Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
letzten Tagen kann die Kirche theologische Häresie akzeptieren, aber kein falsches Spiel mit wissenschaftlichen Protokollen dulden.«
    »War Armaghast so?«, fragte Sol und machte eine Geste mit dem Arm, die das Tal, die Gräber und die umliegende Wüste mit einschloss.
    Duré sah sich um, und für einen Moment waren seine Augen strahlend. »Staub und Gestein und das vorherrschende Gefühl des Todes, ja. Aber dieser Ort hier ist unendlich bedrohlicher. Etwas hier hat sich dem Tod noch nicht unterworfen, obwohl das schon längst hätte geschehen müssen.«
    Der Konsul lachte. »Hoffen wir, dass wir in diese Kategorie fallen. Ich werde das Komlog zu dem Sattel da oben schleppen
und noch einmal versuchen, Relaiskontakt mit dem Schiff herzustellen.«
    »Ich komme mit«, sagte Sol.
    »Und ich«, sagte Pater Duré, der aufstand, nur einen Augenblick schwankte und sich weigerte, die Hand zu nehmen, die Sol ihm darbot.
     
    Das Schiff reagierte nicht auf Anfragen. Ohne Schiff gab es keine Fatlineverbindung zu den Ousters, dem Netz oder sonst etwas außerhalb von Hyperion. Die normalen Komfrequenzen waren ausgefallen.
    »Könnte das Schiff zerstört worden sein?«, fragte Sol den Konsul.
    »Nein. Die Botschaft wird empfangen, nur nicht beantwortet. Gladstone hält das Schiff immer noch in Quarantäne.«
    Sol sah blinzelnd über das Ödland zu den Bergen, die in der Hitze flimmerten. Mehrere Klicks näher ragten die Ruinen der Stadt der Dichter zerklüftet vor dem Himmel auf. »Auch gut«, sagte er. »Wir haben auch so schon einen deus ex machina zu viel.«
    Da fing Pater Duré an zu lachen, ein tiefes, aufrichtiges Gel ächter, das erst aufhörte, als er zu husten begann und einen Schluck Wasser trinken musste.
    »Was ist denn?«, fragte der Konsul.
    »Der deus ex machina. Worüber wir vorhin gesprochen haben. Ich vermute, genau das ist der Grund, weshalb jeder von uns hier ist. Der arme Lenar mit seinem Gott in der Maschine in Gestalt der Kruziform. Brawne mit ihrem wiederbelebten Dichter, der in der Schrön-Schleife gefangen ist, die die machina sucht, um ihren persönlichen deus zu befreien. Sie, Sol, der darauf wartet, dass der dunkle deus das schreckliche Problem Ihrer Tochter löst. Der von Maschinen erzeugte Core, der seinen eigenen deus bauen möchte.«

    Der Konsul rückte die Sonnenbrille zurecht. »Und Sie, Pater?«
    Duré schüttelte den Kopf. »Ich warte darauf, dass die größte machina von allen ihren deus produziert – das Universum. Wie sehr beruhen meine Zweifel an St. Teilhard darauf, dass ich keine Spur eines lebenden Schöpfers in der modernen Welt finden konnte? Ich bin wie die Intelligenzen des TechnoCore und versuche zu bauen, was ich anderswo nicht finden kann.«
    Sol sah zum Himmel. »Welchen deus suchen die Ousters?« Der Konsul antwortete. »Sie sind wahrhaftig von Hyperion besessen. Sie glauben, dass dies die Geburtsstätte einer neuen Hoffnung für die Menschheit sein wird.«
    »Wir sollten lieber wieder nach unten gehen«, sagte Sol, der Rachel vor der Sonne schützte. »Brawne und Martin müssten vor dem Abendessen wieder hier sein.«
    Aber sie kehrten nicht zum Abendessen zurück. Und bei Sonnenuntergang war immer noch keine Spur von ihnen zu sehen. Der Konsul ging stündlich zum Eingang des Tals, kletterte auf einen Felsen und suchte nach Bewegungen in den Dünen und dem Geröllfeld. Er sah keine. Der Konsul wünschte sich, Kassad hätte eines seiner Verstärkerferngläser dagelassen.
    Noch bevor der Himmel die Farbe der Dämmerung annahm, kündeten Lichtexplosionen am Zenit von der anhaltenden Schlacht im Weltraum. Die drei Männer saßen auf der obersten Treppenstufe in der Sphinx und betrachteten das Lichterspektakel – langsame Explosionen in grellstem Weiß, dunkelrote Blüten und plötzliche orangefarbene und grüne Streifen, die Nachbilder auf der Netzhaut hinterließen.
    »Was meinen Sie, wer gewinnt?«, fragte Sol.
    Der Konsul sah nicht auf. »Das ist unwichtig. Glauben Sie, wir sollten heute Nacht nicht in der Sphinx schlafen? In einem der anderen Gräber warten?«

    »Ich kann die Sphinx nicht verlassen«, sagte Sol. »Aber Sie können gern gehen.«
    Duré berührte das Baby an der Wange. Rachel bearbeitete den Schnuller, die Wange bewegte sich unter Durés Finger. »Wie alt ist sie jetzt, Sol?«
    »Zwei Tage. Fast genau. Sie würde auf diesem Längengrad etwa fünfzehn Minuten nach Sonnenuntergang, Hyperion-Zeit, geboren worden sein.«
    »Ich gehe rauf, zum letzten Mal

Weitere Kostenlose Bücher