieser Kampfanzug ... haben Sie ihn nach Ihrer Begegnung mit den Ousters und dieser ... Frau mitgebracht?«
    Kassad sah den Tempelritter einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf.
    Der Konsul sah in seinen Drink, aber plötzlich schnellte sein Kopf durch die Kraft eines Gedankens in die Höhe. »Oberst, Sie haben gesagt, daß Sie eine Vision vom Todesbaum des Shrike gesehen haben ... der Struktur ... des Dings, womit es seine Opfer aufspießt.«
    Kassad verlagerte seinen Basiliskenblick vom Tempelritter zum Konsul. Er nickte langsam.
    »Und es befanden sich Leichen daran?«
    Ein weiteres Nicken.
    Der Konsul wischte sich Schweiß von der Oberlippe. »Wenn der Baum mit den Zeitgräbern rückwärts in der Zeit reist, dann stammen diese Opfer aus unserer Zukunft.«
    Kassad sagte nichts. Die anderen sahen den Konsul

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