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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die nur einmal wöchentlich von Keats starten.
    Ich breche morgen früh mit dem Luftschiff auf.
     
    TAG 10:
    Tiere.
    Das erste Landungsteam auf diesem Planeten muss eine Fixierung auf Tiere gehabt haben. Pferd, Bär, Adler. Drei Tage lang krochen wir über einem unregelmäßigen Uferabschnitt namens Mähne die Ostküste von Equus entlang. Am letzten Tag überquerten wir einen Ausläufer des mittleren Meeres zu einem großen Eiland mit Namen Katzeninsel. Heute werden Passagiere und Fracht in Felix entladen, der »Hauptstadt« der Insel. Soweit ich von der Aussichtspromenade und dem Ankerturm erkennen kann, können in dieser bunt zusammengewürfelten Ansammlung von Hütten und Baracken nicht mehr als fünftausend Menschen leben.
    Danach wird das Schiff achthundert Kilometer an einer Kette kleinerer Inseln namens Neun Schwänze entlangkriechen und dann kühn über siebenhundert Kilometer offenes Meer und den Äquator schweben. Das nächste Land, das wir dann sehen werden, ist die Nordwestküste von Aquila, der sogenannte Schnabel.
    Tiere.
    Dieses Beförderungsmittel »Passagierluftschiff« zu nennen, ist eine Übung in kreativer Semantik. Es besteht aus einer riesigen Schwebeeinrichtung mit Frachträumen, die so groß sind, dass sie die gesamte Stadt Felix übers Meer befördern könnten und immer noch Platz für Tausende Ballen Fiberplastik hätten. Die weniger bedeutende Fracht – wir Passagiere  – muss derweil zusehen, wo sie bleibt. Ich habe eine
Pritsche bei der Ladeschleuse am Heck aufgestellt und mir dort eine behagliche Nische für mich, mein persönliches Gepäck und die drei großen Kisten Expeditionsausrüstung geschaffen. In meiner Nähe haust eine achtköpfige Familie – eingeborene Plantagenarbeiter, die von einer zweimal im Jahr unternommenen Einkaufstour in Keats zurückkehren –, und auch wenn mir der Lärm und Gestank ihrer eingesperrten Schweine oder das Quietschen ihrer Futterhamster nichts ausmachen, ist das Krähen ihres armen, benebelten Hahns in manchen Nächten mehr, als ich ertragen kann.
    Tiere!
     
    TAG 11:
    Heute Abend Dinner über dem Promenadendeck mit Bürger Heremis Denzel, Professor im Ruhestand einer kleinen Pflanzeruniversität nahe Endymion. Er klärte mich darüber auf, dass die Erstgelandeten auf Hyperion keineswegs Tierfetischisten waren; die offiziellen Namen der drei Kontinente sind nicht Equus, Ursa und Aquila, sondern Creighton, Allensen und Lopez. Er führte weiter aus, dies sei zu Ehren von drei mittleren Beamten des alten Erkundungsdienstes geschehen. Dann schon lieber der Tierfetischismus!
    Das Essen ist vorbei. Ich bin allein auf der Außenpromenade und betrachte den Sonnenuntergang. Der Laufsteg hier wird von den vorderen Frachtmodulen abgeschirmt, daher ist der Wind wenig mehr als eine salzige Brise. Über mir krümmt sich die orangerote und grüne Haut des Luftschiffs. Wir befinden uns zwischen zwei Inseln; das Meer hat eine satte Türkisfarbe mit dunkelblauen Untertönen, eine Umkehr der Himmelsfarben. Eine Gruppe hoher Zirruswolken fängt den letzten Rest Licht von Hyperions zu kleiner Sonne ein und glüht wie brennende Korallen. Abgesehen vom leisen Summen der elektrischen Turbinen ist kein Laut zu hören. Dreihundert Meter
tiefer hält der Schatten eines riesigen rochenähnlichen Meereslebewesens mit dem Luftschiff Schritt. Vor einem Augenblick verharrte ein Vogel oder ein Insekt, groß und bunt wie ein Kolibri, aber mit hauchzarten Schwingen von einem Meter Spannweite, fünf Meter vor mir, um mich einer Begutachtung zu unterziehen, ehe er mit angelegten Flügeln zum Meer hinabtauchte.
    Edouard, heute Abend fühle ich mich sehr einsam. Es würde mir helfen, wenn ich wüsste, dass du noch am Leben bist, noch im Garten arbeitest und abends in deinem Arbeitszimmer schreibst. Ich dachte, meine Reise würde meinen alten Glauben an St. Teilhards Konzept des Gottes erneuern, in dem der Christus der Evolution, das Persönliche und das Universelle, das En Haut und das En Avant vereint sind, aber eine solche Erneuerung zeichnet sich nicht ab.
    Es wird dunkel. Ich werde alt. Ich verspüre etwas … noch keine Reue … ob meiner Sünde, dass ich die Ergebnisse der Ausgrabungen auf Armaghast gefälscht habe. Aber, Edouard, Eure Exzellenz, wenn die Kunstgegenstände dort auf das Vorhandensein einer christlich orientierten Kultur hingedeutet hätten – fast sechshundert Lichtjahre von der Alten Erde entfernt und fast dreitausend Jahre bevor der Mensch die Oberfläche

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