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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hereinströmte, die sich automatisch zu meiner Weckzeit um 06.30 Uhr geöffnet hatten, war ich einen Augenblick lang hilflos und desorientiert gewesen, hatte immer noch Lenar Hoyt verfolgt und Angst vor dem Shrike und um Het Masteen gehabt. Dann folgte eine Minute, während der die Verwirrung abfiel, als hätte eine Macht mir den Wunsch gewährt, meine eigenen Träume zu träumen, und ich richtete mich keuchend auf, sah mich erschrocken um und rechnete damit, daß der zitronengelbe Teppichboden und das apricotfarbene Licht wie ein Fiebertraum verblassen und nur Schmerzen und Schleim und Blutstürze bleiben würden, Blut auf Leinen; daß sich der helle Raum auflösen und zum schattigen, dunklen Gemach an der Piazza di Spagna werden und über allem das feinfühlige Gesicht von Joseph Severn aufragen würde, der sich nach vorne beugte, beobachtete und mir beim Sterben zusah.
    Ich duschte zweimal, erst mit Wasser, dann mit Schall, zog den neuen grauen Anzug an, der auf dem frisch gemachten Bett für mich bereitlag, als ich aus dem Bad kam, und machte mich auf den Weg, den östlichen Innenhof zu finden, wo – wie mir eine Notiz neben meiner neuen Kleidung verraten hatte – das Frühstück für Gäste des Regierungshauses serviert wurde.
    Der Orangensaft war frisch gepreßt. Der Speck war knusprig und echt. In der Zeitung stand, daß sich Präsidentin Gladstone um 10.30 Uhr Netz-Standard via All-Wesen und die Medien an die Öffentlichkeit wenden würde. Die Seiten waren voll von Nachrichten aus dem Krieg. Flachfotos der Armada leuchteten bunt. General Morpurgo sah mir grimmig von Seite 3 entgegen; die Zeitungen nannten ihn den ›Helden der Zweiten Height-Rebellion‹. Diana Philomel sah von einem nahen Tisch zu mir herüber, wo sie mit dem ihr angetrauten Neandertaler frühstückte. An diesem Morgen trug sie ein förmlicheres Kleid, dunkelblau und längst nicht so offenherzig, aber ein Schlitz an der Seite ließ die Darbietung tags zuvor erahnen. Sie ließ mich nicht los mit ihrem Blick, während sie einen Speckstreifen mit lackierten Fingernägeln hob und geziert abbiß. Hermund Philomel grunzte, als er etwas Erfreuliches im umgeschlagenen Wirtschaftsteil las.
     
    »Der Wanderschwarm der Ousters ... gemeinhin Schwarm genannt ... wurde vor wenig mehr als drei Standardjahren mittels Hawking-Verzerrungsdetektoren im Camn-System aufgespürt«, sagte der junge Offizierssprecher. »Unmittelbar nach der Entdeckung bereitete sich die Task Force 42 von FORCE auf eine Evakuierung des Hyperion-Systems vor und ging von Parvati im Spinup in C-plus-Status mit versiegelten Befehlen, in Portalweite von Hyperion eine Farcastermöglichkeit zu installieren. Gleichzeitig wurde Task Force 87.2 vom Sammelgebiet Solkov-Tikata um Camn III abgezogen mit Befehl, zur Evakuierungsflotte im Hyperion-System zu stoßen, den Wanderschwarm der Ousters zu finden und ihre militärischen Verbände in Gefechte zu verwickeln und aufzureiben ...« Bilder der Armada erschienen auf der AbSchab und vor dem jungen Oberst. Er gestikulierte mit dem Zeigestab, worauf eine Linie rubinroten Lichts sich durch das größere Holo bohrte und eines der Drei-C-Schiffe in der Formation hervorhob. »Task Force 87.2 untersteht dem Befehl von Admiral Nashita an Bord des HS Hebrides ...«
    »Ja, ja«, grunzte General Morpurgo, »das wissen wir alles, Yani. Kommen Sie zum Wesentlichen.«
    Der junge Oberst versuchte ein Lächeln, nickte unmerklich zum General und zu Meina Gladstone und fuhr mit einer nicht mehr ganz so selbstsicheren Stimme fort. »Codierte Fatline-Übertragungen von TF 42 in den vergangenen zweiundsiebzig Stunden Standard melden Scharmützel zwischen Aufklärern der Evakuierungsflotte und der Vorhut des Wanderschwarms der Ousters ...«
    »Des Schwarms«, unterbrach ihn Leigh Hunt.
    »Ja«, sagte Yani. Er drehte sich zu der Schablone um, und fünf Meter Ornamentglas erwachten flammend zum Leben. Für mich bot der Bildschirm ein unverständliches Labyrinth von geheimnisvollen Symbolen, farbigen Vektorlinien, Grundlagencodes und FORCE-Abkürzungen, die zum völligen Durcheinander beitrugen. Vielleicht ergab es auch für die hohen Lamettaträger und Seniorpolitiker im Raum keinen Sinn, aber das ließ selbstverständlich keiner durchblicken. Ich begann eine neue Skizze von Gladstone, mit dem Bulldoggenprofil von Morpurgo im Hintergrund.
    »Erste Berichte sprachen von einer Hawking-Emission in der Größenordnung von viertausend Antrieben, aber das ist eine

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