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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hauptberuflichen Arschkriechern, ganz zu schweigen von der Familie der königlichen Ärsche selbst, diese wiederum unterstützt von zehnmal soviel Androiden, die den Boden beackern und die Reaktoren entfachen und die Städte bauen und die Fracht entladen und die Lasten schleppen sollten ... verdammt, ihr wißt schon.
    Wir landeten auf einer Welt, die von armen Teufeln besiedelt worden war, die schon vor zwei Jahrhunderten zu Eingeborenen geworden waren und von der Hand in den Mund lebten, so gut sie konnten. Natürlich begrüßten uns die edlen Nachfahren dieser tapferen Pioniere wie Götter – besonders als ein paar unserer Verteidigungstruppen ein paar ihrer aggressiveren Anführer niedergemetzelt hatten –, und natürlich akzeptierten wir ihre Verehrung als angemessen und ließen sie zusammen mit den Blauhäutigen schuften, den Süden pflügen und unsere wunderbare strahlende Stadt auf dem Hügel erbauen.
    Und es war eine strahlende Stadt auf dem Hügel. Wenn man heute die Ruinen sieht, kann man das unmöglich erkennen. Die Wüste war in den drei Jahrhunderten nicht untätig; die Aquädukte von den Bergen sind eingestürzt und geborsten; die Stadt selbst ist nur noch ein Gerippe. Aber zu ihrer Zeit war die Stadt der Dichter wahrlich strahlend, ein bißchen vom Athen des Sokrates, verbunden mit der intellektuellen Aufbruchstimmung des Venedigs der Renaissance, dem künstlerischen Fieber des Paris zur Zeit der Impressionisten, der wahren Demokratie im ersten Jahrzehnt der Orbitalstädte und der grenzenlosen Zukunft von Tau Ceti Center.
    Aber zuletzt war sie natürlich nichts von alledem. Sie war lediglich Hrothgars klaustropobische Methalle, wo das Ungeheuer draußen in der Dunkelheit lauerte. Wir hatten unseren Grendel, soviel steht fest. Wir hatten sogar unseren Hrothgar, wenn man das glückliche, schwammige Profil des Traurigen Königs Billy nicht zu genau betrachtet. Nur unser Geats fehlte uns; unser großer, breitschultriger kleingeistiger Beowulf mit seiner Bande fröhlicher Psychopathen. Und da uns ein Held fehlte, begnügten wir uns mit der Rolle von Opfern und komponierten unsere Sonette und übten unsere Ballette und entrollten unsere Schriftrollen, während unser Grendel aus Stahl und Dornen die ganze Zeit die Nacht mit Angst erfüllte und Schenkelknochen und Knorpel erntete.
    Und da war ich – damals ein Satyr, das Fleisch als Spiegel meiner Seele geformt – der Vollendung meiner Cantos, meiner Gesänge, meines Lebenswerks, so nahe wie in den ganzen fünf traurigen Jahrhunderten verbohrten Beharrens seither nicht mehr.
    (Ausblenden)
    Da fällt mir ein, daß die Geschichte von Grendel verfrüht ist. Die Darsteller sind noch nicht auf der Bühne versammelt. Nichtlinearer Handlungsaufbau und zähe Prosa haben ihre Anhänger, von denen nicht zuletzt ich einer bin, aber letztendlich, meine Freunde, sind es die Figuren, die dem Velin Unsterblichkeit sichern oder verweigern. Habt ihr nicht auch schon einmal den heimlichen Gedanken gehabt, daß Huck und Jim – in diesem Augenblick – gerade außerhalb unserer Reichweite mit ihrem Floß irgendeinen Fluß befahren und wirklicher sind als der Schuhverkäufer, der uns eines vergessenen Tages bedient hat? Wie dem auch sei, wenn diese Scheißgeschichte schon erzählt werden muß, solltet ihr wenigstens wissen, wer darin vorkommt. Daher werde ich – wie sehr es mich auch schmerzt – noch einmal von vorne anfangen.
     
    Am Anfang war das Wort. Und das Wort war im klassischen Binärcode programmiert. Und das Wort lautete: »Es werde Leben!« Und so wurde irgendwo in den TechnoCore-Grüften auf dem Anwesen meiner Mutter eingefrorenes Sperma meines längst verschiedenen Daddy aufgetaut, in Suspension versetzt, durchgeschüttelt wie das Vanillemalz vergangener Tage, in etwas geladen, das teils Spritzpistole und teils Dildo war, und – nach der magischen Berührung mit einem Finger – in Mutter ejakuliert, als der Mond voll und die Eizelle reif war.
    Mutter hätte sich natürlich nicht auf diese barbarische Weise befruchten lassen müssen. Sie hätte sich für Exutero-Befruchtung entscheiden können, einen männlichen Liebhaber mit einem Transplant der DNS meines Vaters, ein Klonsurrogat, eine jungfräuliche Geburt mittels Gensplitting – was ihr wollt ... aber, hat sie mir später gesagt, sie hat die Beine aus Tradition breit gemacht. Ich vermute, so wollte sie es haben.
    Wie dem auch sei, ich wurde geboren.
    Ich wurde auf der Erde geboren ... der Alten Erde, und

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