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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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werden Sie dann in alle Ewigkeit in Ihren Träumen leiden?«
    Darauf wusste ich keine Antwort, daher stand ich nur da und sagte nichts.
    »Morgen nach der Konferenz werden wir uns unterhalten«, sagte Meina Gladstone. »Gute Nacht, M. Severn. Ich wünsche Ihnen angenehme Träume.«
    8
    Martin Silenus, Sol Weintraub und der Konsul stolpern die Dünen hinauf Richtung Sphinx, als Brawne Lamia und Fedmahn Kassad mit dem Leichnam von Pater Hoyt zurückkehren. Weintraub schlingt das Cape eng um sich und versucht, sein Baby vor dem Toben des wehenden Sands und den zuckenden Blitzen zu schützen. Er beobachtet, wie Kassad mit seinen langen, schwarzen, karikaturhaften Beinen den elektrisch aufgeladenen Sand der Dünen herunterkommt und Hoyts Arme und baumelnde Hände sich bei jedem Rutschen und jedem Schritt leicht bewegen.
    Silenus ruft, aber der Wind verweht die Worte. Brawne Lamia deutet auf das einzige Zelt, das noch steht; der Sturm hat die anderen umgerissen oder fortgeweht. Sie drängen sich in Silenus’ Zelt, Oberst Kassad als Letzter, er reicht den Leichnam behutsam hinein. Drinnen kann man ihre Rufe über das Klatschen des Fiberplastik und dem Lärm der Blitze, die sich wie reißendes Papier anhören, deutlich verstehen.
    »Tot?«, ruft der Konsul und schlägt den Mantel zurück, den Kassad um Hoyts nackten Körper geschlungen hat. Die Kruziform leuchtet rosa.

    Der Oberst deutet auf die Signalleuchten, die auf der Oberfläche des FORCE-Medpacks blinken, das an der Brust des Priesters befestigt ist. Die Lichter blinken rot, abgesehen vom gelben Leuchten der Kapillaren, die das System in Betrieb halten. Hoyts Kopf fällt zurück, und jetzt kann Weintraub die Tausendfüßlerklammer sehen, die die unregelmäßigen Ränder der aufgeschlitzten Kehle zusammenhält.
    Sol Weintraub versucht, den Puls mit der Hand zu ertasten, findet keinen. Er beugt sich nach vorn und drückt das Ohr auf die Brust des Priesters. Einen Herzschlag hört er nicht, aber der Wulst der Kruziform drückt sich heiß gegen seine Wange. Er sieht Brawne Lamia an. »Das Shrike?«
    »Ja … Ich glaube es … Ich weiß es nicht.« Sie deutet auf die antike Pistole, die sie noch in der Hand hält. »Ich habe das Magazin leergeschossen. Zwölf Schüsse auf … was es auch gewesen ist.«
    »Haben Sie es gesehen?«, wendet sich der Konsul an Kassad.
    »Nein. Ich habe den Raum zehn Sekunden nach Brawne betreten, aber ich habe überhaupt nichts gesehen.«
    »Was ist mit Ihren beschissenen Soldatenspielzeugen?«, sagt Martin Silenus. Er drückt sich an die hintere Zeltwand und hat beinahe Embryonalhaltung eingenommen. »Hat diese ganze FORCE-Scheiße nicht irgendetwas gezeigt?«
    »Nein.«
    Ein leises Alarmsignal ertönt aus dem Medpack, worauf Kassad eine neue Plasmakartusche vom Gürtel nimmt, in die Kammer des Packs einführt, dann auf die Fersen zurückwippt, das Helmvisier herunterklappt und den Zelteingang im Auge behält. Der Helmlautsprecher verzerrt seine Stimme. »Er hat mehr Blut verloren, als wir hier kompensieren können. Hat sonst noch jemand Erste-Hilfe-Ausrüstung mitgebracht?«
    Weintraub kramt in seinem Rucksack. »Ich habe eine Grundausrüstung.
Aber nicht genug hierfür. Was ihm auch die Kehle aufgeschlitzt haben mag, es hat alles durchschnitten.«
    »Das Shrike«, flüstert Martin Silenus.
    »Einerlei«, sagt Lamia, die die Arme fest um die Knie geschlungen hat, damit ihr Körper nicht mehr so sehr zittert. »Wir müssen Hilfe holen.« Sie sieht den Konsul an.
    »Er ist tot«, sagt der Konsul. »Nicht einmal die medizinische Versorgung eines Schiffs könnte ihn wieder zurückholen.«
    »Wir müssen es versuchen !«, schreit Lamia, beugt sich nach vorn und packt den Konsul am Kragen. »Wir können ihn nicht diesen … diesen Dingern überlassen …« Sie deutet auf die Kruziform, die unter der Haut auf der Brust des toten Mannes leuchtet.
    Der Konsul reibt sich die Augen. »Wir können den Leichnam vernichten. Benützen Sie das Gewehr des Oberst …«
    »Wir werden sterben, wenn wir nicht aus diesem Scheißsturm herauskommen!«, brüllt Silenus. Das Zelt vibriert, bei jedem Windstoß klatscht Fiberplastik gegen Kopf und Rücken des Dichters. Das Geräusch von Sand auf Stoff draußen hört sich an wie eine Rakete beim Start. »Rufen Sie das gottverdammte Schiff! Rufen Sie es!«
    Der Konsul zieht den Rucksack näher zu sich, als wollte er das antike Komlog beschützen, das sich darin befindet. Schweiß glitzert auf seinen Wangen und der

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