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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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jetzt ebenfalls an, aber nur Weintraub schien zu begreifen, was die Bemerkung zu bedeuten hatte ... und wie die nächste Frage des Konsuls lauten würde.
    Der Konsul widerstand dem Impuls, sich wieder Schweiß von der Oberlippe zu wischen. Seine Stimme war gelassen. »Haben Sie welche von uns daran gesehen?«
    Kassad sagte über eine Minute lang nichts. Plötzlich schienen das leise Plätschern des Flusses und das Ächzen der Schiffstakelage sehr laut zu sein. Schließlich holte Kassad tief Luft. »Ja.«
    Das Schweigen zog sich hin. Brawne Lamia unterbrach es. »Würden Sie uns verraten, wer es war?«
    »Nein.« Kassad stand auf und ging zur Treppe, die ein Deck tiefer führte.
    »Halt!« rief Pater Hoyt.
    Kassad blieb an der Treppe stehen.
    »Würden Sie uns wenigstens zweierlei verraten?«
    »Was?«
    Pater Hoyt verzog unter Schmerzen das Gesicht. Sein hageres Gesicht wurde unter dem Schweißfilm blaß. Er holte Luft und sagte: »Erstens, glauben Sie, das Shrike ... diese Frau ... wollen Sie irgendwie benützen, diesen schrecklichen interstellaren Krieg anzuzetteln, den Sie vorhergesehen haben?«
    »Ja«, sagte Kassad leise.
    »Zweitens, werden Sie uns sagen, worum Sie das Shrike ... oder diese Moneta ... bitten werden, wenn Sie sie während der Pilgerfahrt wiedersehen?«
    Kassad lächelte zum ersten Mal. Es war ein dünnes Lächeln, und sehr, sehr kalt. »Ich werde keine Bitte vorbringen«, sagte Kassad. »Ich werde nichts von ihnen verlangen. Wenn ich sie diesesmal treffe, werde ich sie töten.«
    Die anderen Pilger sagten nichts und sahen einander nicht an, als Kassad nach unten ging. Die Benares fuhr weiter nach Nord-Nordost, dem Nachmittag entgegen.
     

DRITTER TEIL
    Die Barke Benares lief eine Stunde vor Sonnenuntergang in den Hafen von Naiad ein. Besatzung und Pilger drängten sich an der Reling und betrachteten die schwelenden Trümmer einer Stadt, die ehemals zwanzigtausend Menschen beherbergt hatte. Wenig war davon übrig. Das einst berühmte River Front Inn, das in den Tagen des Traurigen Königs Billy erbaut worden war, war bis auf die Grundmauern niedergebrannt; die verkohlten Docks, Landungsstege und abgeschirmten Balkone waren in die Untiefen des Hoolie gestürzt. Das Zeughaus war eine verkohlte Hülle. Der Flughafen am nördlichen Stadtrand war nur noch eine schwelende Ruine, der Anlegeturm ein rußgeschwärzter Holzkohlehaufen. Von dem kleinen Shrike-Tempel am Ufer war überhaupt nichts mehr zu sehen. Für die Pilger war am schlimmsten, daß die Naiad River Station zerstört worden war – das Aufhalfterungsdock war verbrannt und eingestürzt, die Mantagehege zum Fluß hin offen.
    »Gottverdammt!« sagte Martin Silenus.
    »Wer war das?« fragte Pater Hoyt. »Das Shrike?«
    »Wahrscheinlich die SST«, sagte der Konsul. »Aber es ist durchaus möglich, daß sie gegen das Shrike gekämpft haben.«
    »Das kann ich nicht glauben«, erwiderte Brawne Lamia zornig. Sie drehte sich zu A. Bettik um, der gerade auf dem Achterdeck zu ihnen getreten war. »Hast du gewußt, daß das passiert war?«
    »Nein«, sagte der Androide. »Es besteht seit über einer Woche keine Verbindung mehr mit einem Punkt nördlich der Schleuse.«
    »Warum nicht, verdammt?« fragte Lamia. »Auch wenn diese gottverlassene Welt keine Datensphäre hat, habt ihr denn keine Funkgeräte?«
    A. Bettik lächelte verhalten. »Doch, M. Lamia, es gibt Funk, aber die Komsats sind heruntergeholt worden, die Mikrowellenrelaisstationen an der Schleuse von Karla wurden zerstört, und wir haben keinen Zugang zur Kurz Wellenfrequenz.«
    »Was ist mit den Mantas?« fragte Kassad. »Kommen wir mit unseren bis Edge?«
    Bettik runzelte die Stirn. »Es wird gehen müssen, Oberst«, sagte er. »Aber es ist ein Verbrechen. Die beiden im Zaumzeug werden sich nicht von der Strapaze erholen. Mit frischen Mantas wären wir vor Einbruch der Dämmerung in Edge gewesen. Mit diesen beiden ...« Der Android zuckte die Achseln. »Wenn wir Glück haben und die Tiere überleben, sind wir am frühen Nachmittag dort ...«
    »Der Windwagen wird doch auf uns warten, oder nicht?« fragte Het Masteen.
    »Davon müssen wir ausgehen«, sagte A. Bettik. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, ich werde mich darum kümmern, daß unsere armen Tiere gefüttert werden. Wir müßten binnen einer Stunde wieder unterwegs sein.«
     
    Sie sahen keine Menschenseele bei den Ruinen von Naiad. Kein Schiff ließ sich vor der Stadt sehen. Eine Zugstunde nordöstlich der Stadt kamen

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